Das Unmoralische Angebot des Prinzen
hatte, Frieden fand. Was Gabrielle erzählen konnte, mochte dazu beitragen, den König in den Augen seines rachsüchtigen Sohnes zu rehabilitieren oder seine Schuld zumindest abzuschwächen. Sie musste die Chance ergreifen.
Also erzählte sie Durante alles, was sie wusste.
Durante hörte Gabrielle zu, und während er ihren Worten lauschte, spürte er eine eisige Klammer, die sich um sein Herz schloss, denn Gabrielle ließ durch nichts erkennen, dass sie ihm auch nur halbwegs traute. Sie redete klug und gefasst, aber ihr Gesicht wirkte wie versteinert, ihre Bewegungen waren wie ferngesteuert. Sie tat ihre Pflicht, so wie ein Roboter, den man programmiert hatte.
Durante begriff, dass er schuld an diesem Zustand war. Er hatte ihr das angetan. Und er nahm sich vor, diesen Zustand zu ändern, koste es, was es wolle. Während er ihr zuhörte, achtete er auf irgendeinen Hinweis, auf irgendeine winzige Information, die ihm den Weg weisen konnte, wie er die Wunden, die er geschlagen hatte, heilen konnte. Doch alles, was er erfuhr, erschütterte sein Weltbild noch mehr, ließ ihn vor Scham erblassen. Da waren Menschen, denen er viel bedeutete und die ihn rausholen wollten aus seiner selbst gewählten Isolation. Er sollte Glück finden, Zukunft und Zufriedenheit.
Es stellte sich heraus, dass sein Vater das Ganze in die Wege geleitet hatte, aber es war ganz anders, als er, Durante, geglaubt hatte. Sein Vater kannte ihn offenbar viel besser als er sich selbst. Er schien gewusst zu haben, dass Gabrielle die Frau war, die ihn retten konnte, wenn er sich in sie verliebte. Also hatte sein Vater Gabrielle zu ihm geschickt. Und obwohl für sie alles als offizieller Auftrag begonnen hatte, war das Wunder geschehen, und sie hatten sich ineinander verliebt.
Alles wäre einfach gewesen, hätte der König ihr nicht verboten, die Wahrheit über ihre Verbindung zu Castaldinien zu sagen. Benedetto hatte den Zorn seines verlorenen Sohnes gefürchtet, hatte Angst gehabt, dass dieser in blinder Wut alles zerstören würde, was dann ja auch geschehen war, nachdem die Wahrheit herausgekommen war.
Aber es gab noch eine andere Sache, die Durante beschäftigte. Es sah so aus, als würde er nie erfahren, was die Depressionen und den Tod seiner Mutter tatsächlich verursacht hatte. Die Tagebücher schienen in die Irre zu führen. Was sie geschrieben hatte, musste eine andere Ursache als seinen Vater haben, denn Benedetto war kein kaltblütiger Tyrann. Fünf Jahre lang hatte Durante ihn für etwas gehasst, das er nicht getan haben konnte.
Durante schuldete nicht nur Gabrielle Abbitte, sondern auch seinem Vater.
„… doch anstatt deinem Vater ein bisschen Verständnis entgegenzubringen“, fuhr Gabrielle fort, „hast du ihm vorgeworfen, dich mit meiner Hilfe dahin gebracht zu haben, wo er dich haben wollte. Also, warum führst du deine Rache nicht aus? Beende die Regentschaft deines Vaters, demütige ihn, indem du ihn in aller Öffentlichkeit entthronst, nimm mir meine Firma weg, wirf mich auf die Straße, damit ich dort krepiere.“
„Ich war blind vor Wut“, insistierte er in beschwörendem Ton. „So etwas hätte ich doch nie getan.“
„Wirklich? Hast du etwa nicht die Hochzeit abgesagt und aller Welt mitgeteilt …“
„Ich habe niemandem irgendetwas mitgeteilt. Außerdem bin ich weit davon entfernt, dir deine Firma wegzunehmen. Hier.“ Er öffnete seine Aktentasche und entnahm ihr ein Dossier. Als sie nicht danach griff, erklärte er: „Diese Unterlagen stellen sicher, dass weder ich noch sonst jemand Zugriff auf deinen Verlag haben wird. Deine Firma wird immer prosperieren, egal, wie die gesamtwirtschaftliche Lage auch sein mag. Und das ist erst der Anfang. Stell deine Bedingungen. Ich werde sie alle erfüllen. Mein Vater hatte recht, Gabrielle. Wir sind füreinander geschaffen. Er hat nur getan, was ihm das Natürlichste schien. Ich werde ihm niemals genug dafür danken können.“
„Heißt das, du wirst ihn nicht entmachten?“
„Ich war außer mir vor Zorn. Sobald ich wieder zur Besinnung gekommen bin, war mir klar, dass du unschuldig bist.“
„Klar. Bis dein Misstrauen das nächste Mal zuschlägt und mich dann endgültig kaputtmacht.“
„So etwas wird nie wieder geschehen.“
„Das habe ich schon oft gehört. Von Ed. Jedes Mal, nachdem er mich misshandelt hatte, schwor er, es würde nie wieder geschehen.“
„Ich bin aber nicht wie Ed. Dio , du darfst mich nicht mit ihm vergleichen, ich bitte dich, amore
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