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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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aufhören. Dann werden so wenig Kinder geboren, dass der Prozess unumkehrbar ist. Kriege und andere Katastrophen, die den Vorgang beschleunigen, nicht mitgerechnet.«
    Juna hörte nur mit halbem Ohr zu. Die Tatsache, dass dies ihr Vater sein sollte und dass ihre Mutter seit annährend zwanzig Jahren hier im Verborgenen mit ihm zusammenlebte, erschien ihr immer noch unfassbar. Aber es passte alles zusammen. Das Geheimnis, das Arkana um ihr Privatleben machte, die verborgenen Gemächer, ihre versöhnliche Haltung dem männlichen Geschlecht gegenüber – all das ergab auf einmal einen Sinn. Genau wie ihr Interesse an Junas Verhältnis zu David. Wollte sie damit etwa andeuten, dass sie selbst – Juna – ebenfalls vom Virus verschont worden war? Oder dass seine Wirkung bei ihr nachgelassen hatte? Sie presste die Lippen aufeinander. Von allen Gedanken war dies der ungeheuerlichste.
    Juna schüttelte benommen den Kopf. Es war alles zu viel für sie. Sie musste erst mal ihre Gedanken ordnen. Und das ging erfahrungsgemäß am besten allein. Sie stand auf.
    Arkana hob überrascht die Brauen. »Wo willst du hin?«
    »Zurück. Ich muss zurück zu David. Er wartet auf mich.«
    »Aber das ist zu riskant. Du darfst nicht nach draußen gehen. Edana wartet nur darauf, dich wieder einsperren zu lassen.«
    »Das Risiko muss ich eingehen.«
    Arkana wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Mann, dann sagte sie: »Wir können dir helfen. Es gibt einen verborgenen Gang. Er mündet jenseits des Walls im Wald. Durch ihn kannst du ungesehen hinaus- und wieder hereingelangen.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu. »Eigentlich ist er nur für Notfälle gedacht, aber Claudius und ich benutzen ihn manchmal, um für ein paar Stunden zu entfliehen und frische Luft zu atmen. Wenn du möchtest, zeige ich ihn dir.«
    Juna nickte. »Gerne.«
    »Trotzdem möchte ich dich bitten, noch etwas zu bleiben. Es gibt noch so vieles, worüber wir miteinander sprechen müssen.«
    »Mutter, ich …«
    »Bitte«, sagte jetzt auch Claudius. »Wir würden dich nicht fragen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Du könntest heute Nacht bei uns bleiben und morgen zu David zurückkehren.«
    »Aber …«
    »Er wird schon klarkommen. Nach deiner Schilderung wird er ohnehin Ruhe brauchen und erst einmal schlafen. Und morgen früh führe ich dich persönlich durch den Gang. Also, was sagst du?«
    Juna war drauf und dran, Claudius eine Abfuhr zu erteilen, doch dann fiel ihr Blick auf sein Gesicht und seine traurigen Augen. Es lag etwas darin, das sie auch schon bei David gesehen hatte. Eine Verletzlichkeit, die es ihr unmöglich machte, ihm seinen Wunsch abzuschlagen.
    »Na schön«, sagte sie mit einem Seufzen. »Aber wirklich nur bis morgen früh.«
    »Einverstanden.« Arkana sah lächelnd zu ihrem Mann hinüber. »Das habe ich mir immer gewünscht«, flüsterte sie. »Eine richtige Familie.«
    Claudius legte seine Hand auf ihren Arm.
    Juna schwieg. Sie kam sich vor wie das fünfte Rad am Wagen. Das ging ihr alles viel zu schnell. Dieses Gerede von einer Familie war ihr einfach nur unangenehm.
    »Sag mir eines, Mutter. Warum habt du und Claudius nicht versucht zu fliehen? Ihr hättet versuchen können, ein Leben ohne Angst zu führen.«
    »Das hätten wir«, sagte Arkana. »Aber dann hätte ich hier alles zurücklassen müssen. Ich bin die Hohepriesterin von Glânmor, und das ist mein Volk. Ich darf es nicht im Stich lassen.«
    »Verstehe.« Sie nahm noch einen Schluck aus ihrer Teetasse. Warum war es ihr nicht möglich, einfach aufzustehen und zu gehen? Hatte Mutter ihr etwa ein Beruhigungsmittel in den Tee gemischt? Nein, das traute sie ihr nicht zu. Wahrscheinlich war sie einfach nur müde.
    »Du siehst bedrückt aus«, sagte Arkana und strich über Junas Arm. »Woran denkst du?«
    Die Berührung war seltsam. Solange sie sich erinnern konnte, hatte ihre Mutter sie nicht berührt.
    Sie zog ihre Hand weg.
    »David …«, murmelte sie leise vor sich hin. »Ich habe da noch eine Frage.«
    »Jede, die du nur willst. Darum sind wir hier.«
    »Also gut. Was sollte diese Anspielung mit dem Körbchen und dem roten Tuch? Ich würde mir wünschen, du würdest nicht immer in Geheimnissen reden.«
    Arkana nickte. »Das liegt daran, dass ich es dir nicht mit Gewissheit sagen kann, aber ich habe da einen Verdacht.«
    »Und welchen?«
    Als Arkana weitersprach, war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Wenn dieser Junge tatsächlich eingebettet in den Stoff der heiligen

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