Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)

Ohren gestrichen und ist wieder mit seinem Gesicht näher gekommen (dieses Mal habe ich ihn gewähren lassen, weil ich das für sicherer hielt) und wir haben weitergetanzt. Sein Atem an meinem Hals hat mir Gänsehaut gemacht.
    Übrigens habe ich »Wie meinst du denn das?« in einem echt blöden, nervigen Ton gesagt. Ich schlage mir gegen die Stirn, wenn ich jetzt daran denke. Ich weiß echt nicht, warum meine Stimme in seiner Gegenwart immer so einen ätzenden Klang kriegt.
    Meine Theorie: Meine Stimme passt sich seiner an, weil er im Stimmbruch ist. Das ist es!
    Vermerk an mich selbst : Unsere (selbstverständlich rein freundschaftliche) Beziehung wäre perfekt, wenn er nicht im Stimmbruch wäre.
    Vermerk an mich selbst Nr. 2: Wo ich gerade von der Hochzeitstorte spreche (ich habe nicht wirklich davon gesprochen, aber daran gedacht), nach dem Beinahe-Unglück habe ich auch etwas davon gegessen. Ziemlich viel sogar (vielleicht zu viel?). Sie war außen mit Marzipan überzogen und innen aus Schokolade (Juhuuuuuuuuuu!). Megalecker!!!!!!! Kein Wort ist stark genug, um diesen Kuchen zu beschreiben (oder ich habe wirklich meinen gesamten Wortschatz vergessen).
    Vermerk an mich selbst Nr. 3: Ich finde, das ist meine persönliche Meinung, dass 11 Uhr 11 überhaupt keinen Sinn für Humor hat. Sie nimmt alles ganz genau und man kann nicht mal einen etwas, sagen wir mal, blumigen Wunsch äußern. Ich sollte von jetzt an genau aufpassen, wie ich meine Wünsche formuliere. Die Art und Weise, wie sie erfüllt werden, könnte extrem peinlich werden.
    To do: Das alles in meinen Kalender schreiben, damit ich mich später daran erinnere, denn ich bin so gut erholt von meinem Urlaub auf dem Land, dass ich es glatt vergessen könnte.
    To do Nr. 2: Meinem Kalender weitere Seiten hinzufügen, weil meiner nur das Schuljahr von September bis Juni abdeckt. (Ich frage mich übrigens, warum ich den Kalender überhaupt mitgeschleppt habe, wahrscheinlich war mein Koffer deshalb so schwer!)

Montag, 31. Juli
    An: Amélie Laflamme
    Von: Katryne Demers
    Betreff: Fiese Überraschung
    Amélie!!!!!!!!!
    Ich bin gerade zurück nach Hause gekommen! Hast du bei deiner Großmutter Post bekommen? Bestimmt nicht. Meine Mutter wollte es mir nicht sagen, um mir nicht die gute Laune zu verderben (ich hatte ihr nichts von Emily erzählt oder was ich mir wegen meinem Schlafsack anhören musste, obwohl sie sauer war, dass ich ihn »verschandelt« habe, wie sie sich ausdrückt).
    Aber jedenfalls, um es kurz zu machen, unsere Schule macht zu!!!!!!!!!
    Krass, was?
    Ich habe jetzt keine Zeit, mehr zu schreiben, antworte schnell!
    Kat
    xxx

August: Große Veränderungen

Dienstag, 1. August
    AH-FUUUUUUUUUU, AH-FUUUUUUUUUUU, AH-FUUUUUUUUUUUU.
    Nur keine Panik. Nur keine Panik! Nur. Keine. Panik.
    Komischerweise hatte ich seit einiger Zeit das Gefühl, dass mein Leben auf »Pause« steht. Dass ich ein anderes Leben führe, eine Art Parallelleben, und dass ich nach meiner Abreise mein altes Leben wieder da aufnehmen würde, wo ich es unterbrochen habe. Aber während ich hier auf »Pause« war, hat der Rest der Welt sich dafür umso schneller gedreht.
    Alle Schülerinnen haben einen Brief von Monsieur Beaulieu bekommen, dass die Schule in finanziellen Schwierigkeiten steckt, blablabla, aufgrund von Budgetkürzungen, blablabla, und die Schülerinnen sich bei einer anderen Privatschule anmelden könnten, blablabla, mit einem Empfehlungsschreiben und ohne Aufnahmeprüfung, dass sie aber auch, blablabla, auf die öffentliche Schule in unserem Viertel wechseln könnten.
    13:01
    Ich bin echt sauer auf die Mädchen, die gegen unsere Schuluniform protestiert haben! Die sind schuld, dass unsere Schule schließen muss! Und ich bin sauer auf Monsieur Beaulieu! Er hätte doch was dagegen unternehmen können. ICH BIN SAUER AUF DIE GANZE WELT!!!
    13:17
    In Wahrheit ist alles meine Schuld. Ich bin der Grund, dass die Schule schließen muss. Wegen meiner, sagen wir mal, paranormalen Kräfte. Ich … Ich habe … Also, erst neulich habe ich mir gewünscht, in einen Berg Schokolade zu fallen, und wenn Gabriel nicht gewesen wäre, wäre ich in eine riesige Schokoladentorte gestolpert! Und ich habe mich gerade erinnert (o.k., in Wahrheit habe ich mich schon früher daran erinnert, aber ich wollte nicht glauben, dass ich wirklich übersinnliche Fähigkeiten habe), also, … ich hatte mir doch gewünscht, dass … ich hatte gesagt, das Einzige, was ich mir im ganzen Universum wünsche, sei,