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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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freundlich, mich herholen zu lassen.“ Er musterte ihr Gesicht, während er sprach, vor allem Kinn und Wangen. „Er hat mich über Ihre Absichten unterrichtet, und da musste ich natürlich kommen. Sie sind meine Patientin. Und schließlich haben Sie meine Anrufe nicht erwidert.“ Er sah sie freundlich, aber auch eine Spur vorwurfsvoll an. Sie runzelte die Stirn und wusste, was jetzt kam.
    „Charlotte“, fuhr er in seiner ruhigen Art fort, „ich wollte Ihnen persönlich sagen, dass diese Reise nach Brasilien nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich ist. Sie dürfen keine Zeit mehr verlieren. Ich fühle mich verantwortlich für Ihre Reaktion auf die Implantate. Ich hätte sie nicht verhindern können, aber ich möchte das Problem für Sie lösen.“
    „Nein!“ stieß sie hervor. „Unmöglich!“
    „Ich flehe Sie an!“ drängte Dr. Harmon. „Verschieben Sie Ihre Reise wenigstens für eine Woche. Kommen Sie ins Universitätskrankenhaus, dann machen wir einige Tests. Wir sammeln die benötigten Fakten und stellen eine endgültige Diagnose.“
    „Nein, dafür haben wir keine Zeit“, widersprach Freddy ungeduldig. „Nach der Bombe, die Mondragon heute im Fernsehen hochgehen ließ, verdrücken wir uns hier lieber.“ Er sah zu Vicki Ray hinüber, die aufmerksam jedes Wort verfolgte. „Komm, Kleines, wir haben nicht viel Zeit. Unser Flugzeug geht in einigen Stunden.“
    Michael vertrat ihm den Weg.
    „Wenn Sie sich einbilden, dass ich Sie in dieses Flugzeug steigen lasse …“
    „Wer sollte uns aufhalten“, schnarrte Freddy und stieß ihm gegen die Schulter.
    Doch Michael vertrat ihm erneut den Weg. Er war größer als Freddy, jünger und muskulöser. Charlotte merkte, dass er sich nicht mehr lange beherrschen konnte und vor Handgreiflichkeiten nicht zurückschrecken würde. „Lassen Sie sie in Ruhe …“
    „Für was halten Sie sich?“ schnauzte Freddy. „Sie ist
meine
Verlobte,
bandito
, nicht Ihre.“
    „Nein!“
    Ein kehliger, herzzerreißender Schrei kam von der Tür. Erschrocken drehten sich alle um. Dort stand eine große grauhaarige Frau mit hängenden Schultern in einem bescheidenen Kleid.
    Charlotte glaubte, ihr Herz bliebe stehen. „Mutter“, flüsterte sie und starrte sie fassungslos an. Was führte Helena nach Jahren des Schweigens hierher?
    Noch eigenartiger war, dass Helena nicht sie anschaute, sondern mit einem zittrigen Finger auf Freddy zu ihrer Rechten deutete. Der wiederum sah Helena mit einem Gesichtsausdruck an, als zermartere er sich das Hirn, wo er diese Frau schon einmal gesehen hatte.
    Ungeachtet der allgemeinen Verblüffung fixierte Helena Freddy mit fast irrem Blick, die Wangen gerötet. „Du bist es!“ rief sie aus.
    Charlotte sah von Helena zu Freddy, der sich mit leicht verengten Augen etwas vorneigte.
    „Fridrych, erkennst du mich nicht? Ich bin es – Helena. Helena Godowski aus Polen.“
    Freddy erbleichte und schüttelte den Kopf. „Nein. Nein, das ist unmöglich.“
    „Es ist möglich. Ich bin es. Und ich habe dich fünfundzwanzig Jahre lang gesucht.“ Sie kam mit ausgestreckter Hand näher, offenbar nicht sicher, ob er eine Illusion war oder Realität. Als sie vor ihm stand, verharrte sie, als wolle sie ihn berühren, traue sich aber nicht. Stattdessen legte sie sich die Hand an die eigene Brust.
    „Du hast mich gesucht?“ fragte Freddy. „Warum? Wie hast du mich jetzt gefunden?“
    „Durch Mr. Mondragon. Er wollte, dass ich herkomme. Ich sagte Nein, aber dann entdeckte ich dich im Fernsehen, als ich Charlotte sah.“ Als sie ihre Tochter erwähnte, verzog sie weinerlich das teigige Gesicht und blinzelte die Tränen fort. „Ja, ja, Charlotte“, sagte sie fahrig und legte die Fingerspitzen an die Wange. „Deshalb bin ich hier.“ Suchend sah sie sich nach ihrer Tochter um. „Du kannst ihn nicht heiraten, Charlotte, es wäre eine große Sünde!“
    Charlotte stockte der Atem.
    „Wovon redest du?“ fragte Freddy.
    „Charlotte ist deine Tochter!“
    Charlotte fürchtete, die Erde täte sich auf und verschlinge sie. Ihr wurde schwindelig, und sie sackte auf dem Sofa zusammen. Freddy ihr Vater? Unmöglich. Das war zu verrückt. Andererseits, warum sollte ihre Mutter lügen?
    Sie ahnte, dass es stimmte. Sie war unehelich geboren, und sie hatte nie ein Foto ihres Vaters gesehen. Es erklärte einiges, beispielsweise, warum sie und Freddy so eine sonderbare Bindung aneinander hatten. Warum er so besitzergreifend war. Sie erinnerte sich an seine

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