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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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der wenigen war, die lesen und schreiben konnten. Vielleicht aber auch, weil er sowohl vom Bruder Bibliothekar als auch vom Abt gefördert wurde. Er besaß ein besonderes Talent für die Entzifferung alter Schriften, und das war selten geworden in diesen Zeiten. Natürlich erweckte eine solche Bevorzugung den Neid einiger Mitbrüder, aber das störte ihn nicht sonderlich. David war ein notorischer Einzelgänger, der die Gesellschaft anderer mied. Die Hänseleien waren eben der Preis, den er dafür zahlen musste.
    »Haltet den Mund«, rief Amon den anderen zu. »Kümmere dich nicht um ihr Geschwätz. Wo warst du denn so lange?« Auf dem Gesicht seines Freundes lag ein breites Grinsen. »Hast wohl geglaubt, dein Fehlen würde nicht auffallen, oder?«
    David strich mit der Hand durch seine kurzen dunklen Haare. Es stimmte. Die Begegnung mit dem Inquisitor bereitete ihm Unbehagen. Seit er denken konnte, hatte dieser Mann nichts als Häme und Spott für ihn übrig gehabt. Warum sollte es diesmal anders sein?
    Amon drückte seine Hand. »Wird schon alles gutgehen, vertrau mir.«
    In diesem Moment waren von außerhalb der Mauern laute Motorengeräusche zu hören. Die schweren Holztüren wurden geöffnet, und herein fuhr die bewaffnete Eskorte des dritten Inquisitors der Heiligen Stadt, Marcus Capistranus. Der hagere Mann war in eine scharlachrote Robe gekleidet und hielt den traditionellen Bußstab in seiner Hand: eine Eisenstange mit Stacheldraht, das Symbol der Dornenkrone. Sein Gesicht wurde von einer weit überhängenden Kapuze verdeckt. Das Fahrzeug – ein schwarzer Geländewagen mit Überrollbügel – wurde von vier Männern der Leibgarde flankiert, die vermummt und behelmt auf ihren Motorrädern saßen. Keiner von ihnen maß unter einem Meter neunzig. Ihnen folgte ein verrosteter, heruntergekommener Lastwagen, dessen Achsen auf der holperigen Strecke furchtbare Geräusche von sich gaben.
    In eine Wolke aus Staub und Abgasen gehüllt, fuhr der Konvoi in den Hof und parkte nahe den Vorratshäusern. Es dauerte eine Weile, bis Lärm und Gestank verflogen waren, dann verließ der Inquisitor das Fahrzeug. Mit insektengleicher Langsamkeit stieg er aus und ging, den Stab fest in der Hand haltend, auf sie zu.
    Als er beim Abt eintraf, fiel dieser vor ihm auf die Knie. Der Inquisitor streckte seine Hand aus, damit der Abt den Siegelring mit seinen Lippen berühren konnte. Alle hielten ihre Köpfe gesenkt. David bemerkte, dass das Kirchenoberhaupt den alten Mann länger als sonst knien ließ. Jeder wusste, was für eine Prozedur das für den Abt war. Benedikt war zweiundachtzig Jahre alt und litt unter Gicht. Sein schmerzerfülltes Keuchen drang bis zu ihnen herüber.
    Die Ernte war nicht gut ausgefallen. Ratten hatten einen Großteil der Gemüse- und Getreidevorräte vernichtet. Der Inquisitor wusste das und ließ den Abt dafür leiden. Nach schier endlosen Minuten erlöste er ihn von seiner Marter und half ihm auf die Füße. Sein Gesicht lag noch immer im Schatten.
    »Dürfen wir für diese Nacht um Obdach und Verköstigung bitten?« Die Stimme war tief und kraftvoll. Die Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    »Es ist uns eine Ehre«, erwiderte der Abt. »Eure Gemächer sind hergerichtet. Ihr möchtet Euch sicher ausruhen nach der beschwerlichen Fahrt.«
    »Keineswegs«, sagte der Inquisitor. »Die Reise war ausgesprochen angenehm. Keine Plünderer, Wolfshunde oder sonstige Unannehmlichkeiten. Wenn es Euch nichts ausmacht, würde ich gerne sofort mit der Inspektion und der Prüfung der Bücher beginnen. Bis Vesper sind es noch gut zwei Stunden, und die Zeit ist knapp.«
    Benedikt nickte. »Dann folgt mir bitte. Der Cellerar hat die Bücher bereits vorbereitet.«
     
    Der Vespergottesdienst ging zu Ende, und die Mönche betraten mit gesenkten Köpfen das Refektorium. David war auf Wunsch des Inquisitors dem Küchenmeister zugeteilt worden, um ihm bei den Vorbereitungen für das Abendessen zu helfen. Der hohe Besuch hatte ausdrücklich darauf bestanden, dass David an diesem Abend bediente, und das konnte man nicht einfach ignorieren. Trotzdem geisterte die Frage in Davids Kopf herum, während er den Nudelteig mit einem Wellholz bearbeitete. Warum er? Was wollte der Inquisitor von ihm? Der Küchenmeister verfügte über genügend eigenes Personal. Nicht, dass David etwas gegen die Arbeit einzuwenden hätte. Er liebte die Küche. Überall wurde emsig geschnippelt und gehobelt. Es würde

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