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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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fraß. Er hatte keine Ahnung, was er dem Tier sonst zu fressen anbieten sollte, aber es wirkte zufrieden, nachdem es seine Mahlzeit beendet hatte, und begann seine Umgebung in Augenschein zu nehmen. Matt blätterte hektisch durch seine Bildermappe, bis er die Katze auf dem Stuhl fand; sie war rot, genau wie diese. Er betrachtete sie und fragte sich, ob sie ihn irgendwie zu seiner Erinnerung führen könnte. Es gab noch mehrere Gemälde, auf denen die Katze zu sehen war, und er suchte danach und hoffte, dass sie vielleicht etwas Wichtiges zutage bringen würden. Da war sie wieder, die Katze. Sie saß da, den Schwanz um den Körper gelegt, und beobachtete George beim Spielen. Auf einem anderen Bild überquerte sie mit hoch erhobenem Schwanz den Rasen; ein weiteres zeigte sie, wie sie in einem Flecken aus Sonnenlicht und Schatten saß, der tigerartige Streifen auf ihr Fell zeichnete. Ihre zufriedene Miene wirkte eher wie ein verschmitztes Grinsen.
    Schmerzhaft durchzuckte Matt die Gewissheit, dass er diesen Ausdruck schon einmal gesehen hatte, aber er konnte ihn nicht einordnen. Der Kater war wieder da, strich um Matts Knöchel und stieß ein Schnurren aus. Matt bückte sich, um das Tier aufzuheben, und drückte es kurz an die Wange, immer noch verwirrt über dieses Rätsel.
    »Komm!«, sagte er zu dem Kätzchen. »Wir machen einen kleinen Spaziergang.«
    Milo war im Garten und versuchte zu entscheiden, ob der Rasen trocken genug zum Mähen war. Er begrüßte Matt zerstreut, spähte aber in die Jutetasche, die der ihm entgegenhielt.
    »Was ist das denn? Herrje, ein Kätzchen. Wusste gar nicht, dass du dir jetzt Tiere anschaffst.«
    »Hatte ich auch nicht vor. Es ist gerade eben aufgetaucht, und ich habe keine Ahnung, was ich damit anfangen soll.«
    »Musst du denn etwas unternehmen? Vielleicht gehört das Tier ja jemandem aus dem Dorf und ist bloß durch deinen Garten spaziert.«
    »Ja, da könntest du recht haben.« Matt wunderte sich, wie enttäuscht er sich fühlte. »Machen Katzen so was?«
    »Woher soll ich das wissen, mein Junge? Habe nie viel von Katzen gehalten. Vielleicht weiß es Venetia. Sie hatte früher mal Katzen. Sie steckt hier irgendwo. Also, was hältst du von diesem Gras?«
    »Ich glaube, dass dein Rasenmäher den Boden zerfurchen wird«, meinte Matt. »Es ist ziemlich feucht.«
    Übellaunig verzog Milo das Gesicht. »Wahrscheinlich hast du recht. Lass bloß Pud nicht das Kätzchen sehen! Möglich, dass er es für sein Mittagessen hält.«
    Matt lachte. »So unfein würde Pud sich doch nicht verhalten. Komm, Mieze, machen wir uns auf die Suche nach Venetia.«
    Sie fanden sie auf der Veranda, wo sie vor den geöffneten Glastüren, die in den Salon führten, auf- und abging.
    »Sieh mal«, rief sie fröhlich, »ganz ohne Stock! Aber ich schaffe es nicht lange, bevor ich müde werde. Das ist über alle Maßen frustrierend. Das Problem ist, dass alles so viel langsamer heilt, wenn man älter ist.«
    »Ich finde, du machst dich ganz ausgezeichnet«, antwortete Matt. »Besser, nichts zu überstürzen, oder? Ich brauche deine Hilfe, Venetia.« Und er streckte ihr die Tasche entgegen.
    »Oooh, die ist aber entzückend! Ich wusste nicht, dass du eine Katze hast, Matt.«
    »Der Kleine war heute Morgen einfach da, und ich weiß nicht recht, was ich mit ihm anfangen soll. Ich habe ihm Brot und Milch gegeben.«
    »Warte«, sagte sie. »Ich möchte mich setzen, damit ich ihn richtig anschauen kann. Komm in den Salon!«
    Sie setzte sich aufs Sofa, und Matt stellte ihr den Beutel auf den Schoß. Das Kätzchen kroch vorsichtig und neugierig heraus, und Venetia lachte.
    »Das Tier ist wunderschön und sehr gepflegt. Was glaubst du, wo es herkommt?«
    Matt zuckte die Achseln. »Milo meinte, dass es mir aus dem Dorf zugelaufen ist.«
    Venetia runzelte die Stirn. »Unwahrscheinlich, finde ich. Sogar bis zu deinem nächsten Nachbarn ist es ziemlich weit, und der Kleine ist nicht alt genug, um sich so weit von zu Hause fortzuwagen. Merkwürdig! Trotzdem könnte Milo recht haben. Du solltest einen Aushang im Dorf und einen im Postamt von Allerford machen. Er ist ein wunderhübscher kleiner Kerl. Bestimmt vermisst ihn jemand.«
    Der Kater sprang auf Venetias Schulter und balancierte dann auf der Sofalehne entlang. Matt beobachtete es.
    »Meinst du, er ist vielleicht ausgesetzt worden?«
    Venetia zog die Augenbrauen hoch. »In Bossington? Unwahrscheinlich, oder? Setzen die Leute ihre Haustiere nicht normalerweise an der

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