Das Verhängnis der Jedi-Ritter 09 - Apokalypse
Schwäche mit einer Drohung zu verschleiern, wann immer sie sich angreifbar fühlte. Und die einzige Zeit überhaupt, zu der sie angreifbar wirkte, war, wenn sie in ihren Offenbarungstrancen versank. Er hatte keine Ahnung, wohin ihr Geist während dieser Phasen schweifte, ob sie flusswandelte, wie Jacen Solo es getan hatte, oder mittels der Macht einfach ihre Feinde ausspionierte – doch er wusste, dass sie nichts von dem mitbekam, was um sie herum geschah, wenn sie sich in diesem Zustand befand.
Wynn wartete, bis der Atem der Geliebten Königin flacher ging und ihre Augen entrückt und glasig wurden. Und dann wartete er noch länger, zählte bis hundert und achtete auf jede Regung, die verraten hätte, dass sie nicht tief in ihrer Trance versunken war.
Als er keinen Hinweis darauf entdeckte, dass sie nicht gänzlich fort war, fragte er: »Geliebte Königin?« Er wartete weitere zwanzig Herzschläge lang und wiederholte dann lauter: »Geliebte Königin!«
Sie blieb reglos, ihre blaue Jessar-Haut so glatt wie Stein und ihr Blick auf einen Punkt jenseits dieser Kammer gerichtet. Wynn trat hinter die Sessel, zog dann den Miniblaster aus dem Ärmel und überprüfte die Energiezelle – aufgeladen. Er überprüfte den Druckbehälter – voll. Über die Schulter warf er einen raschen Blick auf die Tür der Dekontaminationskammer – geschlossen. Wynn richtete den Blaster auf den Sessel, und die Geliebte Königin regte sich nicht. Würde es tatsächlich so einfach sein?
Wynn zog den Abzug, und eine Energieladung bohrte sich kreischend in die Rückenlehne des Sessels. Er betätigte den Abzug abermals. Diesmal durchschlug der Schuss den kompletten Sessel und ihren Körper, ehe er in der Dunkelheit über der Gerätezeile verschwand. Er roch versengtes Fleisch, und in ihm keimte die Hoffnung, dass es wirklich so einfach war. Er ging um die Sessel herum zur Vorderseite und sah, dass die Geliebte Königin im Sitz zusammengesackt war. Ihre Hände hingen über die Armlehnen, ihr Kinn ruhte auf ihrer Brust, und inmitten ihres Oberkörpers klaffte ein rauchendes Loch. Sie war eindeutig tot. Trotzdem, es war besser, auf Nummer sicher zu gehen. Wynn trat näher heran und richtete den Blaster auf ihren Kopf.
Ein dumpfes, animalisches Knurren entrang sich ihrer Brust, und dann spritzte Blut auf sein Gesicht und sein Hemd. Er hörte jemanden schreien und begriff, dass er das selbst war, und wieder zog er den Abzug des Blasters durch. Ein Schuss brannte sich direkt über den Augen in ihre Stirn. Ihr Kopf ruckte zurück, fiel wieder nach vorn und rollte dann zur Seite. Wynn feuerte noch einmal und jagte ihr einen weiteren Schuss in den Schädel, diesmal durch die Schläfe. Ihr Kopf bewegte sich nicht, und er wankte zurück, weg von dem Rauch, dem Gestank und dem hervorsickernden Blut.
Einen Moment lang stand er einfach nur da, wartete.
Nichts geschah.
Die Geliebte Königin war tot, und Wynn hatte überlebt. Er konnte es gar nicht richtig fassen. Er spürte die Rechnerzeile in seinem Rücken, und ihm wurde bewusst, dass er immer noch zurückwich. Er fing sich und ließ seinen Blick hinüber zur Dekontaminationskammer schweifen, als er sich an die Dutzenden von Sith erinnerte, die draußen im Korridor ihren Hinterhalt vorbereiteten. Er hatte keine Ahnung, was er wegen ihnen unternehmen sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, den Mordversuch zu überleben, weshalb er nicht so weit vorausgedacht hatte.
Hinter ihm sagte eine kalte, vertraute Stimme: »Sie werden niemals an ihnen vorbeikommen, Staatschef. Es gibt kein Entkommen.«
Wynn sprang von der Rechnerzeile weg, schneller und mit einem weiteren Satz, als er je für möglich gehalten hätte, um jenseits der Sessel zu landen. Er wirbelte herum und wusste bereits, was sich seinen Blicken darbieten würde: Ein Gesicht aus reinem Leuchten, von der Größe eines Banthas und so zart wie eine Wolke, schwebte aus der Dunkelheit des Computerkerns auf ihn zu. Sie wirkte vage menschlich, mit einer langen Kaskade struppigen, gelben Haars und winzigen, tief eingesunkenen Augen, die aus ihren Höhlen schienen wie Sterne, die sich auf dem Grund eines Brunnes spiegelten. Ihre Nase war so klein, dass sie beinahe zu fehlen schien, und ihr großer Mund mit den vollen Lippen war so breit, dass er von einem Ohr zum anderen reichte.
Abeloth.
»Ja«, versicherte sie ihm. »Eure Geliebte Königin der Sterne.«
Wynn schüttelte den Kopf. »Meine Königin bist du nicht.« Er hob die Blasterpistole und
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