Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Nahrungsmitteln zu euch schicken, um euren Verlust zu mindern. Sie werden bei der Gelegenheit die Umgebung absuchen und nach dem Rechten sehen.« Sie stand auf und wandte sich zum Gehen.
»Wartet.« Die Frau berührte sie an der Schulter. »Es gibt noch etwas, was ich Euch sagen muss.«
Juna hob die Brauen.
»Eine unserer Frauen konnte ein Gespräch zwischen den Teufeln belauschen. Obwohl sie Masken trugen, waren die Worte deutlich zu verstehen. Sie sagten, dass dies nur der erste einer Reihe von Angriffen gegen die Kommunen des Grenzlandes sei, dass ihre Vorratskammern aufgrund einer Rattenplage leer seien und dass sie jetzt öfter auf Raubzug gehen müssten. Alcmona soll ihr nächstes Ziel sein.«
»Alcmona?
Bist du sicher?«
»Das hat sie gehört.«
»Hat sie auch gehört, an welchem Tag das geschehen soll?«
»Noch innerhalb dieser Woche« sagte Megan, »spätestens Anfang der nächsten. Der Teufel wollte keinen genauen Termin nennen, definitiv aber binnen der nächsten Tage.«
Megan schaute sie hoffnungsvoll an. »Könnt Ihr mit dieser Information etwas anfangen?«
Juna nickte. »Oh, ja«, sagte sie. »Mehr, als du ahnst.«
2
D ie Vesperglocke läutete zum dritten Mal.
David blinzelte durch das trübe Fensterglas der Schreibstube hinaus auf den Hof. Die meisten Klosterbrüder waren bereits versammelt und erwarteten ungeduldig das Öffnen des Haupttores. Höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen.
Seufzend wischte er Hände und Unterarme an der groben Stoffkutte ab, legte Federkiel und Büttenpapier zur Seite und schraubte die Deckel auf die Tintenfässer. Dann stand er auf und streckte sich. Die Abschrift für den Abt musste warten. In diesem Moment flog die Tür auf, und das rotwangige Gesicht des Bibliothekars erschien. Irritiert blinzelte Meister Stephan ihn über den Rand seiner vergoldeten Brille hinweg an.
»Du bist noch hier?«, rief er. »Ich dachte, du wärst längst unterwegs. Alle sind schon draußen. Der Inquisitor kann jeden Moment eintreffen. Beeil dich. Wasch dein Gesicht, zieh dir etwas Frisches an und vor allem: Schaff den Köter hier heraus. Wenn unser hoher Besuch das Skriptorium betritt und dieses Vieh immer noch hier ist, dann gnade dir Gott.«
»Ja, Herr.«
Der Mann mit dem grauen Haarkranz schüttelte enttäuscht den Kopf. »Wenn du es mit deinen achtzehn Jahren noch mal zu etwas anderem bringen willst als zu einem einfachen Bibliothekar, dann solltest du meine Geduld nicht länger strapazieren.«
»Ja, Herr.«
Rumms flog die Tür wieder zu.
David seufzte. Er verspürte nicht die geringste Lust, Meister Stephans Aufforderung zu folgen, doch es blieb ihm wohl nichts anderes übrig. Der Inquisitor kam nur alle paar Monate, und es gehörte zur Pflicht eines jeden Klostermitglieds, ihm seine Ehrerbietung zu bezeugen.
»Komm, Grimaldi«, sagte er. »Raus mit dir. Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich unsichtbar machen, wenn du hier bist.«
Unter dem Tisch tauchte das hässlichste Gesicht auf, das man sich vorstellen konnte. Schwarz-gelbes Fell, ausgefranste Ohren und eine Schnauze, aus der krumme gelbe Zähne ragten. Unwillig, das linke Hinterbein ein wenig nachziehend, verließ der Mischlingsrüde seinen Lieblingsplatz und humpelte in Richtung Tür. David hatte ihn als Welpen vor den Wolfshunden gerettet, die das schwächliche Hundebaby töten wollten. Grimaldi war seitdem sein ständiger Begleiter geworden. Auch wenn der Abt und der Bibliothekar das nicht gerne sahen, so war er doch froh über die Gesellschaft des eigenwilligen Tieres. Nicht nur, weil es angenehmer war, nicht allein zu sein; der wache Instinkt seines Begleiters hatte ihn bereits mehr als einmal vor Gefahren gewarnt.
»Komm schon, raus mit dir.« David öffnete die Tür und folgte dem Hund hinaus in den dunklen Gang.
Schnell den Schreibkittel aus-, die Festtagskutte angezogen und das Gesicht mit Wasser benetzt, trat er auf den sonnenüberfluteten Hof hinaus. Er musste ein paar Mal blinzeln, bis er sich an das grelle Sonnenlicht gewöhnt hatte. Dann entdeckte er Amon am linken Rand des Menschenauflaufs. Mit schnellen Schritten eilte er über den Hof.
»Na, Bücherwurm, Wachs in den Ohren«, rief einer der Mönche ihm zu. »Es hat schon dreimal geläutet.«
»Ach wo, vermutlich ist er am Leim festgeklebt und konnte deswegen nicht weg.«
»Wie geht’s deiner Töle?«
Unterdrücktes Gelächter war zu hören. David galt unter seinen Mitbrüdern als Außenseiter und Sonderling. Vielleicht, weil er einer
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