Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
vielleicht basiert er auf einer wahren Geschichte …«
Meine Mutter: »Meinst du das ernst?«
Ich: »Ich fühle mich einfach schlecht dabei … Aber mach dir keine Sorgen, ich habe sie gut verstaut. Man kann in meinem Kleiderschrank jetzt sogar den Boden sehen, guck mal!«
Sie hat den Schrank geöffnet und gesagt: »Oh! Wow!«
Ich persönlich würde diesen Ausdruck ja aufregenderen Dingen vorbehalten, aber wenn sie zum Boden eines Kleiderschranks »wow« sagen will, bitte.
20:30
Ich bin in meinem Zimmer, um zu lesen und Hausaufgaben zu machen und ich muss zugeben, dass meine Mutter recht hatte. Auch wenn von außen nichts zu sehen ist, weil ich vor allem Sachen aufgeräumt habe, die im Kleiderschrank oder in der Kommode waren, spüre ich die Veränderung. Ich fühle mich leichter.
Vermerk an mich selbst: Ich sollte schnellstens einen Arzt aufsuchen. Ich bin dabei, zu meiner Mutter zu »mutieren«!
Vermerk an mich selbst Nr. 2: Wenn das der Fall sein sollte, niemals meine zukünftigen Kinder zwingen, hässliche Karo-Mäntel zu tragen.
Vermerk an mich selbst Nr. 3 (immer noch für den Fall einer Mutation zu meiner Mutter): Versuchen, »wow« nur bei Gelegenheiten zu sagen, die es wirklich wert sind.
21:49
Ich liege im Bett und kann nicht einschlafen. Das Einzige, was ich in der Dunkelheit sehe, sind Sybils Augen. Ich denke an meine Mantel-Umarmung mit meinem Vater. Ich schließe die Augen und es ist, als wäre ich wieder sieben Jahre alt und spürte ihn ganz nah bei mir. Ich erinnere mich genau an seinen Geruch. Hmm … eine Mischung aus guter Seife und einem Wald voller Tannen.
21:52
Nach reiflicher Überlegung wäre es eigentlich ziemlich schade, wenn ich mir die Nase operieren ließe.
Dienstag, 6. Juni
M anchmal gibt es Momente im Leben, die eine Art Erleuchtung sind. Mir wird jetzt erst klar, dass ich mich in letzter Zeit ziemlich komisch gefühlt habe, ohne recht zu verstehen, warum. Aber jetzt habe ich verstanden!
Mein Gehirn, das in den letzten Monaten eher passiv war, ist plötzlich im Modus »hyperaktiv« und schickt mir dauernd Nachrichten nach dem Motto »Ich will Nicolas zurück«, »Ich liebe Nicolas«, usw. trallalla …
Mein Problem ist, dass ich die Dinge oft von der falschen Seite angehe. Im Fall von Nicolas zum Beispiel dachte ich, ich müsse ihn unbedingt vergessen, statt auf das einzig Richtige zu kommen: ihn zurückzuerobern. (Leider habe ich kein anderes Beispiel, um zu beweisen, dass ich die Dinge grundsätzlich von der falschen Seite angehe, aber dieses Beispiel ist anschaulich genug, denke ich.)
Es ist beschlossene Sache! Ich nehme mein Leben wieder selbst in die Hand!
Lebensplanung (zumindest für den Moment):
Nicolas zurückerobern (wichtig)
Beweisen, dass François Blais der Teufel ist und meine Mutter vor einem Trip in die Hölle retten
Alles tun, was meine Mutter von mir verlangt (auch wenn es bescheuert ist), einschließlich Aufräumen und Putzen, damit sie mich cool findet (denn ihre Vorstellung von cool ist, wie ich sie kenne, Putzen)
Die Prüfungen am Ende des Schuljahrs bestehen
Meine Mutter und Monsieur Beaulieu verkuppeln (trotz seiner übertriebenen Vorliebe für Aftershave passt er wirklich gut zu meiner Mutter und außerdem könnte er mir als »Stiefvater« die Prüfungsfragen im Voraus besorgen, was mir beim vorangegangen Punkt sehr nützen dürfte)
Versuchen, meine tägliche Schokoladendosis etwas zu reduzieren (seit meiner »Kotzgeschichte« bin ich etwas weniger scharf auf Süßigkeiten, aber es wird trotzdem schwierig sein, die Ration zu reduzieren, weil ich sehr viel Energie brauchen werde, um all meine Pläne umzusetzen)
Wie ich meine Ziele erreichen werde:
…
…
…
…
…
Wenn die Technik schon so weit ist: mich klonen lassen
Mittwoch, 7. Juni
I ch habe Kat in meinen Plan eingeweiht, Nicolas zurückzuerobern. Sie hat erwidert, ich zitiere: »Wurde aber auch mal Zeit, dass du den Hintern hochkriegst!« Sie hat mir empfohlen, in den alten Ausgaben der Miss nach Tipps zu suchen. Dummerweise habe ich alle meine alten Miss -Hefte ins Altpapier geworfen. (So ist das nämlich in Wahrheit mit dem Aufräumen: Wir werfen wichtige Bestandteile unseres Lebens weg!) Ich habe in unserer Altpapierkiste gewühlt und meine alten Zeitschriften waren noch da. Leider habe ich nicht daran gedacht, die anderen Papiere, die ebenfalls in der Kiste waren, wieder zurückzulegen, sondern sie auf dem Boden »vergessen«. Als meine Mutter das Durcheinander sah, hat sie
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