Das vergessene Zepter
doch wohl nicht ⦠ich werde den Schaden noch bezahlen ⦠mir aus den Augen ⦠verfluchter Taugenichts mit deinem verfluchten taunegichtsen Tautenichtsen tautegicht tau taunetich!« Bestar wurde am Hemdkragen hochgerissen und brutal mit dem Handrücken ins Gesicht geschlagen. Das Gesicht des Vaters war zum Affenmenschengesicht verzerrt. Die Stimme überschlug sich in unerbittlichem Lärm. Die Alkoholausdünstungen des gröÃeren und älteren Mannes erfüllten den ganzen Raum. Er schlug und schlug und schlug. »DichbringichUM, du friÃt mir sowiesonurdiehaarevomkopf und nichts als Ãrger hat man mitdemscheiÃbengel, ich mach dich tot, ichmachdichtot DICH-machichTOT!« Bestar wehrte sich, aber zu schwach, zu zaghaft, zu verängstigt, Eljazokad wollte ihn anfeuern, den riesigen Vater wenigstens von sich zu stoÃen, doch er konnte nichts machen. Der Vater war volltrunken oder wahnsinnig geworden, er versuchte tatsächlich, seinen heranwachsenden Sohn mit haarigen Schraubstockhänden zu erwürgen. Bestars Hose begann zu nässen. Dann, plötzlich, mit einem berstenden Ruck, war alles vorbei. Der Vater lag auf dem Boden, schnappte mit dem Mund nach Luft wie ein Buntkarpfen und starb. Blut breitete sich um ihn her aus wie eine sich öffnende Mohnblüte. Der ihn getötet hatte, mit einer Lanze, die des Vaters ganzer Stolz gewesen war, zog den hemmungslos schluchzenden Bestar in die Höhe und ermahnte ihn, sich zusammenzureiÃen wie ein Mann. Der Mörder war selbst noch ein Junge.
Bestar hatte den Ausgang erreicht und zerrte Eljazokad mit sich. Beide hingen prustend am Rand eines Brunnenbeckens, das dem Eingang ganz ähnlich war, nur daà hier die Wände kristallin das Licht Dutzender Kerzen vervielfältigten. Das Merkwürdige, das Eljazokad an dem Licht wahrgenommen hatte, war sein Gebrochen- und Gespiegeltsein gewesen. Es drohte keine Gefahr. Der Raum hatte einen Ausgang wie der Raum, in dem Rodraeg und Hellas noch warteten.
Stöhnend stemmte Bestar sich aus dem Wasser und wiederholte immer nur: »So eine ScheiÃe, so eine verdammte ScheiÃe, so eine ausweglose ScheiÃe.«
»Ich habe es auch gesehen«, teilte Eljazokad ihm zögerlich mit. »Das tut mir sehr leid, denn natürlich geht es mich nichts an.«
Bestar nickte, den Blick weiter gesenkt. Dann half er dem Magier aus dem Wasser. »Von dir habe ich nichts gesehen.«
»Tja, das ist wahrscheinlich das einzig Gute daran. Der Tunnel zeigt einem die Furcht nur einmal. Wenn du jetzt zu den anderen zurücktauchst, bist du sicher.«
Bestar nickte wieder. »Migal«, sagte er. »Der mir das Leben gerettet hat, war Migal Tyg Parn.«
»Das habe ich mir schon fast gedacht. Ich bin ihm nie begegnet, aber ihr sprecht oft von ihm. Danach ⦠muÃtet ihr euer Dorf verlassen?«
»Taggaran, ja. Wir sind abgehauen und nie zurückgekehrt.«
»Es war Notwehr, Bestar.«
»Wen kümmert das? Er war mein Vater. Er hatte das Recht, mich zu erwürgen, das Recht, meine Mutter totzuschlagen, das Recht, uns allen mit seiner Lanze das Leben zur Hölle zu machen. Aber das ist Vergangenheit. Ich kann es nie loswerden, und auch der Alte König weià es jetzt, aber es ist dennoch Vergangenheit. Ich hole die anderen.«
Nachdem Bestar davongetaucht war, dachte Eljazokad noch lange nach über die Vielschichtigkeit von Bestars Furcht. Die Furcht vor dem Vater. Vor dem Tod durch den Vater. Vor der Entscheidung, sich zur Wehr setzen zu müssen. Die Furcht davor, versagt zu haben und zu weichlich, zu knabenhaft gewesen zu sein zum Ãberleben. Und die Furcht vor Migal, der die Waffe in die Hand genommen hatte, die ein Symbol der Unüberwindlichkeit gewesen war.
Inzwischen erläuterte der Klippenwälder den anderen, womit sie zu rechnen hatten. »Wer mit im Tunnel ist, sieht die Ãngste des anderen. Aber die Sache ist schaffbar. Die Höhle zeigt einem nichts, was man nicht ohnehin schon weiÃ.«
»Was soll denn bloà diese sinnlose Schinderei?« beklagte sich Hellas erneut. »Sind wir nun hier, weil die Riesen es so wollen, oder nicht? Warum müssen wir durch die Hölle gehen, um an dieses ⦠beschissene Zepter heranzukommen?«
»Ich glaube, es geht hier um mehr als nur um die Riesen«, röchelte Rodraeg matt. »Es sind nicht die Riesen von heute, die uns auf Herz und Nieren testen wollen, sondern es sind
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