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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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der Expedition Procyon 4/2.
     
    Er ließ sich in die Tiefe des kosmischen Raumes fallen. Frei schwebte er zwischen Welten und Zeiten, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Sein und Nichtsein. Ihm war, als breitete er sich aus wie eine Wolke expandierenden Dampfes, es war ein wunderbares Gefühl, so, als gelangte er unversehens in eine neue, ihm bisher unbekannte Dimension, eine höhere Daseinsform, die der Gattung Mensch bisher verschlossen geblieben war.
    Unter ihm flammte der Planet im Licht der beiden Sonnen, in einem seltsamen Strahlen, das im Zentrum von grellem Weiß und zur Peripherie hin von zunehmend satterem Braun war. Auf der Tagseite hatten sich die Wolken fast völlig aufgelöst. Lediglich dort, wo das Braun die Schwärze des kosmischen Dunkels berührte, lag eine diffuse, gelbliche Schicht, als zöge sich ein Ring aus zähem Schleim um den Planeten. Und über diese Schicht stieg jetzt langsam Prognostes herauf, der Trabant des Planeten Procyon 4, ein winziger, langgestreckter Felsbrocken, der taumelnd rotierte.
    Und je weiter dieser unansehnliche Mond heraufstieg, hinein in die Schwärze, je einsamer sein Weg wurde, um so mehr fühlte sich Keeke Lannert ihm verwandt. Sie waren beide verschwindend kleine Materiebrocken im gigantischen Kessel All, winzige Splitter, Spritzer, die sich für Bruchteile der Zeiten aus dem brodelnden Brei von Materie und Energie gelöst hatten.
    Er schoß einen Lenkimpuls aus der Backbordbatterie gegen die Bewegungsrichtung und beobachtete, wie der Rand des Kontinentes der Markierung um einige Strich näher rückte. Dann richtete er eines seiner Teleskope wieder auf den Prognostes. Fast hätte er aufgelacht. Von wegen verwandt, dieser Krümel, mit ihm, Keeke Lannert. Was war dieser armselige, sich sinnlos um die eigene Achse drehende Trabant schon gegen ihn, der sich direkt in die Servatorkreise der Fähre geschaltet hatte, der jetzt selbst die Fähre war, einhundert Tonnen Metall und Plast, Mechanik und Elektronik, einhundert Tonnen künstlichen Lebens. Frei im Raum zu schweben, die Fähre mit einem einzigen Gedanken treiben und lenken zu können, hierhin und dorthin zu gleiten, sich in der einen Sekunde vorwärts zu katapultieren und in der nächsten mit zeitlupenhafter Gelassenheit dahinzuziehen, welch phantastisches Gefühl! Wer, außer ihm, hatte das schon erlebt?
    Wenn ihm damals, als er sich entschloß, auf das Angebot Hastons einzugehen, jemand vorausgesagt hätte, er würde eines Tages wieder zufrieden mit seinem Leben sein, so zufrieden, daß er sich einfach keinen Menschen vorstellen könnte, mit dem zu tauschen sich lohnen würde, er hätte ihn einen Narren geheißen.
    Für ihn war das Leben zu Ende gegangen, als der Brückenpfeiler auf ihn zuraste, wachsend wie eine anrollende Woge, diese furchtbare graue Betonsäule, deren Oberfläche im letzten Moment wie ein surrealistisches Relief gewirkt hatte, wie ein bestürzend geometrisches Kunstwerk aus einer anderen Welt. Danach war dann nichts mehr gewesen. Nichts von einem Emporschweben über die zerfetzten Blechteile des Wagens oder den geschundenen eigenen Körper, nichts von der großen Gelassenheit des Danach, nur die massige Säule, der Beton, das Krachen und die fein gemaserte Struktur der Schalform.
    Seine Existenz hatte erst wieder begonnen, als er in der Lebensinsel des Institutes für angewandte Biotechnologie und Physiologie zu sich gekommen war. Und eigentlich richtig wohl erst heute. Jawohl, genauso war es! Erst heute hatte sich seine zweite Geburt vollzogen, vor einer Stunde etwa, exakt zu dem Zeitpunkt, als er sich an den Servator gekoppelt hatte, um die Fähre der Känguruh 2 auf den Ringkontinent dieses unbekannten Planeten zu bringen, auf irgendeine Ebene dieses Landes dort unten, in dem Blossom und Moreaux ihr zweites Leben lebten.
    Jetzt, in diesen Minuten, in denen er, ganz auf sich allein gestellt, durch die bodenlose Schwärze des Kosmos trieb, vermochte er zum erstenmal ohne Beklemmungen an das zu denken, was war, bevor er sein erstes Leben verlor.
     
    Nichts ist deprimierender, als ewig der Zweite zu sein. Wenn du einer von vielen bist, irgendwo in der unendlichen Reihe einer durch Charakter, Intelligenz, Vermögen, Bildung und hundert andere Komponenten bestimmten Hierarchie, dann fällt es dir nicht schwer, dich mit deinem Platz abzufinden, dann würdest du es schon als Erfolg betrachten, gelänge es dir, zwei oder drei Stufen nach oben zu klettern. Aber wenn du dazu verdammt bist, ewig

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