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Das verborgene Netz

Das verborgene Netz

Titel: Das verborgene Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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Bewegungen – sogar hier, in diesem unscheinbaren Café, hatte er ihn gefunden.
    »Komm«, sagte Gretzki freundlich.
    Sie gingen hinaus, stiegen in den Passat.
    »Überweisung von einem Internisten aus Freiburg«, sagte Gretzki. »Verdacht auf Depression und Angstneurose. Sie hatte zwei Termine heute, einen bei einem Verhaltenstherapeuten, einen bei einem Angstexperten.« Er schüttelte den Kopf. »Was es alles gibt.«
    »Kann das fingiert sein?«
    »Die Termine sind echt.«
    »Wie heißt der Internist aus Freiburg?«
    Gretzki lächelte geduldig. »Köpfler.«
    Mike nickte. Köpfler hatte im Spätsommer die Influenza behandelt. Merkwürdig war nur, dass er in der Patientenakte weder den Verdacht auf eine psychische Krankheit noch die Überweisung erwähnt hatte.
    »Andererseits ...«, sagte Gretzki.
    Ihre Blicke begegneten sich, und natürlich dachten sie dasselbe: All das musste nichts heißen – die Charité, die Depression, die Termine.
    Sie würden an Esther dranbleiben, bis sie wieder ins Flugzeug stieg.
     
    Kurz nach vierzehn Uhr verließ sie das Krankenhaus und winkte ein Taxi heran. Reinhardtstraße in westlicher Richtung, nach Süden auf die Straße des 17 .Juni, wieder die Siegessäule. Sie folgten mit fünfzig Metern Abstand, diesmal allein, der Verfassungsschutz war abgetaucht, auch Gretzkis Reptilienmann nicht zu sehen.
    »Ich muss hier raus, Mike«, sagte Gretzki plötzlich. »Aus Berlin.«
    Mike musterte ihn, ohne etwas zu erwidern.
    »Für das Büro finde ich jemanden. Und vielleicht habt ihr ja woanders Verwendung für mich.«
    »Wo zum Beispiel?«
    »Freiburg wäre nicht schlecht.« Gretzki lachte verlegen.
    Mike nickte, während er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, der ihm durch den Kopf schoss: dass Gretzkis Äußerung mit Esther zu tun hatte.
    »Hügel wären schön, weißt du. Hier ist alles offen, in alle Richtungen, man fühlt sich … Als würde der Stress aus allen Richtungen in die Stadt kommen.«
    »Der Stress?«
    »Der Stress, der Schmutz. All die Bekloppten und Verqueren. Und wenn man ein paar Hügel um sich herum hat, dann halten die das auf, zumindest … «
    » … symbolisch.«
    »Genau.« Gretzkis Lächeln wirkte erleichtert.
    »Ich rede mit meinem Vater.«
    »Danke.«
    Das Taxi bog in die Brandenburgische Straße ein und blieb gegenüber vom Hotel vor dem Café stehen. Esther unter dem Regenschirm, auf eine Lücke im Verkehr wartend, ihr Gesicht gerötet. Plötzlich stand der alte Säufer hinter ihr, den Hund im Arm, zwei Köpfe größer als sie. Regenwasser tropfte ihm von Stirn und Nase. Er beugte sich zu ihr hinunter, Esther fuhr herum und wich zurück.
    »Gibt’s das?«, murmelte Gretzki erstaunt.
    Der Alte hielt ihr eine Hand hin, sprach auf sie ein, der Hund begann zu kläffen und zu zappeln. Esther schüttelte den Kopf, endlich wandte sich der Alte ab. Der Hund sprang zu Boden, gemeinsam entfernten sie sich.
    Gretzki lachte. »Na ja, so weit ist es wohl noch nicht gekommen, dass der Verfassungsschutz die Bekloppten anheuert.«
    Mike löste die linke Hand von der Gurtschließe, die rechte vom Türgriff.
    Gretzki bog in die Konstanzer Straße ein und bremste. »Und jetzt?«
    »Wir bleiben dran. Wenn der Verfassungsschutz wieder auftaucht, besorg noch zwei, drei Leute. Und lass den Alten überprüfen.«
    Gretzki nickte. »Entspannen, Mike.«
    »Ja«, sagte er und stieg aus und folgte dem gelben Regenschirm in Richtung Hotel, Gretzkis Blick im Rücken.
     
    Noch immer Regen, ein stetes Pochen an der Fensterscheibe und, leiser, aus dem Lautsprecher. Esther lag seit ihrer Rückkehr auf dem Bett, angezogen und zusammengerollt, irgendwann war sie eingeschlafen.
    Um vier eine SMS von Gretzki:
Der Bekloppte ist nur bekloppt
.
    Gegen halb fünf setzte die Abenddämmerung ein. Mit jeder Minute verschwand Esther nun ein Stückchen mehr in der Dunkelheit.
    Erneut vibrierte das Handy.
Wir sind allein, s
chrieb Gretzki.
    Das Bild auf dem Monitor war inzwischen grau und körnig. Mike wechselte von der Kamera im Baldachin der Deckenlampe zu der in dem Gemälderahmen an der Wand und zurück, erkannte nicht einmal mehr Esthers Konturen.
    Plötzlich mischten sich ins Pochen des Regens weitere Geräusche – aus dem Flur waren Schritte zu hören, die sich langsam näherten. Die Schritte eines Mannes.
    Ein Kribbeln lief über Mikes Haut, sein Herz raste. Er war aufgestanden, hielt den Kopf gesenkt, die Walther schon in der Hand. Gretzki würde sich lautlos bewegen. Der Reptilienmann? Nur

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