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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ist. Glaub mir, ich kenne das. Wer den Geschmack der Niederlage einmal gekostet hat, der kann nie wieder so kämpfen wie zuvor. Er wird zögern, wenn sein Gegner zuschlägt, und er wird zurückweichen, wo sein Gegner vorstößt.« Er legte Amon seine Hand auf die Schulter. Die Haut sah aus, als wäre sie gekocht. »Ich weiß, was du jetzt sagen willst, aber Angst und Sorge werden von nun an deine ständigen Begleiter sein.«
    »Vielleicht habt Ihr recht«, murmelte Amon. »Ich kann es spüren. Sein Gesicht verfolgt mich überallhin, sogar bis in den Schlaf.«
    »David?« Der Inquisitor nickte. »Ich muss gestehen, sein Verlust geht mir ebenfalls nahe. Ich hätte nie gedacht, dass ich so empfinden würde, aber die Entführung hat mich berührt. Er war noch so jung …«
    »Ich fühle mich schuldig an seiner Entführung«, sagte Amon mit gepresster Stimme. »Wäre ich nicht so verbohrt gewesen, wäre es vermutlich nie so weit gekommen.«
    Der Inquisitor neigte den Kopf. »Was soll das heißen?«
    »Ich hätte ihn nicht drängen sollen. David war schon immer ein Eigenbrötler. Er war am liebsten allein mit sich und diesem hässlichen Köter. Ich dachte, es sei meine Aufgabe, ihn aus seiner Einsiedelei herauszuholen und ihn zum Mann zu formen. Vielleicht war das ein Fehler.«
    »Nein.« Der Inquisitor schüttelte den Kopf. »Es war richtig, wie du dich verhalten hast. David war ein Kind im Körper eines Mannes. Ein Klumpen rohen, ungeformten Tons. Ich habe seine Entwicklung lange Zeit verfolgt, und es hat mir Kummer bereitet, ihn so verschlossen und weltfremd zu sehen. Dass du dich seiner angenommen und ihn zu mir gebracht hast, war das Beste, was ihm seit langer Zeit widerfahren ist. Dass es so enden würde, damit konnte niemand rechnen. Also gräme dich nicht. Hinter alldem steckt der Willen des Herrn.«
    Amon runzelte die Stirn. Wie konnte es der Willen des Herrn sein, dass sein Gefährte in die Hände der Frauen gefallen war? Was konnte gut daran sein, dass er jetzt vermutlich tot war?
    »Ihr spracht von einer Aufgabe, Herr.«
    Marcus Capistranus lächelte erneut. Es schien ihm zu gefallen, dass Amon sich von seiner Trauer nicht übermannen ließ.
    »Ganz recht«, sagte er. »Als ich sagte, du wärst nicht geeignet für den Bodenkampf, meinte ich nicht, dass du dich nicht nützlich machen kannst. Die Aufgabe ist wie geschaffen für dich. Du bist klug, ehrgeizig und pflichtbewusst. Als Erstes wirst du dich zu meinem Leibarzt begeben und dein Auge verarzten lassen. Danach stehen ein paar Tage Ruhe an. Du musst bei bester Gesundheit sein, wenn du deinen Dienst für mich antrittst.«
    Amon hob den Blick. »Wovon sprecht Ihr, Herr?«
    »Komm. Begleite mich nach draußen an die frische Luft. Ich werde dir erzählen, was ich im Sinn habe.«

37
    D er Laut, mit dem Junas Welt zerbrach, klang wie Donnerhall. Wie das Bersten und Splittern von Glas, obgleich kein Ton zu hören war. Das Geräusch entlud sich in den Tiefen ihres Herzens.
    Alles, woran sie geglaubt hatte, was ihr etwas bedeutet hatte, war weg. Fort, verschwunden, ausgelöscht. Es war, als würde ein Kartenhaus zusammenstürzen.
    Entgeistert starrte sie auf den fremden Mann, als wäre er eine Erscheinung aus einem bösen Traum. Zahllose Gedanken rasten durch ihren Kopf, lähmten ihre Zunge und ließen ihre Hände zittern. Rasch stellte sie die Tasse ab.
    Der Fremde trat auf sie zu und breitete seine Arme aus. »Juna.«
    Ihre Hand flog zum Knauf ihres Dolches. Sie riss die Klinge aus dem Halfter und richtete sie auf den Fremden. »Keinen Schritt weiter.«
    »Juna!« Arkana stellte sich schützend vor den Mann. »Bitte steck deine Waffe weg. Dir droht keine Gefahr. Versuch, dich zu beruhigen. Es ist wichtig, dass du alles erfährst. Ich begebe mich in große Gefahr, dass ich dir überhaupt davon erzähle. Glaub mir, wenn es anders gegangen wäre, hätte ich dich verschont, aber es ist nun mal unumgänglich.«
    Junas Blick huschte zwischen ihrer Mutter und diesem Kerl hin und her. Ihre Gedanken weigerten sich, die Worte zu akzeptieren. Wer, hatte sie gesagt, sollte das sein?
Ihr Vater?
Lächerlich. Es gab keine Väter. Nicht in Glânmor. Niemand durfte seinen Vater kennen, es war gegen das Gesetz. Schon allein die Tatsache, hier einem Mann zu begegnen, war ungeheuerlich. Was tat er hier? Wie war er hier hereingekommen? Dies waren die heiligen Gemächer der Hohepriesterin.
    Der Mann schien sich keines Vergehens bewusst zu sein; er stand nur da und lächelte. Juna

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