Das Valentinsduell
wie er sie anschaute, wenn ihre Blicke sich trafen, erinnerte sie verteufelt daran, wie er sie an jenem Abend angeschaut hatte, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, oder kurz bevor er sie geküsst hatte.
Darcy brauchte dringend etwas, was sie von diesen Gedanken abbrachte. So griff sie sich das Telefon, denn mittlerweile gab es auch einen Festnetzanschluss, und wählte die Nummer von Jasper’s Grill & Bar – in der Hoffnung, dass es Paulie sein würde, die sich meldete.
Sie war es. „Hi, Paulie. Hier ist Darcy. Hast du ein paar Minuten Zeit?“
„Na klar. Bleib dran, ich nehme den Apparat im Büro.“ Darcy hörte, wie Paulie jemandem zurief, dass sie für zehn Minuten in die Pause ging. Danach war die Leitung für kurze Zeit tot, bevor sich Paulie wieder aus dem Büro meldete. „Okay, so ist es besser. Hey, ich hab gehört, dass ihr wohl bald einschneit.“
„Ja, wenn das so weitergeht. Jake ist schon ganz unruhig deshalb, weil dieses Wochenende hier normalerweise Horden von Motorschlitten einfallen würden. Du kannst es in seinem Kopf richtig rattern hören, wenn er daran denkt, wie viel Dollar ihm da durch die Lappen gehen.“
„Ach, nach dem Valentinstag bleibt noch genug Zeit. Apropos: Was habt ihr denn nun zur Eröffnung vor?“
„Jake sagt, er wüsste schon was. Was es ist, hat er mir zwar noch nicht verraten, aber sein Plan steht, behauptet er.“
„Und wie kommt ihr miteinander klar?“
Diese Frage war nicht unverfänglich. Oberflächlich betrachtet, kamen sie gut miteinander aus. Die Zusammenarbeit funktionierte reibungslos. Aber bei genauerem Hinsehen merkte man, wie sie mit einem permanent schlechten Gewissen umeinander herumschlichen. Aber das konnte sie Paulie nicht erzählen. Sie und ihre Kollegin waren zwar gute Freundinnen, aber Paulie und Kevin waren beste Freunde.
„Ach, eigentlich klappt alles“, rang Darcy sich schließlich zu einer halbwegs ehrlichen Antwort durch. „Heute sollten eigentlich die ersten Bewerber für den Service kommen. Aber wenn es weiter so schneit, bezweifle ich, dass überhaupt jemand auftaucht.“
„Das muss ich dir erzählen“, wechselte Paulie abrupt das Thema. „Kevin ist mit einem von Jakes neuen T-Shirts bei seinen Eltern zum Dinner aufgetaucht. Stell dir vor, die Kids wollen jetzt alle so eines haben.“
Darcy stöhnte auf. „Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass er diese Dinger tatsächlich drucken lassen hat!“
Jake hatte drei T-Shirts als Muster bestellt – eines für jeden von ihnen. Auf diesen prangte vorn der zweizeilige Schriftzug Jasper’s Steak House – mörderisch gut! . Zugegeben, sie hatte laut lachen müssen, als er ihr das Shirt überreichte.
Die beiden Freundinnen unterhielten sich noch eine Weile – hauptsächlich darüber, worauf Darcy bei den Einstellungsgesprächen achten sollte –, aber schließlich war Paulies Pausenzeit um. Sie versprach, sich später noch einmal zu melden, wenn sie mehr Zeit hätte.
Da sie den Anblick der braunen Wände nicht länger ertragen konnte, zog Darcy ihren Parka an, schlüpfte in die Stiefel und wickelte sich einen langen Wollschal um den Hals. Draußen war es bitterkalt. Nur eine Minute später stand sie in der Restaurantküche, schälte sich wieder aus den dicken Sachen und legte sie griffbereit für den kurzen Rückweg auf einen Haufen.
Noch bevor sie die Schwingtüren aufstieß, hörte sie Jake im Speisesaal lachen. Sie blieb stehen und spähte durch das schmale Fenster in der Tür. Neben einem Berg von Sachen, die weggeräumt werden mussten, sah sie Jake neben dem Tresen sitzen, auf dem die Kaffeemaschine stand. Es war unverkennbar, dass er sich gerade angeregt mit einer Frau unterhielt. Wer sie auch sein mochte – sie musste entweder über ein Rudel Schlittenhunde oder einen Schneepflug verfügen.
Darcy ging in den Saal und um den Tresen herum zu dem Tisch, an dem Jake mit einer Frau saß, die in den Vierzigern sein musste. Sie hatte kurz geschnittenes, blondes Haar und lächelte Darcy freundlich an.
„Ah, da kommt sie ja, Karen. Das ist Darcy Vaughn. Sie ist praktisch für alles zuständig, was sich auf dieser Seite des Restaurants abspielt. Darcy, das ist Karen Sikes. Sie hat sich auf die Stelle einer Servicekraft beworben.“
„Alle Achtung.“ Darcy nickte anerkennend. „Ich hätte nicht gedacht, dass bei diesem Wetter jemand hierher findet.“
Karen machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wer sich hier von ein bisschen Schnee von der Arbeit abhalten
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