Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
glaube ich nicht. Aber ich glaube, dass Tannia eine Hexe gewesen ist. Genau wie du. Wer sonst hat Kräuter, Wurzeln und ähnliche Sachen zu Hause?! Sie muss jemand gewesen sein, der die Zauberkunst verstanden hat und daher auch ungewöhnliche Sachen mit Gegenständen hat anstellen können.«
»Was denn für Sachen?«
Primus bewegte die Finger. »Hokuspokus«, summte er, »und schon sieht das Buch anders aus.«
»Du meinst, sie hat es verwandelt?«
»Jaaaa«, strahlte er, »genau das meine ich. Tannia hat dem Buch eine völlig andere Form verpasst. Eine, die nicht im Entferntesten nach einem Buch aussieht.« Freudig verschränkte er die Arme. »Wenn das stimmt, dann hätten wir noch lange danach suchen können.«
Langsam sah sich Plim im Zimmer um. »Da könntest du vielleicht Recht haben«, flüsterte sie. »Das also hat Tannia gemeint, als sie in ihrem Brief schrieb, sie hätte es für Ulme zurechtgemacht . Verflixt, dass wir da nicht gleich draufgekommen sind.« Sie pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute Primus scharf an. »Dann kann es jetzt aber jegliche Form haben«, fiel es ihr ein. »Vom Blumentopf bis zum Nachttopf. Hinter allem könnte das seltsame Buch stecken.«
»Schon richtig«, sagte er, »aber Tannia hat es auf jeden Fall in etwas Nettes verzaubert, so viel steht fest. Immerhin schreibt Tannia von einem Gegenstand, an dem Ulme seine Freude haben sollte. Was könnte das wohl sein?« Er machte eine kurze Pause und blickte sie fordernd an. »Komm schon«, sagte er, »du machst doch ständig solche Späße. In was würdest du ein Buch verzaubern, um es immerzu bei dir tragen zu können? Und was müsste man anschließend machen, um es wieder in die Form des Buches zurückzuverwandeln?«
Plim hob die Schultern. »Da muss ich erst überlegen«, antwortete sie. »Wahrscheinlich würde ich ein Schmuckstück daraus machen oder so ähnlich. Auf jeden Fall braucht man zum Entzaubern weiter nichts als eine simple Mixtur, mit der man den Gegenstand einschmiert oder ihn ein klein wenig beträufelt. Das ist ganz einfach, überhaupt kein Problem. Es sind immer dieselben Rezepte, die man dazu benutzt. Die lernt man schon im ersten Semester.«
»Gut«, sagte Primus, »dann werden wir von jetzt an unsere Suche ändern. Wir halten ab sofort nicht mehr nach einem Buch aus Messing Ausschau, sondern nach irgendetwas Schönem, das auch aus Messing besteht und hier in der Hütte herum…« Der Rest des Satzes blieb Primus im Halse stecken.
Regungslos stand er da und hielt inne. Dann fuhr er wie vom Blitz getroffen herum. »Wo sind die Amulette, die du vorhin gefunden hast?«, rief er. »Du weißt schon, dieser ganze Krimskrams, der im Keller hinter dem Tisch lag. Ist das alles in deiner Handtasche?« Er deutete auf Plims größtes Heiligtum.
» PAH «, schnappte sie und drückte das Arztköfferchen stolz an ihre Brust. »Da kannst du mal sehen. War doch gut, dass ich gleich alles eingepackt habe. Am Ende hättest du jetzt noch mal dort hinuntersteigen und die Sachen einsammeln müssen.«
Voller Ungeduld zappelte Primus auf der Stelle. »Jetzt mach sie schon auf«, drängelte er, »wir sind bestimmt auf der richtigen Fährte.«
Sie stellte die Tasche auf den Boden und ließ den Verschluss schnalzen. Dann klappte sie sie auf.
Ach du meine Güte, dachte sich Primus, als er den Inhalt erblickte. Wofür schleppt sie nur all diesen Krempel mit sich herum?! Von der Mausefalle bis zur Eisensäge hatte die gute Miss Plim alles dabei, womit man auch nur annähernd Schindluder treiben konnte.
Geschwind holte Plim die ganzen Sachen hervor, die sie im Keller eingesteckt hatte. Sie breitete diese der Reihe nach auf dem Boden aus und setzte sich breitbeinig davor. Gemeinsam betrachteten sie daraufhin die glänzenden Gegen-stände:
Es waren zwei Stricknadeln, vier kleine Sterne, ein Schlüssel, ein Pendel, sechs Armreife, eine Handvoll Ketten und drei Amulette, die aussahen wie flache Goldtaler ohne Gravur. All die Dinge waren aus Messing – und sie alle glitzerten wie von Meisterhand poliert.
Primus setzte sich neben Plim auf den Boden. »Was denkst du? Könnte sich hinter irgendeinem dieser Stücke das Buch verbergen?«
»Na, aber sicher«, antwortete Plim. »Es ist genau, wie ich schon sagte. Die Form, die du dafür wählst, ist völlig egal. Im Zweifelsfall könnte es sogar eine von diesen Stricknadeln hier sein.«
Primus war fasziniert. »Und du kannst so etwas wieder entzaubern?«
»Och, das ist
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