Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
anstelle dieses ganzen »Einen verlorenen«-Mists, hätte ich ihn schon längst vergessen! Und im Augenblick kann ich sagen (auch wenn ich jetzt gerade von ihm rede), dass ich ihn schon völlig vergessen habe. Ich interessiere mich weder für Schweine, noch für ihren Geruch, noch für ihre Zähne. Fertig.
Meine Großmutter war schon immer gut darin, mir schlechte Angewohnheiten abzugewöhnen. Als ich klein war, habe ich immer in der Nase gepopelt . Meine Großmutter hat mir erzählt, dass Popel eine Art Ungeziefer wären und wenn ich sie aus meiner Nase holte (statt sie ins Taschentuch zu schnäuzen), wäre es, als würde ich klebrige Würmer anfassen. Ich habe nie wieder einen Popel angerührt! Und ich habe panische Angst vor Ungeziefer entwickelt!
14:01
Ich bin in meinem Zimmer und chatte mit Tommy. Er hat mir einen Link zu einem Youtube-Video geschickt, in dem zwei Jungs das Pokémon-Lied singen, und das hat bei mir viele Erinnerungen wachgerufen!
14:02
Meine Großmutter klopft an die Tür.
GM: »Kommst du mit spazieren?«
Ich bin jetzt ungefähr seit einer Woche hier und sie hört nicht auf, mir zu erzählen, dass auf einem Teich in der Nähe schöne Enten sind (›in der Nähe‹ ist relativ, wenn man mich fragt, am anderen Ende der Welt!). Jeden Nachmittag packt sie altes Brot ein und spaziert zu irgendwelchen Enten. Sie will immer, dass ich mitkomme und versucht jeden Tag, mich zu überreden.
Aber im Augenblick erwarte ich Tommys Antwort auf meine Frage, ob er früher Pokémon-Karten gesammelt hat.
Ich (ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen): »Hmm, nein … bin gerade beschäftigt.«
Meine Großmutter geht wieder. Ich höre ein leises »Dong« und lese Tommys Antwort, es sei ihm ein bisschen peinlich das zuzugeben, aber er habe tatsächlich Pokémon-Karten gesammelt. Ich auuuuuuch!
Ich hätte doch nicht gehen können, ohne diese spannende Antwort zu erfahren!
20:50
An: Amélie Laflamme
Von: France Charbonneau
Betreff: Verliebt in Paris
Hallo, meine süße Maus!
Ich habe mich in Paris verliebt! Es gefällt mir so gut, dass ich am liebsten hierher ziehen würde! Nur die Kellner sind unfreundlich, aber wenn man sie zu nehmen weiß, geht es. Man muss einfach auch unfreundlich sein. Manchmal ist allerdings auch ein netter dabei und dann tut es mir leid, wenn ich ihn angeschnauzt habe.
Das Einzige, was mir hier fehlt, ist Scheiblettenkäse. Nach ein paar Tagen mit Croissants und Gebäck mit Marmelade zum Frühstück träume ich von Scheiblettenkäse. Ich denke die ganze Zeit daran! François macht sich über mich lustig, weil wir im Land des Käses sind und ich mit meinem Scheiblettenkäse nicht so wahnsinnig kultiviert bin!
Ich hatte nach deiner letzten Mail den Eindruck, dass du dich bei deiner Großmutter ganz gut unterhältst und das freut mich. Sie hat mir immer gesagt, wie sehr sie dich vermisst und ich hatte nicht immer genug Zeit, um sie so oft zu besuchen, wie sie es sich wünschte. Also umso besser, dass ihr euch gut versteht, da bin ich erleichtert.
Heute war ich allein im Louvre, während François bei einem Meeting war. Ich habe dort viele tolle Bilder gesehen! Ich hatte ein richtiges Kribbeln im Bauch, weil hier so viele Meisterwerke hängen und so viel Geschichte zu spüren ist. Leider konnte ich keine Fotos machen, weil das verboten ist.
Wir besichtigen schon viele der Touri-Attraktionen, aber oft streifen François und ich auch einfach nur Hand in Hand durch die Straßen und bewundern die Häuser.
Falls du dich das fragen solltest, wir waren noch nicht beim Eiffelturm … Ich habe François also noch nicht gesagt, dass ich ihn liebe. Ich glaube, dass wir beide jeden gemeinsamen Augenblick genießen und beide dasselbe fühlen, ohne dass wir uns trauen, darüber zu reden. Jeder Augenblick ist wunderschön, aber irgendwas hält uns zurück, diesen Schritt zu tun. Ich werde dich jedenfalls auf dem Laufenden halten …
Ich wünsche mir so, du könntest hier sein! Ich denke immerzu an dich! Schick mir weiter viele Mails. Dann habe ich das Gefühl, dass ich ganz nah bei dir bin, auch wenn ich am anderen Ende der Welt bin.
Mama
xxx
Dienstag, 11. Juli
I ch weiß nicht, was ich ohne Schokolade machen würde.
Ich würde ja auch Kekse essen, aber meine Großmutter steckt alle Kekse immer gleich in ein Keksglas, und dann werden sie weich und schmecken alle gleich. Ein bisschen eklig.
Eine existenzielle Frage: Ich habe Kat und Tommy geschrieben und beide sagen, dass ihre
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