Das Valentinsduell
genommen entspricht es einfach den Tatsachen. Ich arbeite für dich, und, was noch wesentlicher ist, ich arbeite für Kevin. Für ihn ist das ein Riesenprojekt. Ich weiß ja nicht, wie viel Geld du in den Sand setzen kannst, aber Kevin kann sich nicht leisten, das hier gegen die Wand zu fahren, und deshalb müssen wir hier unser Bestes geben, damit der Pub ein Erfolg wird.“
„Ich habe Kevin versprochen, dir nicht zu nahe zu kommen.“ Es laut auszusprechen, machte es ihm irgendwie leichter und schwerer zugleich, mit seinen Schuldgefühlen umzugehen.
„Wie kommt er darauf, dass du mir zu nahe kommen könntest? Ich sag dir, wenn du ihm etwas erzählt hast –“
„Ich hab ihm gar nichts erzählt“, unterbrach er sie. „Er meinte auch gar nicht dich im Speziellen. Er hat mir nur ans Herz gelegt, die Finger von der Frau zu lassen, die er mir schickt, wer auch immer das sein sollte.“
„Hast du häufiger solche … Probleme?“
„Nein. Deshalb hat es mich auch wahnsinnig geärgert, dass er das gesagt hat. Und auch, dass du das gesagt hast.“
„Ich mag dich, Jake.“ Solch ein Satz wäre Musik in seinen Ohren gewesen, hätte er nicht deutlich schon das Wort aber gehört, das unweigerlich folgen würde. „Aber wenn wir schon nach einer einzigen Nacht solche Schwierigkeiten haben, werden wir noch viel größere bekommen, wenn wir jetzt nicht aufpassen. Und dann würde ich definitiv nicht mehr hierbleiben. Das hieße, ich würde Kevin enttäuschen und … mich selbst auch.“
Er war sich ziemlich sicher, dass sie ihm keine Ohrfeige verpassen würde, wenn er sie jetzt noch einmal küsste. Aber in diesem Augenblick schien sie so verletzlich zu sein, dass er es nicht wagte. Und was Kevin betraf, hatte sie völlig recht. Wenn der Pub nicht lief oder, Gott behüte, das Projekt am Ende scheiterte, weil sie beide nicht miteinander klarkamen, würde er nicht nur Darcy, sondern auch seinen besten Freund verlieren.
„So leicht gebe ich nicht auf“, meinte er resolut. „Wenn du erst wieder zurück bei Jasper’s in Concord bist, wirst du mich häufiger sehen.“
„Na klar. Wahrscheinlich würdest du mich sogar anrufen.“ Sie lachte laut auf und kümmerte sich um die letzten beiden Tüten mit Einkäufen.
„Du solltest dir mal ein paar anständige Filzstifte anschaffen, du Besserwisserin“, konterte er. „Wenn du mir die Telefonnummer mit einem Sharpie oder einem wasserfesten Edding aufgeschrieben hättest, wären wir jetzt vermutlich schon verheiratet.“
„Du hast echt ’nen Knall, Jake Holland.“
Ja, so einen Riesenknall, dass er sich nachts stundenlang schlaflos im Bett herumwälzte und darüber nachdachte, wie all das wohl gelaufen wäre, wenn sie ihre verfluchte Telefonnummer in Stein gemeißelt hätte, statt diesen billigen Tintenstift zu benutzen.
Schokolade war genau das, was Darcy jetzt brauchte. Am besten irgendetwas mit Alkoholfüllung. Und dazu eine Tüte Kartoffelchips. Sie würde Jake Holland am liebsten mit bloßen Händen erdrosseln, und wenn sie ihn dafür erst von hinten k. o. schlagen musste.
Ihr Wagen sah aus wie ein Schneehaufen, dessen Form nur noch entfernt an die eines Autos erinnerte. Noch nie hatte sie derartige Schneemassen vom Himmel fallen sehen. Der Wind war so eisig kalt, dass man fürchten musste, dass einem die Lider zusammenfroren, wenn man beim Blinzeln die Augen nicht schnell genug wieder öffnete. So gab es kein Entrinnen. Sie mussten wohl oder übel im Haus bleiben, wenn sie nicht erfrieren wollten, und Jake war so sexy, wie ein Mann nur sein konnte.
Zweifellos legte er es noch immer darauf an, ihr zu gefallen, obwohl es mittlerweile schon drei Wochen her war, seitdem sie sich geeinigt hatten, dass Sex für sie beide tabu war. Normal verhielt sich kein Mann so. Aber Jake ließ seitdem nichts unversucht, dass sie diese Entscheidung bereute. Dessen war sie sich sicher.
Die Hälfte der Zeit lief er ohne Hemd in der Wohnung herum. Und das im Januar im Norden New Hampshires. Zufällig rannen Spritzer von cremeweißer Farbe seinen nackten Oberkörper herunter, während er dabei war, die Tür der Männertoilette des Pubs zu streichen. Just in dem Moment, als sie zur Damentoilette wollte. Welche Frau hätte sich da nicht gefragt, wo diese Rinnsale wohl endeten? Wahrscheinlich auch mit voller Absicht hatte er sein Shampoo oder sein Duschgel oder sonst etwas gewechselt, denn immer und überall stieg ihr dieser Duft in die Nase. Er roch einfach zum Anbeißen. Die Art,
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