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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Laterne Wasser schimmerte. Einen anderen Ausgang gab es nicht. »Scheiße, was ist das denn jetzt?« fragte Bestar, dem alles weh tat, besonders die Arme und der Bauch.
    Â»Wir sollen wohl tauchen«, vermutete Eljazokad. »Ich werde mir das mal genauer ansehen.« Er legte seine Ausrüstung ab, stieg aus dem Büßergewand und glitt vorsichtig, nachdem er daran geschnuppert hatte, in das dunkle Wasser. »Es ist kühl, aber nicht eiskalt«, berichtete er. »Jetzt schaue ich mir das Ganze unter der Oberfläche an.« Einen halben Sandstrich blieb er unter Wasser, war aber für die anderen weiterhin sichtbar. Dann tauchte er wieder auf. »Es gibt eine zweite Öffnung, durch die das Licht vieler Kerzen fällt. Sie ist etwa zehn Schritte entfernt, aber der Tunnel ist vollständig mit Wasser gefüllt.«
    Â»Zehn Schritte tauchen, das schafft man«, schätzte Bestar.
    Â»Selbstverständlich. Wenn man zwei gesunde Beine hat und kein Schwarzwachs in der Lunge«, versetzte ihm Hellas.
    Bestar seufzte. »Ich schwimme voran und nehme ein Ende des Seiles mit. Dann kann ich euch in Windeseile da durchziehen.«
    Â»Ich werde voranschwimmen«, verbesserte ihn Eljazokad.
    Â»Das Licht am anderen Ende schwingt eigenartig. Ich will mich vergewissern, daß es für euch nicht zur Falle wird.«
    Â»Dann nimmst du das Seilende mit.« Bestar drückte es ihm in die Hand.
    Â»Bind es dir um den Bauch«, sagte Rodraeg. Seine Stimme war dermaßen belegt und undeutlich, daß er seine Worte wiederholen mußte, damit die anderen sie verstehen konnten. »Binde es dir um den Bauch, falls dir etwas zustößt. Zieh am Seil, wenn wir dich zurückziehen sollen. Zieh dreimal, wenn du drüben bist und alles in Ordnung ist. Dann folgt Bestar als zweiter.«
    Der junge Magier nickte, knüpfte sich das Seil um die Hüfte und tauchte in dem brunnenartigen Loch unter. Das Seil glitt ihm hinterher wie eine fliehende Wasserschlange.
    Eljazokad glaubte, den Ausgang mit zwei, drei Schwimmzügen erreichen zu können. Er war an der Küste aufgewachsen und – wenn nicht gerade eine Flutwelle ihn aus einem Pfahlhaus riß wie in Wandry – im Wasser recht sicher. Aber er kam nicht beim Ausgang an. Als er die Mitte der Röhre erreicht hatte, drehten sich die Wände um ihn, das Wasser wurde warm und körperlich, die Wände zuckten pumpend wie etwas im Inneren eines Körpers. Eljazokad glaubte, die Kekse riechen zu können, die seine Mutter immer gebacken hatte, und wunderte sich darüber, daß er unter Wasser etwas roch, ohne zu atmen. Die Wände rissen auf und machten verzerrten Bildern Platz. Eljazokad trieb um seine eigene Achse wie in einem Mutterleib verschlossen. Der Keksduft wich Geräuschen, dem hellen und hallenden Lachen der Nachbarskinder seiner Jugend. Rodraeg torkelte herbei und stürzte schreiend mit verdampften Augäpfeln neben Bestar und Hellas, die ebenfalls ihre schwelenden Augenhöhlen mit Händen bedeckten. Eljazokads Mutter tappte hohl stöhnend einher, erblindet wie die schreienden Kinder des Nachbarhauses. Die ganze Stadt war blind geworden. Eljazokad begriff, was die Höhle zu tun versuchte, und wollte sich auf dieses einzigartige Spiel einlassen, doch plötzlich riß eine neuerliche Flutwelle alles hinfort. Trübes Meerwasser verdarb alle Klarheit. Eljazokad überschlug sich wassertretend. Unten wurde zuoberst. Der riesige Kiel des Stadtschiffs von Tengan, von Muscheln und Halterfischen wimmelnd, raste ihm auf Kollisionskurs entgegen. In Panik versuchte Eljazokad auszuweichen, schlug sich den Kopf hart an der Röhrenwand und verlor das Bewußtsein. Luftblasen umspielten sein bleiches Gesicht, als er mit dem Ertrinken begann.
    Â»Heda, Codas, Seelenkamerad!« rief der unsichtbare Mannschaftsmeister ihm zu. »’S ist nicht so einfach, dich wieder und wieder zu finden. Entere endlich auf, damit wir an Fahrt gewinnen nach Etridti Djuzul.«
    Â»Etridti Djuzul«, wiederholte Eljazokad träge. Die Worte quollen als weiches Wasser aus seinen Mundwinkeln. Er hustete und schlug die Augen auf.
    Bestar kniete auf ihm und malträtierte seinen Brustkorb, während Rodraeg ihm die Arme nach hinten bog. Hellas’ Gesicht war nahe an seinem, und eine Hand des Bogenschützen tätschelte Eljazokads Wange.
    Â»Was machst du für Sachen?« fragte Hellas vorwurfsvoll. »Kannst du

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