Das Unmoralische Angebot des Prinzen
dass alles gut würde – jetzt, da ihre Fesseln gelöst, das Geheimnis gelüftet, die Wahrheit allen bekannt war.
Aber Durantes Fesseln ließen sich nicht lösen. Er war gefangen in seinem Hass und würde ihr nie verzeihen, dass sie die Tochter jener Frau war, die seiner Meinung nach schuld am Tod seiner Mutter war.
Das Wissen darum würde ihre Liebe vergiften, langsam, Tag für Tag, bis sich der Hass irgendwann wieder Bahn brach und endgültig alles zerstörte.
Als ihr das klar wurde, brach sie zusammen.
Irgendwie war sie nach Hause gekommen. Sie hatte keine Ahnung, wie. Aber sie war hier, zitterte am ganzen Körper und weinte. Die ganze Nacht hatte sie wach gelegen und nachgedacht.
Und alles hatte sich verändert. Sie wollte Durante wiederhaben.
Wütend trommelte sie auf ihre Kissen. Wie konnte er es wagen, nicht zurückzukommen? Waren seine Gefühle für sie so oberflächlich? Hatte er so wenig Stehvermögen? Nahm er ihre Worte gar zum Anlass, sich bequem aus der Affäre ziehen zu können?
Dabei hatte er behauptet, er würde niemals aufgeben. Doch jetzt schien es, als wäre er froh, die Bürde los zu sein. War das, was sie verband, wirklich so leicht abzuschütteln? Waren ihre Gefühle tiefer gewesen als seine? Höchstwahrscheinlich.
Wie hatte er es dann am Vortag wagen können, in ihr Büro zu kommen und so eine Show abzuziehen? Von Liebe zu reden, Hoffnung zu wecken?
Sie begriff nicht, was das alles sollte, aber eines erkannte Gabrielle: Sie durfte sich nicht unterkriegen lassen, denn dann würde sie enden wie ihr Vater. Oder Durantes Mutter.
Es war Zeit, sich zusammenzureißen und so zu tun, als sei alles normal. Irgendwann, wenn sie oft genug jene Dinge tat, die ein Mensch tut, wenn er arbeitet, denkt, kommuniziert, würde sich das Gefühl wieder einstellen, dass sie lebte. Also rappelte sie sich auf, stieg aus dem Bett und setzte mechanisch einen Fuß vor den anderen. Zuerst schaltete sie den Fernseher ein, dann duschte sie, frühstückte, zog sich an, bemühte sich um Normalität.
Nichts war normal. In ihr brannte die Sehnsucht, so stark, dass es körperlich schmerzte. Sie hätte Durante alles verziehen, hätte nach jedem Strohhalm gegriffen, den er ihr hinhielt, egal, was danach passierte.
Gleichzeitig schalt sie sich wegen ihrer Schwäche. Es gab keine Zukunft für sie und Durante. Sie musste ihn vergessen.
Als sie zurück ins Wohnzimmer ging, trank sie einen Schluck Orangensaft, doch als sie die wohlvertraute Stimme hörte, verschluckte sie sich und hustete, bis sie kurz vorm Ersticken war.
Seine Stimme.
Aber woher kam diese Stimme? Panisch schaute sie sich um, bis sie die Quelle entdeckte. Der Fernseher. Die Morgenshow, die sie jeden Tag einschaltete.
Gerade fragte die aufgeregte Moderatorin: „Weshalb haben Sie sich entschieden, Ihr Schweigen zu brechen und sich an die Medien zu wenden, Prinz Durante?“
Durante schaute direkt in die Kamera. Gabrielles Knie drohten nachzugeben, denn sie begriff, dass dieser Blick ihr galt, nur ihr allein. Dann begann er zu sprechen: „Ich bin hier, um mich in aller Öffentlichkeit bei der Frau zu entschuldigen, die ich liebe. Ich bitte sie um eine letzte Chance. Hiermit verkünde ich, dass Le Roi Enterprises, der Verlag von Gabrielle Williamson, nicht nur meine Autobiografie veröffentlichen wird – mit allen Details, die zur Verschiebung unserer Hochzeit geführt haben –, sondern auch die exklusiven Rechte an allem besitzt, was ich im Folgenden sagen werde. Darüber hinaus schenke ich Gabrielle mein Firmenimperium als Zeichen meiner Liebe.“
Das schlug ein wie eine Bombe. Es war eine Livesendung, die – wie die Bilder zeigten – direkt vom Bürgersteig vor Gabrielles Haus ausgestrahlt wurde.
Ohne eine Sekunde nachzudenken, raste sie aus der Wohnung, sah, dass der Lift in Betrieb war, nahm die Treppe und rannte alle zehn Stockwerke hinunter. Draußen bahnte sie sich einen Weg durch die raunende Menge, sprang aufs Podium und hatte so viel Schwung, dass sie direkt in Durantes Armen landete.
Er schwankte keinen Millimeter, aber sie spürte sein Zögern, als er sie festhielt, sah die Unsicherheit in seinen Augen. Dann öffnete er den Mund, und ihr war klar, dass er noch mehr kompromittierende Dinge sagen würde.
Mit der Hand verschloss sie ihm die Lippen. „Das ist alles nur ein fingierter Medienevent“, rief sie hektisch ins Mikro. „Aktionäre, keine Panik. Ich habe nicht vor, ihn beim Wort zu nehmen. Und die Klatschreporter können nach
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