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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sie nicht gesehen? Sie hat nichts gesagt oder …«
    »Ich weiß ja nicht mal, ob es überhaupt eine Sie war.«
    »Allmächtiger.«
    »Höchstwahrscheinlich nicht.« Helen fing an, sich die Bluse aufzuknöpfen.
    Abilene ging an ihrem Bett vorbei. Vor dem offenen Kleiderschrank zog sie ihre eigene Bluse aus und schlüpfte in den Morgenmantel. Dann schlüpfte sie aus Shorts und Höschen und zog den Gürtel des Mantels zu. Erst danach fiel ihr auf, dass sie eine ziemlich komische Figur abgegeben haben musste.
    Ein bisschen spät für Schamgefühl, oder?
    Seit ihrer ersten Nacht als Zimmergenossinnen hatten sie bestimmte Regeln eingehalten, um ihre Privatsphäre zu wahren. Sie zogen sich nur um, wenn die andere gerade nicht im Zimmer war, oder drehten sich gegenseitig den Rücken zu. Abilene starrte ziemlich oft in ihren Kleiderschrank – eigentlich mehr, um Helen nicht sehen zu müssen, als selbst nicht von ihr gesehen zu werden.
    Wie kindisch.
    Wären sie nicht so verklemmt, wäre Helen auch nicht gezwungen gewesen, mitten in der Nacht zu duschen. Sie hob ihre Klamotten auf und warf sie aufs Bett. »Fertig?«
    »Ja.«
    Sie drehte sich um. Helen hatte sich ihr Nachthemd übergezogen, aber die Arme waren nicht zu sehen – sie waren hinter dem Rücken damit beschäftigt, den BH zu öffnen. Dann zog sie das Wäschestück durch einen der Ärmel.
    »Du wirst das doch niemandem erzählen, oder?«, fragte Helen.
    »Was dir passiert ist?«
    »Ja. Es ist … irgendwie peinlich. Ich will nicht, dass sich die Leute das Maul darüber zerreißen. Eigentlich würde ich die ganze Sache am liebsten vergessen. Okay?«
    »Klar. Ich sag's niemandem. Wir wissen ja nicht einmal, wer es überhaupt war. Wir würden nur alle in Panik versetzen.«
    »Danke.«
    Sie suchten Waschlappen, Handtücher, Seife und Shampoo zusammen. Abilene ließ den Zimmerschlüssel in eine Morgenmanteltasche gleiten, dann folgte sie Helen in den Korridor, zog die Tür zu und überprüfte, ob sie auch wirklich verschlossen war.
    Der Korridor war von Musik, Stimmen und Gelächter erfüllt. Auf ihrem Weg zum Bad kamen sie an mehreren offenen Türen vorbei. Die Mädchen dahinter lagen auf ihren Betten oder saßen an den Schreibtischen. Einige lernten, andere unterhielten sich oder starrten in ihre kleinen Fernsehgeräte. Manche knabberten etwas oder tranken etwas. Abilene nickte und lächelte jeder zu, die sie bemerkte. Obwohl sie sie alle vom Sehen her kannte, konnte sie sich nur an wenige Namen erinnern.
    Das Badezimmer befand sich vor einer Doppeltür, die den Ostflügel von der übrigen Hadley Hall trennte.
    Abilene betrat den Waschraum zuerst. Es war niemand zu sehen, aber das Geräusch von fließendem Wasser drang aus den Duschkabinen.
    »Vielleicht sollten wir später noch mal wiederkommen«, flüsterte Helen.
    »Jetzt mach dich nicht lächerlich. Komm schon.«
    Helen zog eine Grimasse, folgte ihr aber an den Toiletten vorbei in den Umkleideraum. Dampf strömte aus den Duschkabinen. Sie hörte fröhliche Stimmen durch den gefliesten Raum hallen.
    Abilene schlüpfte aus den Sandalen, stellte ihre Sachen auf eine Bank und zog den Morgenmantel aus. Sie rollte ihn zusammen, legte ihn neben ihr Handtuch und hob Shampoo und Seife auf. Dann sah sie Helen an, deren große Brüste wippend den Saum ihres Nachthemdes streiften. Helen zog sich das Hemd über den Kopf, warf Abilene einen konfusen Blick zu und legte das Kleidungsstück auf die Bank.
    »Dann mal los«, murmelte sie und wartete, dass Abilene vor ihr den Duschraum betrat.
    Sobald Abilene über die niedrige, geflieste Stufe stieg, umhüllte Dampf ihren Körper.
    Sie hob die Hand. »Hallo«, sagte sie zu den beiden Mädchen, die unter den Duschen auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes standen. Sie kamen ihr beide bekannt vor. »Cora, oder?«, fragte sie diejenige, die ihr am nächsten stand.
    »Tucson?«
    »Nein, Abilene. Das hier ist Helen, meine Zimmergenossin.«
    »Hi«, ließ sich Helen hinter ihrem Rücken vernehmen.
    »Ich bin Vivian«, sagte das andere Mädchen. Abilene hatte noch nie mit ihr gesprochen, sie aber schon öfter gesehen und ihren Namen mitbekommen. Jeder kannte sie. Vivian war bei Weitem das schönste Mädchen unter den Erstsemestern: groß, schlank, mit kastanienbraunem Haar, smaragdgrünen Augen, reiner Haut und umwerfendem Gesicht.
    Abilene hatte sich von ihr ferngehalten, so gut es ging. So eine musste ja eine Zicke sein.
    »Freut mich«, sagte sie schnell, stellte sich neben Vivian

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