Das vergessene Zepter
keine zehn Schritte geradeaus tauchen? Noch ein paar Sandstrichbruchteile länger, und ich wäre gezwungen gewesen, dir Luft einzuhauchen!«
Eljazokad setzte sich auf. Die anderen waren noch trocken, der Raum hier die Kammer, wo er den Tauchgang begonnen hatte. »Ihr habt mich zurückgezogen«, stellte er fest, während seine Atmung sich wieder beruhigte.
»Als das Seil aufhörte sich zu bewegen, ja«, erläuterte Bestar. »Was ist dir passiert? Du hast eine Beule am Kopf. Wer hat dir denn unter Wasser eins übergezogen?«
»Etwas ist schiefgelaufen. Das Stadtschiff holt mich, sobald ich mich im Wasser befinde.«
»Stellt euch eurer gröÃten Furcht«, krächzte Rodraeg. Seine Stimme schien ernstlich und dauerhaft Schaden genommen zu haben. »Das waren die Worte der Höhlenstimme. Dieser Tauchtunnel ist eine weitere Prüfung. Das Wasser läÃt uns das sehen und erleben, wovor wir uns am meisten fürchten. Bei dir ist das eben das Stadtschiff von Tengan. Aber die Gefahr ist nicht wirklich vorhanden. Es wird lediglich eine Frage des Mutes gestellt.«
»Nein, ihr versteht nicht. Etwas ist schiefgelaufen. Die Höhle hat versucht, mir die gröÃte Furcht meiner Jugendzeit vor Augen zu führen, nämlich, daà ich mein magisches Talent nicht kontrollieren kann und damit Schaden zufüge, meiner Mutter, meinen Freunden, sogar ihr wart dabei. Aber dann mischte sich das Stadtschiff ein und sprach zu mir. Es kommt, wenn ich im Wasser bin. Es war echt.«
Alle überlegten eine Weile. »Das kann nicht sein«, sagte Rodraeg dann.
»Warum nicht?«
»Weil du im Raum mit dem heiÃen Bad, wo wir diese Gewänder bekommen haben, auch im Wasser warst. Du bist sogar ganz untergetaucht, um deine Haare zu waschen. Ich habe es gesehen.«
»Stimmt«, muÃte der Magier zugeben. Sein Körper war vollkommen vom Wasser umspült gewesen. Aber das Wasser war heiÃer gewesen, und von Bestars übermütigen Badezusatzpanschereien bunt verfärbt. »Ihr wart dabei. Ich war nicht allein. Das Stadtschiff kommt nur, wenn ich alleine bin. Das war auch in Wandry schon so.«
»Eljazokad, glaube mir: Du unterschätzt diese Höhle«, sagte Rodraeg eindringlich. »Das Schiff war ein Teil deiner Prüfung. Daà es dir so vorkam, als würde etwas schieflaufen, war auch Teil der Prüfung. Du bestehst diese Prüfung nicht, wenn du jetzt davor zurückscheust, den Tauchgang noch mal zu wagen.«
»Dieser Tunnel ist doch kaum breit genug für mich«, fügte Bestar grinsend hinzu. »Da paÃt doch nie und nimmer ein Stadtschiff rein.«
Dennoch ging es nicht voran. Eljazokad war nicht überzeugt.
»Können wir nicht«, fragte Hellas, »alle Widrigkeiten umgehen, indem wir zu zweit tauchen? Rodraeg und ich brauchen ohnehin Hilfe, und Eljaz wird vom Stadtschiff in Ruhe gelassen, wenn jemand dabei ist. Bestar muà eben den Schwimmbegleiter mimen und mehrmals hin- und hertauchen.«
»Das mache ich, kein Problem«, bot der Klippenwälder an.
»Was ist mit dem Licht, das du untersuchen wolltest?« fragte Rodraeg den Magier. »Du sagtest, es sei verdächtig.«
»Ja, das sagte ich wohl. Verflucht, also gut! Ich gehe mit Bestar zusammen und schicke ihn wieder zurück, wenn im Raum dahinter alles geklärt ist.«
Nun wurde Bestar am Seil gesichert, Hellas und Rodraeg hielten das Ende. Der Klippenwälder und der Magier verschwanden im plätschernden Schacht.
Für zwei nebeneinander war es zu eng, also schwamm Bestar voraus und zog den Magier einfach an der Hand mit sich. Diesmal gab es keine zerstörten Augen, keine schreienden Kinder, und auch das Stadtschiff lieà sich nicht blicken. Dafür bekam Eljazokad Einblick in Bestar Meckins gröÃte Furcht.
Es begann mit der Holzhütte in dem ruÃigen Dorf, die Eljazokad schon im dritten der vier Räume gesehen hatte, in denen die Auszüge aus ihren Kindheiten enthalten gewesen waren. Bestar war jetzt gröÃer, fast schon erwachsen. Er schlief auf seinem Lager, denn er hatte zuviel getrunken.
Die Tür wurde aufgerissen. Der schwere Umrià seines Vaters dampfte im winterlichen Sonnenlicht. Mit einem einzigen, geradezu unmenschlichen Schritt war der Vater an Bestars Lager. »STEEEEEAUUUUF, du nichtsnutziger â¦Â« Die weiteren Worte des Gebrülls waren zu laut, um verstanden zu werden. »Glaubst
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