Das Verhör
in diesem Zimmer gesagt hast, tatsächlich richtig war und nicht falsch?
Zeig ihnen allen, dass du gar nicht so falsch lagst.
Aber wie könnte ich so etwas tun?
Er wünschte sich sehr, dass seine Mutter nach Hause käme. Oder Emma. Sein Vater konnte ja nicht kommen, weil er auf Arbeit war. Heiß hier drin. Aber er widerstand dem Gedanken an die Hitze. Vor ein paar Tagen hatte er alle Fenster im Haus aufgemacht, nicht weil es heiß gewesen wäre, sondern weil er zu ersticken glaubte, obwohl einige Fenster offen standen. Er wollte nicht aus dem Haus stürzen, wollte nicht auf die Straße hinaus, und so war er stattdessen durchs ganze Haus gelaufen und hatte sämtliche Fenster aufgerissen, sogar auf dem Dachboden und im Keller, obwohl einige Kellerfenster völlig verdreckt und voller Spinnweben waren. Und erst später, als seine Mutter nach Hause kam, hatte er bemerkt, dass es draußen in Strömen goss und der Wind wehte und alle Fenster offen standen und es hereinregnete.
Und so ignorierte er die Hitze und überlegte sich, was er als Nächstes tun sollte. Wenn er den anderen zeigen wollte, was er alles tun konnte, und es diesmal wirklich tat, anstatt nur zu sagen, er hätte die Tat begangen, obwohl er's doch gar nicht getan hatte, dann fiel ihm ein, dass Bobo Kelton oft am Sportplatz herumhing, jeden Tag, und dort wie immer das große Wort führte, lachend und hinterhältig, wie immer.
Jason sah auf die Uhr. Zehn vor drei. Ein heißer Nachmittag. Er wusste, dass Bobo am Sportplatz sein würde. Er musste nichts weiter tun als dort hinzugehen und zu warten. Auf der anderen Straßenseite.
Ein herrliches Gefühl überkam ihn. Er hob den Kopf, ließ sich eine Weile von diesem Gefühl tragen, das wie ein frischer Wind in sein Herz drang.
Dann ging er in die Küche und holte das Fleischermesser aus der Schublade.
Zitatnachweis
Die auf Seite 73 in diesem Buch
zitierten Verse stammen aus dem Gedicht
»Die abtrünnigen Zirkustiere«
von William Butler Yeats.
Aus: William Butler Yeats, Werke.
Ausgewählte Gedichte hrsg. von Werner Vordtriede
© 1960 by Michael Yeats und Anne Yeats,
Macmillan & Co. Ltd., London
© 1970 der deutschsprachigen Rechte beim
Luchterhand Literaturverlag, München,
einem Unternehmen der Verlagsgruppe
Random House GmbH
Robert Cormier gilt als Meister des realistischen Jugendromans.
Geboren in der Kleinstadt Leominster im US-Staat Massachusetts, hatte er nie woanders gelebt und konnte sich das auch nicht vorstellen. Über dreißig Jahre arbeitete er als Journalist und Reporter, wurde mehrfach ausgezeichnet und kam über diese Arbeit auch zu den Stoffen für seine Bücher. Nach drei belletristischen Romanen, die in den 1960er-Jahren veröffentlicht wurden, wandte er sich der Jugendliteratur zu. Mit »Der Schokoladenkrieg« wurde er 1974 mit einem Schlag berühmt. Seine Romane und Erzählungen, inzwischen moderne Klassiker der Literatur für junge Erwachsene, wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt, vielfach ausgezeichnet und zum Teil auch verfilmt. Robert Cormier starb im November 2000 im Alter von 75 Jahren.
Lieferbare Titel im Programm cbt:
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Nachts, wenn die Schatten fallen (30028) Zärtlichkeit (30026)
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