Das Valentinsduell
zu packen und im Wagen zu verstauen. Als später die Köche und Karen nach und nach eintrafen, war von Jake und seinem Pick-up noch immer nichts zu sehen. Also verabschiedete Darcy sich von allen, wünschte ihnen alles Gute und machte sich auf den Heimweg. Es fühlte sich an, als ob sie einen Teil von sich zurücklassen würde.
Die Fahrt wollte schier kein Ende nehmen. Die ganze Zeit am Steuer musste sie sich zusammenreißen und ihre Tränen zurückhalten. Sie hatte es gleich gewusst. Dieser Schmerz war tatsächlich zu groß, um ihn zu ertragen. Es wäre besser gewesen, sie hätte gleich am ersten Tag den Rückzug angetreten.
Daheim beschloss sie, sich vierundzwanzig Stunden Zeit zu lassen, um dem ganzen miesen Herzschmerz Raum zu lassen. Als dieser Tag vorbei war, duschte sie heiß, zog sich an und fuhr zu Jasper’s Bar & Grill.
„Darcy!“ Paulies Jubelruf begrüßte sie schon, als sie gerade erst durch die Tür kam. Im Überschwang der Wiedersehensfreude gab Paulie auch gleich eine Lokalrunde aus. Doch noch während sie sich in die Arme fielen, fing Darcy an der Schulter ihrer Freundin an, herzzerreißend zu weinen.
„Oh shit“, sagte Paulie. „Büro! Jetzt sofort!“
Wie ein kleines Kind ließ Darcy sich an der Hand ins Büro führen und in einen Sessel setzen. Dann setzte Paulie sich in Kevins Schreibtischstuhl und forderte: „Okay, spuck’s aus!“
Darcy ließ nichts aus. Die ganze Geschichte von ihrem und Jakes erstem Aufeinandertreffen beim Tresenquiz, dem unverhofften Wiedersehen bis zum tragischen Showdown am Abend der Eröffnung des Pubs – einfach alles sprudelte aus ihr heraus. Am Ende war Darcy völlig verheult und hatte drei Viertel der Papiertücher in der Box verbraucht, die auf Kevins Schreibtisch stand.
„Du weißt, dass ich dich schrecklich lieb habe“, sagte Paulie nach einer Pause. „Aber du weißt auch, dass diese Frau-zu-Frau-Gespräche nicht unbedingt mein Ding sind. Also, um es auf den Punkt zu bringen: Ihr seid beide ausgemachte Trottel.“
Darcy war derart überrascht von dieser Breitseite, dass sie unversehens auflachte. Gleichzeitig wusste sie, dass sie sich genau die richtige Schulter ausgesucht hatte, um sich auszuweinen. „Dann sag du mir doch, wie es so weit kommen konnte!“
„Ist doch ganz logisch.“ Paulie holte aus der kleinen Minibar im Zimmer eine Flasche Wasser und reichte sie Darcy. „Er ist ein Mann. Du bist eine Frau. Ihr beide mögt euch … Der Valentinstag ist da doch bestimmt eine ganz große Sache für ihn.“
„Für den Pub ist es eine große Sache, das stimmt.“
„Schau mal: Er wollte einfach nur, dass du an diesem Tag mit ihm zusammen bist. Und dann erzählst du ihm, dass du mal sehen musst, ob sich das einrichten lässt. Bist du noch bei Trost?!“
„Er hat gesagt, dass ich so hart dafür gearbeitet habe und dass ich mir das doch nicht entgehen lassen dürfte. Es drehte sich alles nur um den Pub.“
„Bist du dir da so sicher? Das ist der Tag im Jahr für alle Liebespaare. Also hat das doch nicht allein mit dem Pub zu tun, sondern ist wohl auch etwas, das euch persönlich betrifft, oder? Also, was glaubst du denn, was er denken muss, wenn du sagst, du weißt nicht, ob sich das einrichten lässt ?“
Darcy kratzte verlegen mit dem Fingernagel das Etikett der Wasserflasche ab. „Aber er hat doch immer nur vom Pub gesprochen! Warum hat er mir nicht einfach gesagt, dass er mich liebt und dass es ihm wichtig ist, dass ich bei ihm bin?“
„Weiß nicht. Vielleicht, weil er das als Mann nicht so einfach über die Lippen bringt.“
„Aber dann sagen Sie mir doch, Dr. Paulie, warum ich mich so bescheuert verhalten habe!“
„Was weiß ich? Die weibliche Psyche ist eben ein Mysterium. Männer sind da eindeutig unkomplizierter.“
„Na großartig.“ Darcy trank einen Schluck von dem Wasser, aber weniger, weil sie Durst hatte, sondern mehr, weil Paulie es ihr netterweise hingestellt hatte. „Als das zur Sprache kam, waren wir vollkommen auf den Pub fokussiert. In dem Zusammenhang hat Jake das Thema ,Valentinstag‘ angeschnitten. Wenn er mich gefragt hätte, als wir auf der Couch kuschelten oder vielleicht, als wir zusammen im Bett lagen, ob wir nicht den Valentinstag miteinander verbringen sollen, wäre das etwas ganz anderes gewesen!“
„Dann sag ihm das doch einfach.“
Darcy schüttelte den Kopf und kämpfte erneut gegen ihre Tränen an. „Als er sich umdrehte … das … war so, als hätte er mir eine gefeuert und gesagt:
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