Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen
einfach.
Die Männer hatten ihre Tat nicht vor den Augen der Menschen verbergen wollen, sondern vor den Augen des Drachen.
7
Bevor sie ihre Reise fortsetzen konnten, musste Drakonas sein Pferd wieder einfangen. Nachdem ihm dies gelungen war, musste er Edward davon abbringen, den Toten ein anständiges Begräbnis zu geben. Er legte ihm dar, dass es immerhin gedungene Mörder wären. Hätte man sie erwischt und verurteilt, so wären sie am Galgen geendet, und man hätte ihre Körper dort verfaulen lassen, um anderen als Warnung zu dienen. Sie hier liegen zu lassen war kaum etwas anderes. »Außerdem«, fügte Edward hinzu, dem ein neuer Gedanke kam, »wenn wir sie hier liegen lassen, kann der Sheriff von Bramfell der Sache nachgehen. Beim nächsten Halt schicke ich dem Herzog eine Nachricht, erzähle, was geschehen ist, und fordere ihn dringend auf, herauszufinden, wer diese Männer dafür bezahlt, dass sie uns töten sollen.«
»Eine ausgezeichnete Idee, Majestät«, pflichtete Drakonas bei, obwohl er keinesfalls erlauben würde, dass irgendjemand hier irgendetwas untersuchte.
Er überprüfte den Leichnam des Mönchs, fand jedoch keinen brauchbaren Hinweis. Er hatte auch nicht damit gerechnet.
»Was ist aus dem Mistkerl geworden, dem ich eins übergezogen habe?«, beschwerte er sich, als er sich nach seinem Gegner umsah, diesen jedoch nicht fand.
Edward schaute sich um. »Das habe ich nicht gesehen. Wahrscheinlich ist er wieder zu sich gekommen und hat die Beine in die Hand genommen.«
»Umso mehr Grund, von hier zu verschwinden, bevor er demjenigen Meldung erstattet, der ihn angeheuert hat. Die Sonne geht spät unter. Uns bleiben noch ein paar Stunden.«
Sie bogen von der Straße ab. Anfangs kamen sie nur langsam voran, denn sie mussten ihre Pferde durch Brombeerdickicht und Unterholz lenken. Nachdem sie dies durchquert hatten, gelangten sie jedoch auf offenes Weideland, wo sie besser vorankamen. Hochzufrieden stellte Drakonas fest, dass Straße und Wald in der Ferne allmählich kleiner wurden.
Auf einer Anhöhe gönnten sie ihren Pferden etwas Ruhe. Der König schaute sich um und erstarrte im Sattel.
»Rauch«, sagte er und deutete nach hinten. »Da drüben.«
Die Sonne würde bald untergehen. In den Tälern herrschten schon die Schatten vor. Rotgoldenes Licht überzog die höheren Hügel und die Baumwipfel. Schwarzer Rauch ringelte sich in der stillen Luft senkrecht empor.
»Ein Lagerfeuer«, meinte Drakonas.
»Das ist kein Lagerfeuer«, widersprach Edward finster. »Der Drache hat den Wald entlang der Straße in Brand gesteckt.« Er blinzelte gegen das Sonnenlicht. »Muss ganz in der Nähe von dem Ort sein, wo wir angegriffen wurden.«
»Umso mehr Grund, uns zu sputen, Majestät«, gab Drakonas zu bedenken.
Der König beobachtete den Rauch noch ein wenig. Seine Lippen bildeten eine gerade, feste Linie.
»Ich bin froh, dass Ihr auf meiner Seite seid, Drakonas«, bemerkte er übergangslos. »Das seid Ihr doch, oder?«
»Ich stehe nie ganz auf einer Seite«, wich Drakonas aus. »Aber ich lasse mich gern bezahlen.«
Edward beäugte ihn einen Augenblick, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. »Ich mag Euch, Drakonas. Weiß der Teufel, warum, aber so ist es eben.« Und schon galoppierte er davon, den Blick auf die dämmrigen Berge gerichtet.
Drakonas warf einen letzten Blick auf den Rauch. Bran tat, was nötig war. Er verbrannte die Leichen.
Sie ritten fünf Tage lang nahezu ununterbrochen. Drakonas bestand darauf, dass sie früh aufbrachen und sich spät schlafen legten. Er trieb Pferde und Reiter an ihre Grenzen, um so schnell wie möglich voranzukommen. Bran und Drakonas achteten darauf, ob jemand ihnen folgte – Drakonas von jedem Aussichtspunkt am Boden aus, der Drache aus der Luft. Doch es tauchten keine verrückten Mönche mehr auf.
Drakonas glaubte, den Grund zu kennen. Sie hatten einmal einen Anschlag versucht und waren gescheitert. Nun konnten sie es erneut probieren, indem sie ihn durch das ganze Land jagten, oder sie konnten ihre Kräfte bündeln und warten, bis er ihnen in die Arme lief.
Maristara wusste, wo er hinwollte und weshalb. Sie würde ihre Falle dort vorbereiten, wo er ihrer Meinung nach vorbei musste – an dem Pass durch das Ardvale-Gebirge.
Maristara hatte diesen Pass vor dreihundert Jahren abgeriegelt, indem sie mit Hilfe ihrer Magie einen Erdrutsch ausgelöst hatte, der die alte Straße dauerhaft blockierte. Ein gewöhnlicher Reisender würde nicht auf die Idee
Weitere Kostenlose Bücher