Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
siehst sie doch das ganze Jahr! Es ist schön draußen! Komm mit spazieren! Du kannst doch nicht den ganzen Sommer hier drin am Computer hocken!«
Ich: »Ich schreibe Mails … das ist wichtig!«
GM: »Komm mit mir raus! Draußen scheint die Sonne und du bist ganz blass! Außerdem habe ich eine tolle Überraschung für dich! Na los, komm! Sonst backe ich dir keine Pfannkuchen mehr!«
Ich (total resigniert): »Na gut, na gut …«
Die Drohung mit den Pfannkuchen ist echt fies!
14:31
Wir laufen schon eine halbe Stunde und der See ist noch nicht mal in Sicht! Meine Großmutter atmet tief ein und aus und sagt pausenlos, wie gut das tut, an der frischen Luft zu sein (dabei raucht sie: nicht gerade logisch …). Was mich angeht: Ich finde, die frische Luft stinkt nach Kuh … um nicht zu sagen, nach Schwein. Aber seit ich weiß, dass ich den Geruch von Schweinen liebe , denke ich, dass es wohl eher der Geruch von Kühen ist, der mich stört …
GM: »Ach, ist das Leben schön, was? Wir haben Glück, dass wir hier sind! Sieh dir diese schöne Landschaft an. Das ist doch cool , oder?«
Ich: »Hmm ja … gibt Schlimmeres.«
Ich kann einfach nicht glauben, dass sie es cool findet, hier langzulatschen. Wir haben nicht die gleiche Vorstellung von »cool«.
Ich: »Wo ist die Überraschung?«
GM: »Du wirst sehen!«
Eine Ewigkeit später (genauer gesagt, um 14:40)
Wir erreichen den See.
Meine Großmutter wirft Brotkrumen ins Wasser, während ich mit den Händen in den Taschen meiner Shorts nach unten gucke und gegen Kieselsteine kicke.
GM: »Schau mal, Amélie! Das wollte ich dir zeigen! Süß, oder?«
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sich eine Ente nähert.
Ich: »Mmh ja … der Weg hat sich gelohnt.«
Und gucke weiter zu Boden
GM (wirft immer noch Brotkrumen): »Schau mal genauer hin! Piep piep piep piep!«
Ich sehe mich peinlich berührt um, ob mich jemand mit ihr sieht, während sie die Enten nicht mit Entenlauten sondern mit »piep piep piep« lockt (es wäre mir aber auch peinlich, wenn sie stattdessen »quak quak« machen würde). Dann werfe ich einen kurzen Blick auf den See und sehe, dass hinter der Ente, die ich eben gesehen habe, sechs kleine Baby-Enten schwimmen, die suuuuuuuuuuuupeeeeeeeeersüüüüüüüüüüüüüüüüüß sind!!!!!!!!! Ganz winzig klein!!!!!
Ich: »Ohhhhhhhhhhh! Die sind ja superniedlich!!!!!!!!!!!!«
GM: »Ich wusste doch, dass sie dir gefallen!«
Samstag, 15. Juli
An: Katryne Demers
Von: Amélie Laflamme
Betreff: Neuer Titel ;-)
Hallo Kat!
Tut mir leid, dass ich mich so im Thema verschätzt habe! Und herzlichen Glückwunsch zu deinem Sieg! Diese Bitch, die dich angeblich hat gewinnen lassen, ist nur neidisch!
Das war’s auch schon. Meine Großmutter wartet auf mich. Wir spionieren bei einer Hochzeit. (Wir machen uns über die Leute und ihre Klamotten lustig!) Danach füttern wir die Entenbabys!
Bis später,
Amélie
xxx
Sonntag, 16. Juli
M orgen habe ich Geburtstag. Ich bin irgendwie … down . Keine Ahnung, warum. Vielleicht, weil ich an Nicolas denken muss. (Schweinewitze strengstens untersagt.)
Ich glaube, meine Großmutter hat was gemerkt (nicht, dass ich ein Faible für Schweinegeruch habe, sondern dass ich ein bisschen niedergeschlagen bin), weil sie mir pausenlos Witze erzählt. Vielleicht will sie mich damit aufheitern. Das Problem ist, dass sie eeeeeeeeeewig lang braucht, um einen Witz zu erzählen.
Diesen Witz hat sie mir heute erzählt, mit völlig unnötigen Details:
»Also, der Witz spielt an einem Flughafen. Du weißt ja, an einem Flughafen ist viel los, ein einziges Gewimmel! Ich frage mich, ob deine Mutter sich da zurechtgefunden hat, es wurde viel umgebaut, seit ich das letzte Mal da war … na, egal. Also, da sind jede Menge Leute, die auf ihr Flugzeug warten. Da kommen zwei Piloten. Piloten sind immer gut angezogen, was? Hast du den Film Catch me if you can gesehen? Mit dem hübschen Leonardo DiCaprio? Den findest du doch auch süß, oder? Du hast zwar kein Foto von ihm in Badehose in deinem Zimmer, aber hässlich ist er nicht.« (Ich, in meinem Kopf: »Seufz.«) »Also jedenfalls, zwei hübsche Piloten kommen, so gut angezogen wie Leonardo DiCaprio. Die beiden gut angezogenen Piloten haben einen Blindenhund und einen Blindenstock dabei. Sie sind nämlich blind! Da kriegen die Leute Panik. Man fühlt sich im Flugzeug ja sowieso schon nicht so sicher und ist gestresst. Die armen Passagiere fragen sich, was sie machen sollen. Sollen sie
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