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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihm ein Paar Sandalen rüber. »Deine sind völlig durchgelaufen.«
    Sie hatte recht. Seine Schuhe waren tatsächlich so zerschlissen, dass sie nur noch von ein paar losen Fäden zusammengehalten wurden. Er löste sie vom Fuß und probierte die neuen an. Sie passten wie angegossen. »Ich danke dir«, sagte er. »Es ist wirklich nett von dir, dass du dich so um mich kümmerst.«
    Juna schwieg. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. David wusste nicht, was es war, und scheute sich, danach zu fragen. So gut kannten sie einander noch nicht. Allerdings konnte er auch nicht einfach so tun, als habe er nichts bemerkt.
    »Wie ist es dir gelungen, aus der Stadt herauszukommen?«, fragte er. »War es schwierig?«
    Juna schrak aus ihren Gedanken auf. »Hm? Ach so, nein. Nicht wirklich.« Sie verstummte.
    David sah sie aufmerksam an. Offenbar gab es einen Weg, den sie ihm nicht verraten wollte. Auch gut. Vertrauen entstand erst mit der Zeit, man konnte es nicht einfordern. Aber waren das Tränen, die da in ihren Augenwinkeln glitzerten? Er wurde das Gefühl nicht los, dass bei Juna irgendetwas gründlich schiefgelaufen war.
    »Was ist los?«, fragte er. »Du kannst es mir ruhig sagen. Im Kloster haben alle gesagt, ich könnte gut zuhören.«
    Juna wischte sich mit dem Ärmel über ihre Augen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ein andermal vielleicht. Ich muss das erst einmal selbst verdauen, aber danke für das Angebot.« Sie lächelte tapfer. »Wie sieht’s aus, meinst du, du kannst gehen? Ich glaube, etwas Bewegung täte dir gut.«
    David stimmte ihr zu. »Warum nicht? Versuchen kann ich’s ja mal. Was hast du vor?«
    »Mir steht der Sinn nach Kaninchen. Ich habe ein paar Fallen aufgestellt. Wenn du magst, können wir sie gemeinsam kontrollieren.«
    David nickte. Die Aussicht, den engen Stollen verlassen zu können, verlieh ihm neue Kraft. Und Kaninchen hatte er schon immer gemocht.
     
    Eine Stunde später kehrten sie wieder zurück. In einer der Schlingen hatte sich tatsächlich ein junger, kräftiger Kaninchenbock verfangen. Das Tier hatte genau die richtige Größe. Mit geschickten Handgriffen zog Juna ihm das Fell über die Ohren und weidete es aus. Grimaldi bekam einen Anteil an den Innereien, Junas Falke ein paar Bissen Muskelfleisch. Den Rest spießte sie auf einen angespitzten Holzpflock und trug ihn über der Schulter in Richtung Höhle zurück. David spürte, dass er immer noch etwas schwach war. Der Ausflug war anstrengend gewesen, aber es hatte ihm gutgetan, wieder einmal frische Luft zu atmen.
    In der Höhle entfachte Juna ein kleines Feuer und hängte das Kaninchen darüber. Grimaldi legte sich neben sie und beobachtete, wie die Kriegerin das Fleisch würzte und salzte.
    »So«, sagte sie, nachdem sie fertig war. »Das wird jetzt mindestens eine Stunde benötigen.«
    »Und was machen wir so lange?«
    »Du könntest mir beibringen, wie man liest.«
    David benötigte einen Moment, um die Bedeutung ihrer Worte zu erfassen. »Du möchtest
was?
«
    »Lesen lernen. Und schreiben. Ich möchte Bücher lesen, so wie du. Meinst du, du könntest mir das beibringen?«
    David war völlig überrascht. Mit dieser Bitte hätte er im Leben nicht gerechnet. Andererseits … es gab nichts, was dagegen sprach. Abgesehen natürlich von der Tatsache, dass er so etwas noch nie gemacht hatte. »Ich weiß nicht«, sagte er zögernd. »Ich meine … also gut, lass es uns versuchen. Allerdings gibt es hier nichts, worauf wir schreiben können.«
    Juna brach von einem der herumliegenden Zweige ein Stück ab, befreite es von Blättern und Rinde und teilte es in zwei Hälften. Eine davon gab sie David. Auf seinen verständnislosen Blick hin malte sie ein paar Kringel auf den sandigen Boden.
    David blickte zweifelnd auf das Stöckchen, dann lächelte er. Patent war sie, das musste man ihr lassen.
    »Ich glaube, das könnte klappen«, sagte er.
    Sie nickte ernsthaft. »Gut, dann lass uns keine Zeit verlieren.«

39
    D er Morgen kam mit silbrigem Glanz. Draußen hatte es geregnet, die Blätter waren feucht. Erste Sonnenstrahlen fielen durch die Baumkronen und ließen die Tropfen glitzern, als wären es Diamanten. Vogelgezwitscher drang durch den Höhleneingang.
    David öffnete die Augen und richtete sich langsam auf. Er hatte herrlich geschlafen. Von der Überdehnung seines Schultergelenks war kaum noch etwas zu spüren.
    Müde sah er sich um. In der Luft hing immer noch ein Duft nach Holzkohle und gegrilltem Kaninchen. Als er die Überreste

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