Das Verhör
brachte es offensichtlich nicht über sich, das unheilvolle Wort auszusprechen. »...das getan habe, was Sie von mir glauben?«
»Das liegt an all diesen Dingen, die wir vorhin besprochen haben, Jason. Motiv und Gelegenheit. Dass es keine anderen Verdächtigen gibt. Nachdem du an diesem Tag von Alicia weggegangen bist, hat sie niemand mehr gesehen. Deiner eigenen Aussage nach hast du weder einen Fremden in der Stadt gesehen noch jemanden, der sich verdächtig benommen hätte. Auch sonst hat niemand etwas gesehen. Bei Alicias Eltern und ihrem Bruder lässt sich nachweisen, wo sie waren.« Trent vermied es mit Absicht, das Wort Alibi zu verwenden. »Du kannst deine Aufenthaltsorte nicht nachweisen. Für die Zeit zwischen vier und fünf Uhr, den Zeitpunkt von Alicias Tod, hast du keine Zeugen, die sagen könnten, was du gemacht hast. Du hast eine Neigung zur Gewalt...«
»Ich... was?« Völlig verblüfft von dieser Behauptung. Was der Verhörspezialist sagte, war alles ungeheuer lieh, ganz besonders aber das mit seiner Gewalttätigkeit.
»Ich sage nur, was die Polizei annimmt. Du bist letztes Jahr in der Schulcafeteria über einen Jungen hergefallen. Ohne Provokation.«
»Das mit der Provokation weiß ich nicht. Aber er war ein richtiger Rohling. Und auch noch hinterhältig. Er hat anderen etwas angetan, wenn er meinte, es würde niemand sehen. Er hat Rebecca Tolland in eine Ecke gedrängt und sie begrapscht...«
»Hat sie das gemeldet?«
Jason schüttelte den Kopf. Er war wütend auf sich selbst, weil er für den Vorfall keine bessere Erklärung hinbekam.
»Siehst du? Niemand hat gesehen, dass er das gemacht hat. Man weiß nur, dass du ihn eines Tages ohne jeden Grund in der Cafeteria niedergeschlagen hast. Vor deinen Klassenkameraden. Alle haben gesehen, was du gemacht hast. Niemand hat gesehen, dass er das gemacht hat, was du behauptest.«
Wieder stieß Jason Mr Trents Wortwahl auf, mit der er Jason jedes Mal infrage stellte, Zweifel an ihm andeutete. Niemand hat gesehen, dass er das gemacht hat, was du behauptest.
»Dazu noch die Horrorgeschichten, die du so gern liest, und die gewaltverherrlichenden Filme, die du so gern siehst.«
»Die mag ich doch gar nicht so gern. Ich meine, sie gefallen mir, aber mir gefallen auch andere Sachen.«
»Pass auf, Jason, ich erklär dir ja nur, was die Polizei annimmt. Ich versuche dir zu zeigen, wie ernst deine Situation ist. Du bist unser Hauptverdächtiger. Man hat Indizien, die auf dich weisen. Niemand sonst passt ins Täterprofil...«
Stille senkte sich herab und Trent ließ sie immer schwerer im Raum lasten. Er warf einen verstohlenen Blick zum Kassettenrekorder hin und sah das pulsierende Lämpchen, das anzeigte, dass das Verhör aufgenommen wurde. Alles lief nach Plan. Der Junge war ihm geradezu bereitwillig in die Falle gegangen und jetzt schnappte die Falle rings um ihn zu.
»Ich möchte nach Hause«, sagte Jason.
»Ich will dir mal was sagen, Jason. Hier bei mir bist du sicher. Wenn du durch diese Tür hinausgehst, gibt es für dich keinen Schutz mehr, da kann dir nichts und niemand helfen. Aber hier drin können wir uns etwas überlegen, um dir zu helfen, um für deine Sicherheit zu sorgen.«
»Wie?« Die Hoffnung ließ ihn plötzlich ganz eifrig werden.
»Indem wir eine Strategie entwickeln.«
Der Junge runzelte die Stirn, war offensichtlich ratlos, höchst verwundbar, tappte hilflos umher. Jetzt musste Trent ihre Beziehung ändern, musste sich zum Anwalt des Jungen aufschwingen.
»Das ist die Situation, in der du dich befindest, Jason. Du bist der Hauptverdächtige.«
»Moment mal«, sagte der Junge.
»Ja?«
»Ich bin hergekommen, weil ich Ihnen und der Polizei helfen sollte. Aber das stimmte gar nicht, oder?«
»Nicht so ganz«, räumte Trent ein. »Es wäre wunderbar gewesen, von dir Hilfe zu bekommen, irgendeinen Hinweis, durch den der Verdacht sich auf einen anderen gerichtet hätte. Das hätte uns sehr gefreut - ich hätte mich sehr darüber gefreut. Aber das ist nicht geschehen, Jason. Und so bleiben uns nur die Indizien, die wir schon haben. Die Indizien, die auf dich als denjenigen weisen, der Alicia Bartlett getötet hat.«
Noch bevor der Junge etwas sagen konnte, redete Trent schon weiter. »Ich weiß, ich weiß. Du behauptest, dass du unschuldig bist. Aber, siehst du, das ist nur eine Behauptung. Die durch nichts gestützt wird. Aber lassen wir das jetzt alles mal einen Augenblick beiseite und denken darüber nach, wie du dich
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