Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

mitfliegen oder nicht? Vielleicht fliegen sie in den Süden. Sie wollen ja nicht ihren Urlaub sausen lassen. Es ist nämlich ganz schön teuer, in den Süden zu fliegen! Neulich habe ich dazu was in der Zeitung gelesen … du liebe Güte! Da gibt es Fluggesellschaften, die sich auf Kosten der armen Leute eine goldene Nase verdienen! Also, das Flugzeug soll gleich abfliegen. Es fängt schon an zu rollen. Es rollt und rollt und rollt. Die Leute sagen sich, dass das bestimmt ein Witz ist, die Piloten können doch nicht blind sein. Aber das Flugzeug rollt immer weiter … geradewegs auf einen See zu!!! So wie unser See mit den süßen Enten.« (Sie zwinkert mir zu.) »Alle fangen an zu schreien. Da steigt das Flugzeug in die Luft, gerade noch rechtzeitig, damit es nicht im See landet. Und da sagt der eine Pilot zum anderen: ›Wenn sie irgendwann mal nicht schreien, landen wir im See!‹ Und dann stellen sie für den Rest des Flugs auf Autopilot! Der war gut, was?«
    Zum Glück beendet sie jeden ihrer Witze mit den Worten »Der war gut, was?«, was für mich das Signal zum lachen ist.
    Vermerk an mich selbst: Ich glaube, ich kenne jetzt die genetische Ursache, warum ich immer so schlechte Referate halte …

Montag, 17. Juli
    An: Amélie Laflamme
    Von: Katryne Demers
    Betreff: Happy Birthday!!!!!!!!!!!!!!!!
    Liebe Am!
    Ich wünsche dir … alles was du dir wünschst! (Hihi! Ok, das ist eine Wiederholung, aber ich bin halt nicht so gut in Französisch wie du.) Jetzt sind wir wieder gleich alt.
    Du bist meine beste Freundin, 4ever!
    Kat
    xxx
    PS: Gestern habe ich den Prinzessinnen auf meinem Schlafsack Schnurrbärte gemalt und plötzlich fand Emily mich cool. Ich finde sie immer noch blöd, aber wenigstens bin ich jetzt etwas beliebter!
    10:45
    An: Amélie Laflamme
    Von: Tommy Durocher
    Betreff: Alles Gute, Laf!
    http://www.youtube.com/watch?v=JZC7Hng4AWc
    Tommy
    xx
    10:47
    An: Amélie Laflamme
    Von: France Charbonneau
    Betreff: Herzlichen Glückwunsch!
    Mein liebes großes Mädchen!
    Alles Gute zum Geburtstag!
    Ich wünsche dir zu deinem fünfzehnten Geburtstag, dass du alles erreichst, was du dir vornimmst. Ich weiß, dass du ein anstrengendes Jahr mit vielen schwierigen Momenten hinter dir hast, aber mit einem Geburtstag beginnt eine neue Zeitrechnung! Und ich bin überzeugt, dass dies ein schönes Jahr für dich wird!
    Ich wünsche dir, dass du weiter so stark bleibst.
    Ich habe dich sehr lieb,
    Mama
    xxx
    PS: Ich rufe dich später an.
    Hmm … ich weiß nicht, ob ich mich über die Mail meiner Mutter freuen oder ärgern soll.
    Mittags
    Meine Großmutter hat Pfannkuchen für mich gebacken!!!!!!! JUHUUUU!!!!!!!! DIE BESTEN PFANNKUCHEN IM UNIVERSUM!!!!!!!!
    15:00
    Ich liege auf einem Liegestuhl im Garten, während meine Großmutter auf der Terrasse ihren Grill inspiziert. Als ich gerade an einer total spannenden Stelle in meinem Manga bin, stellt sie fest, dass die Bürste, mit der sie immer den Grill putzt, keine Borsten mehr hat.
    Meine Großmutter: »Amélie!!!! Könntest du zur Eisenwarenhandlung gehen und mir eine neue Bürste kaufen? Die hier taugt nichts mehr und ich würde dir heute Abend gerne ein paar schöne Spieße zum Geburtstag grillen.«
    Keine Ahnung, warum sie »neu« dazu sagt, denn wenn man was im Geschäft kauft, ist ja wohl klar, dass es »neu« ist.
    Und außerdem habe ich keine Ahnung, warum ich schon wieder der Sklave von jemandem bin. Zu Hause bin ich der Sklave meiner Mutter, hier bin ich der Sklave meiner Großmutter!
    15:01
    Als ich gerade los will, klingelt das Telefon.
    Vorerst gerettet.
    Ich sage »Ja, hallo?« in einem leidenden Ton, damit die Person am anderen Ende der Leitung (von der ich hoffe, dass sie meine Mutter ist) mein trauriges Schicksal errät: Dass ich bei einer schwerhörigen Kettenraucherin, Kartenspielerin und Entenliebhaberin wohne, die sich weigert, der Öffentlichkeit ihr wahres Alter zu verraten (das man ihr ohnehin ansieht, wenn man mich fragt), die darauf spezialisiert ist, mich lächerlich zu machen und mich selbst an meinem Geburtstag zu ihrem Sklaven macht, während meine Mutter sich in Frankreich die Sonne auf den Bauch scheinen lässt. Ich würde am liebsten schreien: »Ich bin hier eingesperrt!!!!!« Aber na ja. Ich halte mich zurück. Der Anruf ist für meine Großmutter. Es ist Monique, die sie für heute Abend zum Kartenspielen einlädt. Meine Großmutter lehnt ab, weil heute der Geburtstag ihrer Enkelin ist (also meiner). Und da fühle ich mich plötzlich