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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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wegen deiner Parasitenvergleiche?«
    Meine Mutter: »Das hat dich also in letzter Zeit so bedrückt?«
    Ich: »Äh … hallo? … ›bedrückt‹? Ich bin nicht bedrückt. Ich will mich nur operieren lassen, um jede Erinnerung an ihn aus meinem Gedächtnis zu löschen. Eigentlich habe ich es schon geschafft. Ich denke gar nicht mehr an ihn. Und ich habe mir ein Hobby gesucht und so weiter, aber …«
    Meine Mutter: »Ach ja? Was für ein Hobby?«
    Ich: »Scho… das ist privat. Ich meine bloß, dass sich die Sache regeln lässt: Es ist nur ein Nasenproblem. Oder eher ein Geruchsproblem. Wir haben in Bio gelernt, dass das Geruchsgedächtnis wie das Gedächtnis eines Elefanten ist, nur halt in der Nase.«
    Meine Mutter: »Freut mich, dass du dich für den Biounterricht interessierst, aber die Antwortet lautet Nein. Ich weiß, dass du Liebeskummer hast, meine Große, aber es kommt nicht infrage, dass du dir die Nase operieren lässt. Das war deine erste Liebe … Du hast noch jede Menge Zeit, um dich wieder zu verlieben … Du wirst noch viele andere Jungs kennenlernen. Kennst du das Sprichwort? ›Einen verloren, …‹«
    Ich: »Bitte … wenn du den Satz beendest, werde ich megafett.«
    Meine Mutter: »Warum das denn?«
    Ich: »Weil es nicht genug Schokolade auf der Welt gibt, um mich zu trösten!«
    Meine Mutter wirft mir einen halb verblüfften, halb mitleidigen Blick zu und sagt:
    »Du wirst sehen, irgendwann hast du ihn vergessen …«
    Ich: »Und du solltest dir die Ohren operieren lassen! Ich kann ihn nicht vergessen. Wegen meiner Nase !«
    14:00
    Wie bin ich nur hierhergekommen? Wie kommt es, dass ich auf allen vieren in meinem Kleiderschrank knie und aufräume? Ich weiß es nicht. Ich weiß es doch. Ich habe meiner Mutter vertraut und ihr mein Herz ausgeschüttet, und was hat sie mir gesagt? »Du solltest aufräumen. Wenn man sein Zimmer aufräumt, räumt man auch sein Leben auf. Blablabla …« Ich schütte ihr mein Herz aus, mit dem Ergebnis, dass ich aufräume. Für den Rest der Menschheit ist Aufräumen ein Mittel gegen Unordnung. Für meine Mutter ist Aufräumen ein Mittel gegen ALLES!
    Hypothese: Ich bin sicher, dass sie mich mit dieser »Sein-Leben-aufräumen-Theorie« nur manipulieren will! In Wahrheit bin ich ihr Sklave.
    Vertiefung der Hypothese: Aber immerhin versucht sie, mich mit irgendwelchen Theorien zu überzeugen, damit ich aufräume. Hmm … ich bin ein respektierter Sklave.

Sonntag, 4. Juni
    G estern Abend hat meine Mutter gesagt, es sei sehr gut, dass ich endlich mal aufräume. Sie hat erklärt, wenn man nie putzt und aufräumt, könne man Ungeziefer ins Haus kriegen und das schade der Gesundheit. Oh Mann, das hätte sie mir nicht sagen dürfen! Danach habe ich mich nicht mehr in mein Zimmer getraut, geschweige denn in den Kleiderschrank. Durch Chaos entsteht Ungeziefer? Eine Art Urknall im Kleiderschrank? Der Gedanke, dass in meinem Kleiderschrank eine neue Welt entstanden ist, eine geheime Population, die sich rasend schnell fortpflanzt, weil ich so unordentlich bin, hat mich beim Aufräumen … äh … etwas gebremst. Ich traute mich einfach nicht mehr zurück an den Schrank. Aber als meine Mutter feststellte, dass ich vor dem Fernseher hockte statt aufzuräumen, hat sie das mit dem Ungeziefer etwas relativiert und mich gezwungen, zu Ende zu bringen, was ich angefangen habe. Mein Zimmer sah jetzt nämlich noch schlimmer aus als vorher, obwohl ich doch schon eine ganze Weile aufgeräumt hatte. (Wie ist das möglich? Keine Ahnung.)
    10:20
    Immer noch in meinem Schrank.
    Wahnsinn, was man beim Aufräumen alles findet! Ich wusste gar nicht mehr, dass ich einen rosa Stoffhund habe. Wie konnte ich mir so ein hässliches Kuscheltier kaufen? Puh! Ich will ihn gerade in den Mülleimer werfen, als ich seine Augen sehe. Komischerweise habe ich den Eindruck, dass er gekränkt ist, weil ich mir so wenig aus ihm mache. Ich sehe ihn an und sage:
    »Tut mir leid, Rosa-Hund-dessen-Name-mir-nicht-mehr-einfällt, du und ich, das war noch nie die große Liebe. Ich persönlich bevorzuge Stofftiere mit richtigem Fell, die weniger … seltsam aussehen. Nicht, dass du seltsam bist , ich bin überzeugt, dass du interessant bist in deiner ›Andersheit‹, aber ich glaube, wir passen nicht zueinander. Nein … hör auf, mich so anzusehen! Ich weiß, es ist meine Schuld, ich beurteile dich aufgrund deines Fells, dabei habe ich dich nie richtig kennengelernt. Aber du wirst sicher ein besseres Leben haben … auf

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