Das Verhör
getan.«
»Siehst du? Du verleugnest die Tat immer noch. Und das ist das Schlimmste, was du im Augenblick machen kannst. Du musst dich von diesem Verleugnen lösen. Dann hast du eine bessere Chance...«
»Was für eine bessere Chance?«
»Eine bessere Chance, dass die Anklagepunkte gegen dich verringert werden. Sowie du die Tat eingestehst, kann deine Verteidigung loslegen. Deine Sichtweise des Falles kann ins bestmögliche Licht gerückt werden. Die Leute werden erkennen, wie sich die Geschichte für dich darstellt. Sie werden erkennen, dass du in Wirklichkeit ein anständiger Junge bist und die beste Behandlung verdienst. Ich kann gar nicht oft genug wiederholen, wie schrecklich es sonst für dich werden kann. Die Stadt da draußen, deine Freunde und Nachbarn liegen in den Startlöchern, um gegen dich vorzugehen. Aber wenn du ihnen dein Bedauern zeigst, deine Reue, kannst du das Steuer noch herumreißen.«
In den Augenwinkeln des Jungen bildeten sich Tränen wie kleine Teiche.
Zum ersten Mal fiel es Trent schwer, einem Verhörten in die Augen zu sehen. Er wandte seinerseits die Augen ab und sah zur Tür hin, so als könnte er mit seinem Blick bewirken, dass sie aufging und Braxton hereinkam, um zu verkünden, dass der Täter gefasst war, festgenommen und inhaftiert, und dass Jason Dorrant gehen konnte, wohin er wollte. Was bedeuten würde, dass auch Trent gehen konnte, wohin er wollte, dass die Verantwortung von ihm genommen war - und, mehr noch, dieser Verrat unnötig wurde. Verrat. Damit war seine Handlungsweise jetzt endlich klar definiert.
Trent riss sich von diesem Gedanken los und richtete den Blick wieder auf den Jungen und auf die Unschuld, die er ausstrahlte. Aber diese Ausstrahlung würde auf dem Band nicht zu sehen sein. Festgehalten war nur das, was er sagte. Und Trent wusste, dass er den Jungen nie und nimmer dazu kriegen würde, ein Geständnis zu unterschreiben, und dass selbst ein Geständnis auf Band später vermutlich keinen Bestand haben würde. Aber darum kümmerte er sich jetzt nicht. Er war in dieses Büro geschickt worden, um von dem Jungen ein Geständnis zu bekommen. Heute. Das war seine Aufgabe, und die würde er erfüllen. Den Jungen dazu kriegen, dass er die Worte aussprach, die Trent auf Band brauchte.
»Hör mal«, sagte er zu dem Jungen.
Der Junge neigte den Kopf und sah Trent so flehend an, als hätte Trent alle Antworten parat und zu den Antworten auch noch die Lösungen.
»Hörst du die Stille, Jason? Dort draußen auf dem Korridor?«
»Ja.« Die Stimme nur ein Hauch.
»Das ist eine furchtbare Stille. Menschen, die mit angehaltenem Atem darauf lauern, wer aus diesem Zimmer kommt. Ein kaltblütiges Monster, das ein Kind umgebracht hat. Oder ein netter Junge aus einer guten Familie, der noch nie Ärger gemacht hat, von dem es keine Polizeiakte gibt, ein menschliches Wesen, das Fehler macht, so wie alle anderen auf der Welt auch. Die Leute werden das verstehen. Sie werden sich für dich einsetzen. Aber du musst den ersten Schritt tun, Jason. Es liegt alles nur an dir.«
Trent sah die Verzweiflung in den Augen des Jungen, sah den Körper erschöpft zusammensinken, sah das zitternde Kinn, die Tränen, die auf seinen Wangen Flecken hinterließen. Er spürte den unmittelbar bevorstehenden Erfolg, empfand die süße, erregende Lust des Triumphs, und für den Augenblick war alles andere beiseite gefegt, jeder Zweifel verschwunden. Das war's, wofür man ihn hergeholt hatte, wofür er geboren war.
Du bist, was du tust.
Ach, Lottie. Ach, Sarah.
Fünf Minuten danach sprach der Junge die Worte aus, die Trent brauchte.
Und der Rekorder surrte und nahm die Stimme auf, eine wunde, gebrochene Stimme.
Dritter Teil
Wie symbolisch, dachte Trent, als er den Käfer - schwarz, aufgebläht und glitzernd - über seinen Schreibtisch krabbeln sah. Ohne zu wissen, was das für ein Käfer war, sah er fasziniert zu, wie er die Abschrift erreichte, sich auf den Aktendeckel schwang und auf dem Titel eine Ruhepause einlegte: Vernehmung: Trent. Vernommene Person: Dorrant.
Trent rollte eine Zeitschrift zu einer Waffe zusammen und machte sich dazu bereit, den Käfer mit einem entschlossenen Schlag ins Jenseits zu befördern. Aber der Käfer setzte sich wieder in Bewegung, und Trent fegte ihn mit der Zeitschrift vom Schreibtisch herunter und sah zu, wie er durch die Luft wirbelte, aufrecht auf seinen Beinen landete und dann in eine entlegene Ecke des Büros davonhuschte.
Er wandte seine
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