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Das Turmzimmer

Das Turmzimmer

Titel: Das Turmzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonora Christina Skov
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schmeicheln, pflegte er zu sagen, dass Paula nicht halb so professionell sei wie ich.
    »Ich möchte gerne Simon besuchen«, verkündete Nella und beugte sich über mich. Sie hatte Schneeflocken im Haar, die in ihre Augen und weiter auf meine Abschrift tropften.
    »Du willst Simon besuchen … jetzt?«
    »Ja, das hatte ich vor.«
    Es gelang mir, schleunigst die Papiere zu retten. Ich versuchte vergebens, eine gute Entschuldigung zu finden, um zu Hause zu bleiben. Lassen Sie mich einfügen, dass danach noch viele Jahre vergingen, bevor Nella und ich Fräulein Lauritsens Tagebücher fanden und damit einen Anlass hatten, über all das zu reden, was vorausgegangen war. Nella hatte mehr als genug damit zu tun, Antonias und Lilys Tod zu verarbeiten, und ich hatte mehr als genug damit zu tun zu überleben. So können lange Perioden des Lebens unglaublich trivial erscheinen, wenn sie gedruckt vor einem liegen. Nella ahnte nicht einmal, dass Ambrosius und ich seit mehreren Jahren in der Wohltätigkeitsbranche tätig waren, und das war an jenem Tag, an dem sie meine Begleitung wünschte, in hohem Grad ein Problem für mich. Die Diamantringe waren mein Problem, denn ich sah keinen anderen Ausweg, als Nella von ihnen zu erzählen.
    »Du hast zwei Diamantringe GESTOHLEN ?«
    »Eigentlich drei, um genau zu sein. Es war zu unser aller Bestem, glaub mir.«
    Nella hatte sich aufgerichtet. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt, und ihre Brauen hatten ein großes Ausrufungszeichen gebildet. Wenn sie etwas wirklich verabscheute, waren das Betrügereien. Doch sie hatte es ja schließlich auch leicht, mit ihrer feinen Herkunft, meine ich.
    »Was bist du nur für ein Mensch, Agnes?«, sagte sie. Heute hätte ich sie wohl darauf hingewiesen, dass meine einfachen Trickdiebstähle mit dem Sündenregister von Liljenholm wohl kaum mithalten konnten, doch damals beugte ich den Kopf und entschuldigte mich. Ich wollte es wirklich nie wieder tun.
    »Versprichst du es?«
    Ich scharrte mit dem Fuß.
    »Du musst Karen unverzüglich anbieten, sie abzubezahlen.«
    Ich hatte noch nie etwas so Bescheuertes gehört, trotzdem willigte ich ein. Bekanntermaßen kann man nicht gleichzeitig klar denken und lieben.
    »Werden wir überhaupt erwartet, Nella?«
    Ich holte meinen Lodenmantel und meine wärmsten Stiefel aus dem Schrank. Sie versuchte erfolglos, mein Haar mit dem Kamm zu zähmen, den sie immer in der Tasche trug.
    »Ich würde an deiner Stelle über einen Hut nachdenken«, sagte sie. Ich ging davon aus, dass das meine Frage verneinte. Andererseits waren wir es schließlich gewohnt, nicht erwartet zu werden, dachte ich. Ich etwas mehr als Nella, könnte man sagen, und außerdem sollte man die Bedeutung eines schnellen rechten Fußes nicht unterschätzen. Er wurde jedenfalls unsere Rettung, als wir die wohlbekannte Tür mit dem Namen Hansen in weißer Schrägschrift auf der schwarzen Platte über dem Briefschlitz erreicht hatten. Sobald Frau Hansen die Tür einen Spalt geöffnet und mich wiedererkannt hatte, versuchte sie nämlich, uns die Tür vor der Nase zuzuknallen. Doch mein Fuß war schneller. Er stand, wo er stand, ungeachtet, wie sehr Frau Hansen auch schob und sich abmühte. Ich fand es schon bemerkenswert, dass sie um Hilfe zu rufen begann. Alles in allem waren wir schließlich nur zwei Frauen, die gerne ein paar Worte mit Simon wechseln wollten. Nella trat vor.
    »Mein Name ist Nella von Liljenholm«, sagte sie. »Ich bin Simons Tochter. Wären Sie bitte so freundlich, uns hereinzulassen?«
    Obwohl ich nicht zum ersten Mal erlebte, wie Nella ihre völlig natürliche Autorität ausspielte, war ich noch immer zutiefst beeindruckt. Sowohl von der Tür, die beim Klang ihres Namens leise aufglitt, als auch von der Selbstverständlichkeit, mit der sie eintrat und Frau Hansen die Hand schüttelte. Anschließend entschuldigte sie sich für unser Hereinplatzen.
    »Ich möchte meinen Vater wirklich gerne sehen«, sagte Nella. Frau Hansen rührte sich nicht. Wenn ich darüber nachdenke, hatte sie tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Lillemor an dem besagten Abend vor sechs Jahren, denn ihr Gesicht fiel auf die gleiche Weise in sich zusammen. Sie versuchte, ihre hellblaue Bluse fest um sich zu ziehen, und fragte, ob sie uns ein Glas Sherry anbieten könne.
    »Lieber Kaffee oder Tee, wenn Sie welchen haben.«
    »Natürlich, Frau Liljenholm.«
    »Fräulein Liljenholm.«
    »Entschuldigen Sie vielmals. Einen Augenblick, ich bin gleich wieder

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