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Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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jetzt einen tollen Wintermantel.«
    Das hat mich umgehauen!
    Ich habe ein Riesendrama gemacht. Ich habe meiner Mutter gesagt, dass die anderen Kinder total fies zu Kindern mit hässlichen Klamotten seien. (Ich war schon damals nicht gerade für meinen tollen Look bekannt.) Ich habe ihr erklärt, dass ich gesellschaftlich ruiniert wäre, wenn ich mit diesem Mantel in der Schule aufkreuzen würde usw. Also, nicht genau in diesen Worten, weil mein Wortschatz noch etwas kleiner war. Ich war ja noch nicht im Französisch-Begabtenkurs. Und sie hat zu mir gesagt, ich zitiere: »Die sollen sich ihre Kommentare in den Hintern stecken!« Das mag ja an sich ganz lustig sein. Aber es ist nicht lustig, wenn deine Mutter dir damit die Angst vor den fiesen Bemerkungen nehmen will, die dich in der Schule wegen deines SUPERHÄSSLICHEN KARO-MANTELS erwarten!
    Ich habe geweint. Ich habe gebrüllt. Ich habe gefleht. Alles umsonst. Meine Mutter hat gesagt, dieser Mantel sei schön warm, und das sei alles, was ein Wintermantel sein müsse. Sie habe doch sicher keine oberflächliche Tochter, die sich wie eine Tussi anzieht (sie hat echt »Tussi« gesagt), nur damit sich die anderen Kinder in der Schule nicht über sie lustig machen.
    Das war total übertrieben. Zwischen dem karierten Holzfällermantel und einer Tussi liegt ja wohl eine Riiieeesenunterschied! Aber meine Mutter schien das nicht zu erkennen.
    Etwas später, als ich auf meinem Bett lag und weinte (damals wäre Sybil sehr praktisch gewesen) und mir die fiesen Sprüche ausmalte, die ich mir den ganzen Winter lang würde anhören müssen (»Amélie stylt sich als Holzfäller«, »Amélie ist so was von out« … kurz gesagt, echt traumatische Kommentare), kam mein Vater zu mir und sagte, er habe mit meiner Mutter geredet und sie überzeugt, dass ich den Mantel nicht tragen müsse. Er sei ganz meiner Meinung, er habe noch nie so etwas Hässliches gesehen! (Das hat er wirklich gesagt, glaube ich, aber meine Erinnerung ist etwas verschwommen, vielleicht war das auch meine Formulierung.) Ich habe meinen Vater ganz fest gedrückt (daran erinnere ich mich noch genau). Dann haben wir den Karo-Mantel ganz unten in meinem Kleiderschrank verstaut und nie wieder von ihm gesprochen.
    Zurück zu heute, 11:07
    Dieser Mantel kommt in keine Wohltätigkeitkiste. In dem Fall ist es meine Wohltat, ihn an niemanden weiterzugeben, damit kein anderes Kind durchmachen muss, was ich durchmachen musste.
    Meine Mutter hat den Mantel noch immer in der Hand und wartet auf meine Antwort. Sie scheint sich an diese Geschichte gar nicht zu erinnern (keine Überraschung). Sie sagt aufgeregt:
    »Ach! Das ist echt Feng Shui , was wir hier machen!« (Sie schüttelt den Mantel.) »Also, behalten oder nicht?«
    Ich: »Mama, das ist mein Zimmer. Lass mich aufräumen. Du bringst mich ganz durcheinander!«
    Als meine Mutter weg ist, stecke ich den Mantel dahin, wo er hingehört: in den Müll.
    11:11
    Liebe 11 Uhr 11,
    bitte mach, dass dieser Mantel zerstört oder verbrannt wird. Übrigens, ich will ja nicht unverschämt sein, aber hast du vielleicht ein Umtauschrecht, wie im Geschäft? Wenn ja, muss ich mich dann über das russische 11 Uhr 11 bei dir melden, wo ich meine Bestellung aufgegeben habe? Oder geht das auch ohne den Umweg sagen wir mal ja. Neulich habe ich doch gesagt, es wäre mir egal, wenn ich sitzen bleibe, aber da habe ich vielleicht ein bisschen übertrieben, weil ich unter Schock stand. Ich bitte also um dein Verständnis. Könnte ich den Wunsch bitte korrigieren? Ich will wirklich nicht, dass Nicolas mich beim Kotzen gesehen hat, aber ich will auch WIRKLICH nicht sitzen bleiben … Danke!
    20:00
    Ich bin mit dem Aufräumen fertig. Ich habe jede Menge Sachen wiedergefunden. Eine Kiste mit einem kaputten Ballettschuh, Lipgloss mit Kirschgeruch, der geschmolzen war (keine Ahnung, warum ich den aufgehoben habe), das verschollene Buch aus der Bibliothek und meine alten Spielsachen. Meine Mutter wollte die Sachen für die Wohltätigkeitsorganisation sehen, und ich habe ihr eine große Tüte gegeben, die mit alten Klamotten vollgestopft war (bis auf den hässlichen Mantel, der im Müll gelandet ist). Sie schien etwas erstaunt zu sein, dass keine Spielsachen dabei waren. Ich habe ihr erklärt, dass mich der Film Toy Story so beeindruckt hat, dass ich jetzt Angst habe, meine Spielsachen könnten traurig sein, wenn ich sie weggebe. Darauf hat sie gesagt:
    »Aber Amélie, das ist doch nur ein Film!«
    Ich: »Aber

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