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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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einen kurzen Blick zu. Er sah nicht sie an, sondern starrte aus ihrem Unterschlupf in die Morgendämmerung. Draußen sangen die Vögel. Man roch zerbrochene Piniennadeln und hörte den sanft säuselnden Wind nach dem Abflauen des Sturms.
    »Ihr habt nicht Euer Reich beschützt, Melisande«, fuhr Drakonas fort, »sondern Euren Drachen.«
    Melisande antwortete nicht und rührte sich nicht. Sollten sie doch denken, dass sie eingeschlafen war. Ihre Gedanken glichen einem Treibsandloch. Sie versuchte, sie zu ergreifen, doch sobald sie einen aus dem entsetzlichen Gemenge emporhob, fühlte sie sich vom nächsten noch tiefer hinuntergezogen. Sie brauchte Zeit, um all das zu verstehen.
    »Ich glaube, sie schläft«, flüsterte Edward.
    »Das solltet Ihr auch tun«, riet ihm Drakonas, der nun aufstand und sich räkelte. »Ich gehe die Pferde holen. Ihr seid hier einigermaßen sicher. Noch dürften keine Suchtrupps unterwegs sein. Sie müssen erst alles organisieren.«
    Der König warf seinem Begleiter einen Blick zu. »Bei einer Kopfverletzung ist Schlafen das Schlechteste, was man tun kann. Gunderson hat mir von Männern mit Schädelbruch erzählt, die einschliefen und nie wieder aufwachten.« Nach einer Pause fügte er leise hinzu, obwohl Drakonas schon gehen wollte: »Der Anblick des Drachen hat Euch wenig überrascht, nicht wahr? Mir kam es geradezu so vor, als hättet Ihr damit gerechnet.«
    »Oh, überrascht war ich durchaus«, meinte Drakonas. Er verzog den Mund. »Euer ganzes Abenteuer brachte bisher eine Überraschung nach der anderen.«
    Dann ging er. Am liebsten wäre Edward wütend aufgesprungen, um ihm nachzurufen: »Lauft mir nur nicht davon! Ich habe Euch noch einiges zu sagen!« Aber er war zu müde und hatte so starke Schmerzen.
    Soll er doch gehen, dachte er. Es scherte ihn nicht einmal besonders, ob Drakonas zurückkommen würde.
    Ritterlich bemühte sich der König, sich trotz des beengten Raumes möglichst von Melisande fern zu halten. Als er sich hinlegte, behielt er sie im Blick. Er wollte wirklich wach bleiben, aber schon bald fielen ihm die Augen zu. Mit einem tiefen Seufzer ergab er sich einem unruhigen Schlaf voller Albträume.
    Drakonas verließ die Höhle und entfernte sich ein Stück, um den beiden Zeit zum Einschlafen zu gewähren. Er wollte wirklich die Pferde holen, aber noch nicht jetzt. Vorläufig prüfte er seine Muskeln und massierte einige schmerzende Stellen. Er war müde, aber nicht erschöpft. Schließlich konnte er mehrere Tage durchhalten, ohne zu schlafen. Was er jetzt brauchte, war etwas zu essen. Das war einer der Gründe, weshalb er die Pferde holen wollte. Da sie nicht vorgehabt hatten, so lange fortzubleiben, hatten sie die gesamte Verpflegung in den Satteltaschen gelassen.
    Außerdem musste er Bran Bericht erstatten. Der Drache würde schon ungeduldig darauf warten, endlich zu erfahren, was sich zugetragen hatte. Aber zuvor wollte Drakonas selber in Ruhe darüber nachdenken.
    Nachdem eine halbe Stunde verstrichen war, schlich Drakonas zu der Höhle zurück, um nach seinen Schutzbefohlenen zu sehen.
    Beide waren eingeschlafen. Edward lag auf dem Rücken, einen Arm über die Brust geschlagen. Er murmelte im Schlaf und verzog das Gesicht, denn er hatte noch immer Schmerzen. Melisande lag auf der Seite, die Beine angezogen, den Arm über das Gesicht gelegt, als wollte sie sich noch immer verstecken. Natürlich hatte sie nicht einschlafen wollen. Sie wollte heimlich fortschlüpfen, um zu ihrem Volk zurückzukehren.
    »Mutig«, flüsterte er ihr zu, als er sich über sie beugte, »aber töricht.«
    Sobald er sicher war, dass beide tief und fest schliefen und durch seine Berührung nicht erwachten, kümmerte sich Drakonas um ihre Verletzungen. Der Drache konnte sie nicht entkommen lassen. Dazu wussten sie zu viel. Er würde ihnen jemanden nachschicken, wenn er nicht gleich selbst kam.
    Wie alle Drachen besaß Drakonas Selbstheilungskräfte. Wenn er seine Magie und geistige Disziplin zusammenführte, konnte er nahezu alle Verletzungen ungeschehen machen. Drachenmagie erfüllt den ganzen Körper mit Wärme und lindert so jeden Schock. Drachen können ihren Herzschlag verlangsamen, um eine innere oder äußere Blutung zum Stillstand zu bringen. Sie können sich in eine tiefe, heilende Starre versetzen, damit ihr Körper sich regeneriert und verletzte Organe, gebrochene Knochen oder gerissene Sehnen zusammenwachsen können. Auch Drakonas verfügte über solche Kräfte und hatte sie auch

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