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Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen

Titel: Das verbotene Land 1 - Die Herrscherin der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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dass sie jetzt in diesem blutigen Sarkophag liegen könnte, führten dazu, dass sie nur noch an diese Hände dachte, die sich vor Pein zu Fäusten ballten, an jenen Mund, der sich zu einem unhörbaren Schmerzensschrei öffnete, an die Drachenklaue und das goldene Medaillon.
    Sie wusste nicht, wo sie war, und hätte nicht sagen können, wie sie hierher gelangt war. Die Flucht durch die Dunkelheit erschien jetzt unwirklich, ihre Begleiter waren fremd und Furcht erregend. Sie hatten ihr das Leben gerettet, aber weshalb? Wozu waren sie gekommen? Ihre Gegenwart war so unverständlich, dass sie Melisande heimtückisch vorkam.
    Sie war selten Männern begegnet, nur jenen, die kamen, um die Kühe zu begatten. Ihre Größe, die gierigen Hände und die unverhohlene Lust in ihren Augen hatten Melisande immer abgestoßen. Darum kauerte sie jetzt mit dem Rücken zur Wand in einer Ecke der kleinen Höhle. Zitternd schlang sie beide Arme um sich und beobachtete die Männer voller Argwohn.
    »Wir sollten Feuer machen«, schlug Edward vor. »Seht sie Euch an. Sie friert.«
    In seinem Blick lagen Anteilnahme und Sorge. Er war ein gut aussehender Mann, so viel musste sie zugeben. Die braunen Augen mit den goldenen Tupfen darin strahlten sie bewundernd an, und davon wurde ihr unwillkürlich warm ums Herz. Sogar die Schrecken dieser Nacht rückten dadurch in den Hintergrund. Für sie hatte er gegen den Drachen gekämpft. Er machte einen offenen, ehrlichen Eindruck, aber wieso war er hier?
    »Zu gefährlich«, wehrte Drakonas ab.
    Wortkarg war er und rätselhaft, dieser Mann, der sie kaum ansah. Wenn sie doch einmal einen Blick von ihm erhaschte, betrachtete er sie mit kühler Berechnung, als ob er überlegte, wie er den besten Nutzen aus ihr ziehen mochte.
    Ich muss hier weg, beschloss Melisande. Ja, Edward, du bist ein schöner Mann und sehr charmant, aber ich traue dir nicht. Deinem Freund allerdings noch viel weniger. Wenn du glaubst, ich würde dir etwas schulden, weil du mich gerettet hast, dann irrst du dich. Dir schulde ich gar nichts, meinem Volk hingegen eine ganze Menge, nämlich die Wahrheit. Ich muss zurückkehren, die Menschen aufklären, sie warnen.
    Ihr seid müde, sagte sie den Männern im Stillen. Bald werdet ihr schlafen, und dann werde ich von hier verschwinden.
    Sie musste sie in Sicherheit wiegen, sie denken lassen, die Priesterin sei schwach und erschöpft. Das musste ihr eigentlich leicht fallen, sann sie mit einem ergebenen Seufzer. Also zog sie die Knie an, legte die Arme darum und den Kopf auf die Arme. Und schließlich schloss sie die Augen, um die beiden nicht mehr zu sehen und auch sich selbst unsichtbar zu machen.
    Nun ließ auch Edward sich mit unterdrücktem Stöhnen auf den Boden nieder.
    »Wird sie es schaffen?«, erkundigte er sich besorgt. »Sie sieht so … krank aus.«
    »Sie kommt schon klar«, meinte Drakonas abwesend. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. »Sie ist jung und stark, sie braucht nur Ruhe.«
    Edward nickte. Er hatte selbst so einiges zu überdenken.
    »Ihr solltet auch schlafen«, riet ihm Drakonas. »Ich gehe die Pferde holen.«
    »Wenn es zu gefährlich ist, Feuer zu machen, ist es dann nicht noch gefährlicher, die Pferde herzuholen?«
    »Das schaffe ich schon«, versicherte Drakonas. »Es muss sein. Oder wollt Ihr etwa nach Ramsgate laufen und sie den ganzen Weg tragen?«
    Edward wurde rot. Er hatte Kopfschmerzen, ihm war übel und schwindelig, und er fühlte einen gerechten Zorn. Drakonas hatte ihn benutzt und belogen. Es war an der Zeit, das zu beenden. »Eines müsst Ihr mir beantworten, Drakonas. Ihr habt mich hierher gebracht, um diese Meisterin zu holen, die den Drachen vertreiben soll, der mein Königreich bedroht. Und was finden wir hier? Einen Drachen! Es kommt mir sogar so vor, als würde Euch das keineswegs überraschen.«
    »Aber das haben wir doch getan!«, sagte Melisande unvermittelt. Sie hob den Kopf. Das eisige Feuer in ihren Augen war erloschen. Nun waren sie einfach blau, ein wenig überschattet, aber blau. »Wir haben die Drachen fern gehalten, sie bekämpft und getötet. Alle bis auf …« Ihre Lippen zitterten. Erschauernd vergrub sie den Kopf in ihren Armen. Dann schlang sie wieder beide Arme um ihre Beine, um sich vom Zähneklappern abzuhalten.
    »Ja, Melisande, Ihr habt sie getötet«, bestätigte Drakonas mit sanfter Stimme. »Und wer hat Euch die Magie dazu gelehrt? Eure Meisterin, ein Drache.«
    Melisande hob ein wenig den Kopf und warf ihm

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