Das Valentinsduell
geschehen.
„Sind Sie immer dienstagabends in der Bar?“, erkundigte er sich, nachdem sie schon etliche Minuten schweigend die Straße hinuntergegangen waren.
„So oft ich Zeit habe. Mein Partner, mit dem ich sonst immer rate, hat abgesagt. Deshalb war ich offen gestanden ganz froh, dass Sie aufgetaucht sind.“
Ihr sonstiger Partner? Der Gedanke, dass jemand anderer sonst in den Genuss dieses kleinen Techtelmechtels beim Quizzen kam, gefiel Jake überhaupt nicht.
„Ihr Jüngster ist krank geworden“, fuhr Darcy fort, „und sie wollte ihren Mann nicht mit einem Kind allein lassen, das sich alle fünf Minuten übergeben muss.“
Also kein Verehrer. Er atmete auf. „Oh, tut mir leid, das zu hören. Trotzdem freut es mich, dass ich heute Abend Ihr Partner sein durfte.“
Er meinte, im Licht der Straßenlampen zu erkennen, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg. Doch sie fing sich schnell wieder. „Und ich erzähle Ihnen was von … ach, egal, vergessen Sie’s einfach. Ist ja nicht besonders anregend, was?“
„Dafür finde ich eine außergewöhnliche Frau, die dann auch noch weiß, wie und wann der Siebenjährige Krieg endete. Es gibt nichts Anregenderes.“
Die Röte auf Darcys Wangen nahm an Intensität zu. Er strich leicht mit dem Daumen über ihre Handfläche. Das eben hatte er nicht nur so dahingesagt. Eine hübsche Frau, die noch dazu klug war, begegnete ihm normalerweise nicht auf Geschäftsreisen.
Das war wieder mal typisch, die – möglicherweise – richtige Frau genau zur falschen Zeit zu treffen! Und am falschen Ort. Denn sein Aufenthalt hier in Concord, der Hauptstadt New Hampshires, war nichts weiter als eine kurze Durchgangsstation. Er gönnte sich ein paar Tage Pause zwischen dem Leben in Connecticut, das ihn anödete, und einem spannenden Restaurant-Projekt, das er mit einem alten Freund weiter im Norden starten wollte.
In einer Autowerkstatt hatte Jake am Vormittag einen Aushang entdeckt, der zu dem Kneipenquiz einlud, und dann beschlossen, sich anzusehen, wie so etwas lief – nur für den Fall, es selbst einmal ausprobieren zu wollen. Er hatte allerdings nicht damit gerechnet, bei dieser Gelegenheit auf eine Frau zu treffen, die es ihm dermaßen schwer machte, sich von ihr zu verabschieden.
„Es klingt vielleicht ein wenig … spröde, aber ich hätte wirklich gern Ihre Nummer. Ich bin nämlich nur auf der Durchreise und muss morgen geschäftlich schon wieder weiter.“ Zögerlich fügte Jake hinzu: „Ich weiß ja nicht, wie Ihre derzeitige Situation ist …“
„Wenn Sie das meinen … Da kann ich Sie beruhigen“, sie lachte, „kein fester Freund, keine Kinder und kein Ehemann, obwohl es früher mal einen gegeben hat. Aber wir sind vor Jahren schon getrennte Wege gegangen. Wie lange werden Sie weg sein?“, wechselte sie abrupt das Thema.
„Das wird wohl eher ein langwieriges Unternehmen. Aber ich habe ab und zu auch hier etwas zu erledigen. Und wenn ich in der Stadt bin, würde ich mich sehr gern mit Ihnen treffen. Das heißt, natürlich nur, wenn Sie möchten.“ In Anbetracht der Tatsache, dass sie seine Hand hielt, hoffte er das zumindest.
„Klar, würde mich freuen.“ Ihre Stimme klang warm und sanft, sodass seine Gedanken wieder zum Gutenachtkuss flogen. „So, da wären wir. Hier wohne ich.“
Jake hatte sich eben gefragt, ob ihre Lippen noch nach Margaritas schmecken würden. Er war von ihr und der ganzen Situation so betört, dass er kaum mitbekommen hatte, dass sie vor einem Hauseingang stehen geblieben waren.
Gerade wollte er nach seinem Handy greifen, um ihre Nummer abzuspeichern, als sie meinte: „Wenn Sie mit reinkommen, kann ich Ihnen die Nummer schnell aufschreiben.“
Jake spürte, wie sich das Blut aus seinem Gehirn weiter in südlichere Gefilde aufmachte. Er ließ das Handy stecken. „Klingt gut“, brachte er heraus.
Darcy schloss eine Glastür zwischen zwei Geschäftseingängen auf und führte ihn die Treppe hinauf in einen schmalen Flur, den jemand mit ein paar Grünpflanzen und einem hellen Läufer verschönert hatte. Zu beiden Seiten gab es eine Tür. Darcy schloss die linke auf und hatte schon im nächsten Moment das Licht angeschaltet.
Ihr Apartment war wie sie – nicht auffällig, aber bezaubernd. An den Wänden hingen farbenfrohe Gemälde. Auf dem Sofa verteilt lagen etliche kleine Kissen, die farblich auf die Vorhänge und den Teppich abgestimmt waren, der farblich wiederum zu dem Flurläufer passte. An einer Wand stand
Weitere Kostenlose Bücher