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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Sie trat einen Schritt zurück und prüfte die Temperatur mit der Hand. Als es ihr ausreichend warm erschien, stellte sie sich darunter.
    Helen wählte die Dusche auf der gegenüberliegenden Seite.
    »Abilene ist ein cooler Name«, sagte Vivian.
    »Danke.«
    »Bist du dort gezeugt worden?«, fragte Cora.
    »Nein. Ich wurde nach dem Song benannt.«
    Vivian begann das Lied zu summen, während sie sich die Beine einseifte.
    Abilene fing an, sie zu mögen.
    »Es war das Lieblingslied meiner Eltern«, sagte sie. »Sozusagen ihr Lied, versteht ihr? Außerdem schreibt mein Dad Westernromane.«
    »Ohne Scheiß?«, sagte Cora. »Kein Wunder, dass du in Daltons Kurs so gut bist.«
    »Mit Shakespeare komme ich jedenfalls nicht so ganz klar.«
    »Der Kerl hätte es mal mit Englisch versuchen sollen.«
    »Ich habe ziemlich gute Erläuterungen für Othello « , sagte Vivian. »Ich kann sie dir gern mal leihen.«
    »Danke.«
    Eigentlich ist sie ganz nett, dachte Abilene. Sie fühlte sich ein bisschen schäbig, weil sie sie so vorschnell in eine Schublade gesteckt hatte.
    Nur weil sie umwerfend aussieht, muss sie noch lange keine Schlampe sein.
    Trotzdem. Gerade hier, im Duschraum, war ihre Schönheit schon ziemlich verstörend.
    Neben ihr kam sich Abilene fast hässlich vor, obwohl sie eigentlich nicht zu verachten war – sie war schlank, blond und hatte ein annehmbares Gesicht. Nur ihre Sommersprossen störten sie, aber die Jungs schienen sie niedlich zu finden.
    So bin ich eben, dachte sie. Niedlich. Gewöhnlich.
    Im Gegensatz zu Vivian, dem Supermodel.
    Selbst Cora, die ihrerseits ziemlich gut ausgestattet war, verblasste gegen das Mädchen, das neben ihr duschte. Cora war in etwa so groß wie Vivian, aber da hörten die Gemeinsamkeiten auch schon auf. Ihr Gesicht wirkte frisch und gesund, haute einen jedoch nicht unbedingt vom Hocker. Statt einer wallenden Mähne trug sie ihr blond gelocktes Haar kurz geschnitten. Sie hatte breite Schultern, volle Brüste und recht umfangreiche Hüften. Obwohl sie viel schwerer als ihre Zimmergenossin wirkte, war sie trotzdem nicht dick. Eher athletisch.
    Abilene wandte sich Helen zu, die mit hängendem Kopf ein Seifenstück über eine Brust gleiten ließ. Helen war weder hübsch noch athletisch, ja nicht einmal gewöhnlich und niedlich. Sie war einfach nur hässlich, fett und plump.
    Abilene wusste, dass sie im Moment durch die Hölle ging.
    »Hast du einen Roman von deinem Vater?«
    »Nicht hier.«
    »Gibt es welche davon hier im Buchladen auf dem Campus?«
    »Nein, aber im Supermarkt.« Sie hatte das Gefühl, Helen gänzlich zu übergehen. Aber vielleicht war dem Mädchen das auch lieber so.
    »Wie heißt er?«
    »Alex Randolph.«
    »Aha. Beim nächsten Mal nehme ich eins mit.«
    Sie spritzte sich etwas Shampoo auf die Handfläche und massierte es sich ins Haar. »Hm. Helen, was hältst du eigentlich von McMasters?«
    »Er ist okay«, murmelte Helen, ohne den Kopf zu heben.
    »Ich habe gehört, dass er mal Ausbilder bei den Marines war.«
    »Er ist ein Arschloch«, sagte Cora.
    »Wir sind zusammen in seinem Achtuhrkurs«, klärte Vivian Abilene auf. Schaum lief ihr in Bahnen das Gesicht hinunter. »Was ist mit dir?«
    »Ich habe erst nächstes Semester das Vergnügen.«
    »Er ist echt ein Arschloch«, wiederholte Cora.
    Vivian wandte sich zu ihr um. »Wenn du mal pünktlich kämst, hättest du auch keinen Stress mit ihm.«
    »Das glaubst auch nur du.«
    Vivian lachte. »Zu mir und Helen ist er immer nett.«
    »Aber nur, weil Helen so schlau ist und du ihn um den Finger gewickelt hast.« Cora beugte sich zu Abilene vor. »Du solltest das mal sehen. Der Kerl wird jedes Mal rot, wenn er Vivian ansieht.«
    »Tja, er verzehrt sich eben nach mir.«
    Helen brach in Gelächter aus. Sie hob den Kopf, und ihr Mund hatte sich zu einem breiten Grinsen verzogen. Der Lachanfall ließ ihre Brüste wippen und hüpfen.
    »Das ist die Wahrheit!«, bekräftigte Vivian.
    »Verzehrt sich!«, kicherte Helen.
    »Jetzt lach sie doch nicht aus«, sagte Cora.
    »Tut mir leid, aber … er verzehrt sich nach ihr!«
    Finley erschien im Duschraum.
    Damals war Abilene ihr noch nie begegnet. Und selbst wenn, hätte sie sie nicht wiedererkannt. Ihr Kopf steckte unter einer Gorillamaske.
    Finley trug ein Tanktop, Shorts und Turnschuhe.
    Durch die Augenöffnungen der Maske spähte sie in eine Videokamera.
    Sie tauchte einfach aus dem Dampf auf und richtete im Vorbeilaufen die

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