Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
Drakonas ignorierten sie.
Der König war aus dem Konzept gekommen, weil ein Mönch sie angegriffen hatte, doch inzwischen hatte er sich wieder gefangen und ging voller Kampfeslust auf seinen Gegner los. Sein Schwert sauste durch die Luft, traf und parierte die feindlichen Hiebe. Die ganze Zeit hielt er sein Pferd mit dem Rücken zum Stamm. Edward war momentan nicht in Gefahr. Also sah Drakonas sich nach dem gefährlicheren Gegner um.
Der Mönch, der sein Pferd nicht beherrschte, war in vollem Galopp die Straße hinuntergestürmt. Jetzt befanden sich Pferd und Reiter etliche Längen weiter, wo der Mönch sich verzweifelt bemühte, das Tier unter Kontrolle zu bringen, um wieder in den Kampf einsteigen zu können. Drakonas hatte Zeit, dem König beizustehen und die Anzahl der Feinde zu verringern, ehe er sich dem Mönch widmete.
Im Nu tauchte Drakonas hinter den Halunken auf, wo er seinen dicken Eichenstab wie eine Keule schwang und dem vordersten einen Hieb auf den Kopf versetzte, dass ihm die Ohren klingen mussten. Der Mann stürzte vom Pferd. Gleichzeitig durchbohrte Edward einem anderen die Kehle, der daraufhin gurgelnd zu Boden ging. Er erstickte an seinem eigenen Blut.
Der Mönch hatte nun endlich sein Pferd gezügelt und gewendet. Er kam zurückgeprescht, denn er wollte weiter am Kampf teilnehmen. Drakonas musste die übrigen Räuber Edward überlassen.
Er stellte sich mitten auf der Straße auf und nahm verwundert wahr, wie der Mönch genau auf ihn zuhielt und mit wild gestikulierenden Armen kopflos angriff, wobei seine Füße aus den Steigbügeln rutschten. In seinen weit aufgerissenen Augen flackerte der Wahnsinn, als er Drakonas anstarrte. Wieder heulte er etwas von Dämonen und zeigte nach vorne.
Diesmal war Drakonas auf Magie vorbereitet. Er zog seinen Stab im Bogen durch die Luft. Sofort bildete sich ein silbrig blauer Energieschild, der seinen Körper abschirmte. Sprungbereit duckte er sich hinter den Schild. Als die Magie des Mönchs den Schild traf, war ein knisterndes Licht zu sehen. Dann folgte ein krachender Donner.
Das Pferd des Mönchs geriet in Panik. Es bäumte sich auf und schlug mit den Vorderbeinen in die Luft. Der Mönch konnte sich nicht halten und landete mit einem harten Aufprall auf der trockenen Erde.
Das Pferd galoppierte davon. Drakonas hatte das Knirschen brechender Knochen gehört und sah verblüfft zu, wie der Mönch dennoch aufzustehen versuchte. Ein Arm baumelte hilflos herunter. Auch das eine Bein konnte der Mann nicht belasten. Mühsam richtete er sich in eine Hockstellung auf. Dann griff seine unverletzte Hand blitzschnell in die Falten seiner zerlumpten Kutte.
Da Drakonas mit einem Messer rechnete, wartete er wachsam ab, was geschah. Verrückte waren gefährliche Gegner, weil man nie wusste, was sie als Nächstes vorhatten. Dieser hier spürte offenbar keine Schmerzen, denn er starrte Drakonas weiterhin mit ungezügeltem Hass an und verfluchte ihn dabei keuchend als »Dämonenbrut«.
Mit erhobenem Stab rückte Drakonas langsam vor.
»Zwing mich nicht, dich zu töten«, rief er dem Mann zu. »Ich will nur mit dir reden.«
»Der Teufel hole dich und deinesgleichen!«, fauchte der Mönch.
Seine Hand schoss hervor. Sie hielt eine gläserne Phiole.
Drakonas ließ den Stab fallen und schnellte vor, doch es war zu spät. Der Mönch riss den Korken aus der Phiole und kippte ihren Inhalt in sich hinein.
Er würgte. Tief rot und geschwollen ragte seine Zunge aus dem Mund. Seine Augen traten hervor, und er griff sich an den Hals. Dann kippte der Mönch tot nach vorn.
»Verdammt«, fluchte Drakonas.
Weil er jemanden heranrennen hörte, fuhr Drakonas mit erhobenem Stab herum.
»Ich bin's«, beruhigte ihn Edward. Er hatte einige blutige Kratzer, war schmutzig und verschwitzt, aber ansonsten unversehrt.
Erleichtert wandte Drakonas sich wieder dem toten Mönch zu.
»Was habt Ihr ihm angetan?«, wollte Edward wissen, als er sich nun neben Drakonas stellte.
»Nichts«, gab dieser zurück. Er bückte sich, hob die Hand des Mannes hoch und brachte die Phiole zum Vorschein, die immer noch zwischen den verkrampften Fingern steckte. »Er hat Gift getrunken.«
»Aber«, Edward keuchte auf, »das ist eine Todsünde. Er war doch ein Gottesmann!«
»Pah!«, schnaubte Drakonas. »Der war ebenso wenig ein Gottesmann wie ich. Er hat sich nur verkleidet. Seht her.« Er hob den Kopf und deutete auf den kahlen Schädel mit der Tonsur. »Sonnenbrand.« Er legte den Kopf wieder ab. »Die
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