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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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wie Strahlen von einem Laserschwert. Hier und da blitzten in den Strahlen eine Rüstung oder eine Waffe, aber mehr als ein Dämmerlicht gab das alles zusammen nicht. Wir rückten ein paar von den Truhen zusammen, die dort überall stehen, und setzten uns darauf im Kreis. Ich spitzte die Ohren, ob man von dem Lärm draußen was hörte. Aber es war totenstill.
    »Die Wände sind dick«, sagte Kuno, als könnte er meine Gedanken lesen. Und dann erzählte er.
    »Dass es ein Turnier gibt, habt ihr ja gehört«, begann er. »Es ist das erste seit bald zwanzig Jahren. Früher war das Wackerburger Turnier im ganzen christlichen Abendland berühmt, sogar englische und französische Ritter sind gekommen, um sich im Streit mit Pferd und Lanze zu messen. Aber dann haben sich die Zeiten geändert.Immer mehr Burgherren haben zu Turnieren geladen, und jeder wollte sich mit den besten und berühmtesten Rittern schmücken. Immer kostbarer wurden die Preise für den Sieger, und manche haben sogar schon dafür bezahlt, dass ein berühmter Ritter überhaupt kam. Am Ende ging es nicht mehr um Ruhm und Ehre, sondern nur noch ums Geld …«
    »Wie im Fußball«, warf ich ein.
    »Im was?«, fragte Kuno.
    »Erklär ich euch später mal«, sagte ich. Klar, woher sollten die Fußball kennen?
    »Wir Wackerburger können da nicht mithalten«, fuhr Kuno fort. »Mein Großvater hat’s noch versucht, aber dann ist es auch mit den Wolfeckern drüben immer schlimmer geworden. Die haben für ihre Raubzüge immer mehr üble Gesellen angeworben, und je mehr sie wurden, desto gieriger wurden sie. Wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte ausgegangen ist, braucht ihr euch ja nur ihre Burg und unsere anzuschauen …«
    Das stimmte natürlich. Wenn man sie mit Wolfeck verglich, sah die Wackerburg mit ihren bröckeligen Mauern und Zinnen wirklich nicht so toll aus. Trotzdem war sie mir tausendmal lieber.
    »Aber Turniere veranstalten die Wolfeckernicht?«, fragte ich, und noch bevor ich den Mund wieder zuhatte, wusste ich, dass ich ihn besser gleich gehalten hätte.
    »Hallo?«, sagte Rigobert, der bisher still auf seiner Truhe gesessen hatte.
    »Jemand zu Hause da oben?«, fragte Dagobert und tippte sich gegen die Stirn.
    »Raubritter?«
    »Ein Turnier?«
    Die beiden verdrehten die Augen und patschten die Hände überm Kopf zusammen. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, wo sie sich einig waren, aber sie hatten ja recht. Es war schon eine selten dämliche Frage.
    »Natürlich nicht«, sagte Kuno. »Kein Ritter von Ehre käme da doch hin, nicht für alles Geld der Welt.«
    Das war dann wohl der große Unterschied zum Fußball, aber das sagte ich natürlich nicht.
    »Raubritter dürfen auch selbst nicht an Turnieren teilnehmen«, fuhr Kuno fort. »Und … äh … wo war ich stehen geblieben?«
    »Daff ef fon lange keine Turniere mehr bei euf gibt«, sagte Robert.
    »Genau. Aber jetzt hat es sich mein Vater doch anders überlegt, weil es nun mal Ehrensache istfür Burgherren, dass sie wenigstens einmal im Leben zum Turnier laden. Darum hat er Herolde ausgeschickt, die es überall verkünden sollten, und erst hat es ausgesehen, als wollte überhaupt keiner kommen, aber als es hieß, der Schwarze Ritter würde antreten, konnten wir uns vor Anmeldungen nicht retten.«
    »Der Schwarze Ritter ist einer von den ganz Berühmten, stimmt’s?«, sagte ich.
    Rigobert und Dagobert verdrehten wieder die Augen, und Kuno nickte.
    »Der berühmteste von allen«, sagte er. »Das heißt, außer …« An der Stelle zögerte er, als fiele ihm das, was er gleich sagen musste, nicht leicht. »… außer vielleicht dem Weißen.«
    Und jetzt passierte was Komisches: Robert nahm das Zauberschwert, das er auf dem Boden abgelegt hatte, kletterte auf seine Truhe und hielt das Schwert mit beiden Händen so vor sich, dass es mit der Spitze vor seinen Füßen auf dem Truhendeckel zu stehen kam. Der Griff reichte ihm dabei fast bis zur Nase, die ganz schön geschwollen aussah, und gerade als ich ihn fragen wollte, was das sollte, sagte er feierlich:
    »Der Weife ift ein Fief ling, und fir ferden ihm daf Handferk legen!«
    Es sah komisch aus und hörte sich komisch an, aber glaubt es oder glaubt es nicht: Niemand lachte. Weil nämlich auch die Wackerburger Freunde merkten, dass es Robert ernst war. Vielleicht machten sie sich sogar Sorgen um ihn.
    Ich machte sie mir jedenfalls. Ich hab ja schon erzählt, dass er manchmal auf komische Ideen kommt. Und so, wie jetzt seine Augen funkelten,

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