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Das verborgene Kind

Das verborgene Kind

Titel: Das verborgene Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Willett
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gerichtet. »Ist schon okay. Ich muss mich nur daran gewöhnen. Vergiss nicht, dass du schon ein paar Wochen Zeit dazu hattest.«
    »Und es war nicht wirklich ein Schock«, erklärte er. »Ich glaube, irgendwie habe ich so etwas beinahe erwartet. Es erklärt vieles, und das hilft mir. Tut mir leid, dass ich dich bestürzt habe, Im, aber ich wollte, dass du Bescheid weißt.«
    Als sie sich zu ihm umdrehte, schimmerten immer noch Tränen in ihren Augen. »Natürlich musstest du es mir sagen. Ich komme damit zurecht. Was meint denn Lottie? Sie hatte auch keine Ahnung, oder?«
    Matt schüttelte den Kopf. »Das Geheimnis ist offensichtlich gut gehütet worden.« Er hielt inne und legte einen Arm um ihre Schultern. So standen die beiden da und sahen in den Garten hinaus. »Sollen wir nach draußen zu den anderen gehen?«, fragte Matt schließlich.
    Sie nickte, und zusammen traten sie hinaus in die Sonne und den Wind.

34. Kapitel
    M att saß auf der Veranda des Sommerhauses. Er war enttäuscht, denn er hatte wirklich geglaubt, dass seine Entdeckung seine Kreativität entfesseln und alle möglichen Ideen freisetzen würde. Doch seine Schreibblockade war noch da, und er hegte den Verdacht, dass sie andauern würde. Eine vage Erinnerung rumorte in seinem Hinterkopf und verhinderte, dass er sich wirklich befreit fühlte. Aber was war es? Er war sich so sicher gewesen, dass seine lange Zeit der Frustration vorüber war; daher hatte er auch zugestimmt, als Annabel einen zweiten Besuch vorgeschlagen hatte. Jetzt würde er es doch sicherlich schaffen, die Schatten abzuschütteln und sich ihr gegenüber normal und frei zu verhalten; das hatte er sich jedenfalls im Licht seiner aufregenden Entdeckung eingeredet.
    »Ich bin aber noch nicht bereit, Annabel ins Sommerhaus einzuladen«, hatte er Lottie erklärt und gebetet, dass sie ihn verstehen würde. »Ich weiß, das klingt eigenartig, aber ich möchte mich wirklich noch nicht so festlegen. Wenn überhaupt. Kann ich für ein paar Tage wieder in die Dachkammer ziehen und sie dann auch hier unterbringen? Es tut mir wirklich leid, Lottie. Ich weiß, das klingt erbärmlich, aber ich möchte nicht, dass sie einen falschen Eindruck bekommt. Außerdem ist das Sommerhaus immer noch nicht vollständig möbliert. Wir würden ständig aufeinanderhocken. Es wäre etwas anderes, wenn wir ...«
    Er war verstummt und hatte sich elend und unzulänglich gefühlt, aber Lottie hatte die Lage vollkommen erfasst.
    »Du hast recht, das könnte alle möglichen Botschaften vermitteln«, hatte sie ihm beigepflichtet. »Natürlich darf sie hier wohnen. Und für dich selbst brauchst du doch gar nicht zu fragen, das weißt du ja.«
    Wenn er sich nur entscheiden könnte, wie es mit Annabel weitergehen sollte! Er wusste, dass sie nicht die Sorte Frau war, die irgendeine Geste auf die leichte Schulter nahm, und alles, was über ihre jetzige Freundschaft hinausging, würde eine feste Bindung bedeuten – und dazu fühlte er sich auf keinen Fall bereit.
    Matt saß ganz still, leerte seinen Geist und wartete auf einen kreativen Augenblick, den Hauch eines Einfalls oder die Ahnung eines Charakters. Aber er wurde nur mit Vogelgezwitscher und dem Plätschern des Bachs belohnt. Frustriert schlug er die Augen wieder auf. Er nahm eine jähe Bewegung im Wurzelwerk des Flieders wahr, ein leichtes Aufwirbeln von Blättern, und er beugte sich vor, um festzustellen, was da war. Das Geschöpf war größer als ein Vogel, von heller Farbe und wirkte durch das Spiel von Sonnenlicht und Schatten, als sei es mit Streifen und Flecken überzogen. Ein Kätzchen! Es kam auf den Rasen hervor, betastete mit der Pfote ein Blatt und setzte sich dann. Matt sah, wie es das Mäulchen zu einem rosigen Gähnen aufriss.
    Er fühlte sich an die rote Katze auf den Aquarellen erinnert – und an etwas anderes, was sich ihm im Moment noch entzog. Das Tier war so niedlich, dass er in die Hocke ging und ihm eine Hand entgegenstreckte. Das Kätzchen schmiegte sich daran und miaute kläglich; und Matt hob es auf, streichelte es und redete leise mit ihm. Eine rasche Überprüfung zeigte ihm, dass es männlich war. Er trug es zum Haus und sprach mit ihm. »Armer kleiner Kerl! Wo kommst du bloß her? Hast du Hunger?« Dabei dachte er ständig an die Katze auf dem Bild – und diese andere Erinnerung, die sich nicht fassen ließ.
    In der Küche bröckelte er Brot in eine Schale Milch, stellte sie auf den Boden und beobachtete, wie dankbar das Kätzchen

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