Das Trumpf-As der Hölle
standen nicht schlecht. Wirklich nicht…
»Sofort!« Arsenius' Stimme unterbrach den Gedankengang des Mischlings. Der hob den Kopf und senkte ihn sofort, denn Arsenius bewegte seine Finger, die bisher ruhig auf der Karte gelegen hatten. Er schob die Nägel unter den Rand der Karte und drehte sie dann gedankenschnell um. »Da ist sie!« sagte er.
Der Mischling starrte auf die Karte, War sie ihm schon in der Größe seltsam vorgekommen, so wunderte er sich über das Motiv, das sie zeigte. Da war kein As oder ein König zu sehen. Weder Dame, Bube noch eine Zahl.
Die Karte bestand aus zwei Motiven. In der Mitte war sie geteilt. Die eine Hälfte, und zwar die, die auf den Mischling wies, zeigte das Gesicht eines Vampirs. Eine schrecklich entstellte Fratze mit grässlichen Zähnen in einem weit aufgerissenen Maul. Die andere Hälfte zeigte ebenfalls ein Gesicht, das der Gefangene jedoch nicht genau erkennen konnte, weil diese Seite zu Arsenius hin gewandt lag.
Arsenius beobachtete den Gefangenen genau. Er sah zuerst den Schrecken im Gesicht des Mannes, dann die Verständnislosigkeit, und zum Schluß war der Mann ratlos.
»Warte, ich drehe sie um.« Geschickt wendete Arsenius die Karte, so dass jetzt das Gesicht des anderen Monsters auf den Gefangenen wies. Der Mischling geriet ins Schwitzen. Diesmal starrte er auf keinen Vampir, sondern auf den Kopf einer ähnlichen Bestie.
Es war ein Werwolf!
Arsenius ließ dem Mann Zeit. »Nun?« erkundigte er sich nach einer Weile.
»Ich… ich habe es gesehen, Sir. Aber ich weiß nicht, was das alles bedeuten soll?«
Arsenius lachte. »Das kann ich mir vorstellen. Aber wir wollen spielen, und das Spiel ist sehr einfach. Gib genau acht! Ich drehe die Karte jetzt. Das ist alles.«
»Und dann?«
»Werden wir weitersehen.«
Dem Mischling war alles egal. Fünf Jahre saß er bereits wegen Raubüberfalls hinter Gittern. Zwei sollte er noch absitzen. Zu verlieren hatte er nichts, und wenn er das Spiel gewann, kam er eventuell frei, obwohl er noch nicht so recht daran glauben wollte.
»Bist du bereit?« fragte Arsenius.
»Ja.«
»Dann gib bitte genau acht.« Arsenius spreizte zwei Finger. Die Kuppe des Zeigefingers lag auf dem Feld, das den Werwolf zeigte, der Daumen auf dem mit dem Vampir.
Der Gefangene stierte die Karte an. Er war nassgeschwitzt. Die Feuchtigkeit lag überall am Körper, er spürte sie auch im Nacken, wo sich die Tropfen gesammelt hatten, und bekam kaum mit, wie Arsenius die Karte gedankenschnell drehte.
Sie bewegte sich wie ein Kreisel, und der Gefangene glaubte, sogar ein schwaches Leuchten auf der Karte zu sehen. Hastig wischte er sich über die Augen. Er hielt den Atem an. Stille hatte sich über den Raum gelegt. Allmählich nur kam die Karte zur Ruhe. Die Kreise wurden langsamer, höchstens noch zweimal konnte sich die Karte um die eigene Achse drehen, dann musste sie liegen bleiben.
Sie stoppte.
Schnaufend atmete der Gefangene aus, während sein Gegenüber leicht geduckt dasaß und seine Blicke nicht von der Karte lösen konnte. Wie würde sie liegen bleiben?
Die Karte stoppte. Ein Bild zeigte auf den Mischling. Es war der Vampir!
Für zwei Sekunden schloss Arsenius die Augen. Dann öffnete er den Mund und atmete tief durch. Langsam lehnte er sich zurück, legte beide Hände auf den Tisch und schaute den Mischling an, der sich noch immer nicht rührte.
Intervallweise hob der Gefangene den Kopf, so dass die Blicke sich begegnen konnten. Seine Lippen bewegten sich. Es fiel ihm schwer, die nächste Frage zu formulieren.
»Du bist neugierig, wie?«
Froh darüber, dass Arsenius ihm die Frage abgenommen hatte, nickte der Gefangene.
»Nun, ich will dir sagen, was mit der Karte und unserem Spiel geschehen ist. Du hast gewonnen!«
Gewonnen, gewonnen…
Die Worte hallten wie Gongschläge im Kopf des Mannes nach. Gewonnen und frei sein. Mein Gott, er hatte es geschafft, seine Chance wahrgenommen. Er kam hier raus. Endlich, nach fünf Jahren. Aber würde der andere sein Versprechen auch einhalten? Davor fürchtete er sich, und diese Furcht lag auch in dem fragenden Blick, den er Arsenius zuwarf.
Der lehnte sich zurück, legte seine Stirn in Falten und nickte. »Was ich versprochen habe, das halte ich«, erklärte er. »Du wirst dieses Gefängnis als freier Mann verlassen, das habe ich dir gesagt, das halte ich auch…«
»Aber ich…«
»Kein Aber. Steh auf und geh!«
»Wirklich?«
»Wenn ich es dir sage!« Die Stimme des Mannes klang
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