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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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Dielan und Virga, was er gesehen hatte.
    »Noch mehr Nahrung«, sagte Dielan. »Packen wir so viel Fleisch auf die Schlitten, wie wir ziehen können.«
    »Wölfe sind heilige Tiere.« Bran blickte verstohlen in die Schlucht. »Wir sollten ihnen ihre Beute nicht wegnehmen.«
    »Unsere Kinder haben Hunger.« Dielan zog sein Messer.
    Virga und Dielan folgten den alten Spuren Brans. Bran folgte ihnen mit dem Blick. Der Fellumhang über ihren Rücken war fleckig von Schnee. Die Raben flatterten mit heiseren Schreien von der Beute auf. Bran blinzelte angestrengt in die Schlucht, konnte aber keine Spuren von den Wölfen entdecken. Einmal glaubte er ein Heulen zu hören, aber das war weit entfernt. Dielan blickte nicht einmal auf. Wahrscheinlich hatte Dielan Recht, dachte Bran. Ihre Frauen und Kinder brauchten jeden Bissen Fleisch, den sie tragen konnten.
     
    Vier Tage kämpften die Männer sich vor den Schlitten ab. Am ersten Tag fiel der Schnee so dicht, dass sie die Baumstämme teilweise erst sahen, wenn sie dagegen liefen. Am zweiten Tag kam ein Sturm auf. Die Schneeflocken wirbelten in einem ewigen Tanz um sie herum, aber sie folgten immer dem Waldrand in südliche Richtung und hangelten sich halb blind von Stamm zu Stamm. In der zweiten Nacht aber trieb der Sturm weiter und gab einen sternenklaren Himmel frei.
    Die beiden folgenden Tage brachten klirrende Kälte mit sich, und Bran schwor, dass er die Eichen knirschen hörte, als der Frost durch die dicke Rinde drang.
    Als die Sonne rot und fern über dem Gebirge im Westen stand, hörte er Stimmen und den Klang von Hämmern und Äxten. Er verstärkte den Griff um die Langhölzer und zog den Schlitten mit einem Ruck an. Dielan rief und wedelte mit dem Arm über dem Kopf. Kaer, Hagdar und Kais Sohn tauchten zwischen den Bäumen auf. Sie waren zurück im Lager.
    Die Männer halfen ihnen, die Zugschlitten auf die Lichtung zu ziehen, wo die anderen ihnen entgegenkamen. Als sie das Fleisch sahen, das auf die Schlitten gebunden war, hoben sie die Arme über den Kopf und brachen in Jubel aus. Die Frauen lösten die Taue und schnitten kleine Stücke aus dem Fleisch.
    In der Mitte der Lichtung war ein Langhaus gewachsen. Grob behauene Eichenstämme bildeten die undichten Wände, und als Träger für das schützende Dach waren dünnere Birken zusammengebunden worden. Sie hatten von den Bermarern gelernt. Dieses Langhaus würde so werden wie die, die sie an dem schwarzen Strand gesehen hatten.
    »Ist das nicht schön?«, sagte Hagdar stolz und legte seinen schweren Arm um Brans Schultern.
    Da entdeckte er Tir. Sie trug ein Fell über den Schultern und winkte ihm zu. Linvi lief mit Ulv auf dem Arm neben ihr her.
    Hagdar trat einen Schritt zurück, als Tir kam. Sie strich Bran über den Nacken und legte ihr Gesicht an seinen Hals. Bran legte seine Arme um sie. Ihr warmer, süßer Duft gaben ihm ein Gefühl von Sicherheit und linderten den Schmerz in seinen Schultern.
    »Cergan und Kai sind oben am Westhang.« Hagdar zeigte zu den Baumkronen am Ende der Lichtung. »Sie haben die Pferde mitgenommen, um Moos zu holen. Sie werden sich freuen, euch zu sehen, Bran. Ich habe gesagt, dass ihr nicht ohne Beute zurückkommen würdet, aber trotzdem hat es ein paar Zweifler gegeben.«
    Bran schob die Hand in Tirs Haar. Er wollte jetzt nichts mehr von Zweifeln hören. Sie hatten das Tal erreicht. Sie waren zu Hause angekommen.
    »Wir müssen die Lücken zwischen den Stämmen mit Moos stopfen.« Hagdar stemmte die Hände in die Seiten und blickte stolz auf das Langhaus. »Ich habe mir angesehen, wie die Häuser in Ber-Mar gebaut wurden, und habe die Männer losgeschickt, um Bäume zu fällen. Die Waldgeister sagen, dass es verschiedene Sorten Moos gibt, mit denen man die Lücken füllen kann. Und nur das weiße…«
    Der kräftige Mann verstummte jäh. Bran sah ihn an. Er verstand, dass etwas geschehen war.
    Hagdar versuchte zu lächeln, was ihm mehr schlecht als recht gelang. »Sie sind nicht mehr hier.« Er zeigte zu Turvis Grabhügel. »Am Tag, nachdem ihr zur Jagd aufgebrochen wart, haben sie sich da drüben am Grab versammelt. Mit gepackten Rucksäcken. Ich habe mit ihnen gesprochen, sie gebeten, doch wenigstens noch bis zum Frühjahr zu bleiben.«
    Bran starrte zwischen die Bäume. Turvis Grabhügel war von Schnee bedeckt. »Haben sie gesagt, wohin sie gehen?«
    Linvi trat vor und legte Ulv in seine Arme. Tir schlug Brans Umhang über ihn, aber Bran war unfähig, sich zu rühren.
    »Sie

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