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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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einzelnen weißen Sessel. Unter dem gleißenden Licht fühlte sie sich wie eine Laborratte auf dem Seziertisch. Sie sah auf das Meer von Gesichtern und erkannte im Blick vieler Frauen den vertrauten Neid und bei den Männern Begehren. So war es immer, und sie fühlte sich einsamer denn je.
    Entschlossen verdrängte sie die Gefühle der Charlotte Godowski und schlüpfte in die Rolle der Charlotte Godfrey, die sie so grandios beherrschte. Die Verwandlung war ein nützlicher Trick, doch schien ihr dabei jedes Mal ein wenig mehr ihrer Persönlichkeit abhanden zu kommen. Dennoch blieb es eine Notwendigkeit, sich von der Welt abzugrenzen. Sie gestattete niemandem, ihren Panzer zu durchdringen. Auch Freddy nicht. Schon gar nicht Freddy. Nur Michael … Beim Gedanken an ihn bekam ihr Panzer Risse.
    Das Interview begann locker. In der ersten Hälfte der Show zeigte Vicki einige Filmausschnitte. Charlotte würzte sie mit Anekdoten, besonders über ihre attraktiven Co-Stars. Das Publikum nahm es begierig auf und ahnte nichts von ihrem inneren Kampf. Sie wirkte entspannt, löste die ineinander verschlungenen Finger und schlug die Beine nicht mehr übereinander. Gelegentlich lachte sie sogar über eine alberne Frage aus dem Publikum, vor allem, wenn es um ihr hinlänglich publiziertes Liebesleben ging.
    „Wasser!“ flehte sie in der Pause. In wundersamer Schnelligkeit brachte man ihr Perrier mit Zitrone, und sie trank gierig. Ihre Lippen fühlten sich geborsten an, sie schmorte geradezu in der zunehmenden Glut ihres Fiebers.
    Sobald das Leuchtsignal den Fortgang der Show anzeigte, betupfte sie sich mit einem Spitzentaschentuch die Stirn und nahm sich zusammen. In letzter Sekunde suchte sie Blickkontakt zum Kameramann und zwinkerte ihm zu. Er grinste errötend zurück. Freddy hatte sie einige Tricks des Metiers gelehrt, vor allem, wie man sich schmeichelhafte Kameraeinstellungen sicherte. Dieses Interview war leichter durchzustehen, wenn sie die Initiative ergriff.
    „Noch einmal, willkommen“, begann Vicki. „Wir sprachen gerade über Ihre bevorstehende Eheschließung.“ An die Kamera gewandt, fügte sie hinzu: „Für alle, die es nicht wissen, Freddy Walen ist nicht nur ihr Verlobter, sondern auch ihr Agent.“
    „Was soll ich sagen“, erwiderte Charlotte und machte eine kleine hilflose Handbewegung. „Er ist wunderbar. Unterstützend. Er ist immer für mich da.“ Sie blickte kurz in die Kulissen. Dort stand Freddy, breitbeinig, die Hände gefaltet. Der Kapitän des Schiffes in stürmischer See.
    Er lächelte ihr zu. Freddy sah blendend aus in dem dunkelgrauen Dreiteiler, der gut zu seinem grau melierten Haar passte. Offenbar hatte er ihren Worten aufmerksam gelauscht, denn seine blauen Augen strahlten vor Zufriedenheit über ihre Antwort. Es schien ihn nicht zu stören, dass sie ihm keine Liebeserklärung gemacht hatte.
    „Walen hat Sie entdeckt, nicht wahr? Einige behaupten sogar, er hätte Ihre Karriere aufgebaut.“
    Charlotte rückte sich in ihrem Sessel zurecht. „Er glaubte an mein Talent, und jeder gute Agent berät seinen Klienten. Das ist seine Aufgabe.“
    Vicki lächelte. „In Ihrem Fall sagt man allerdings, Freddy Walen sei besessen von Ihrer Karriere – und von Ihnen.“
    Charlotte besaß die Geistesgegenwart zu lachen. „Sagt man das?“
    „Vermutlich ist es für einen Mann nur natürlich, von Ihnen besessen zu sein“, fügte Vicki großzügig hinzu. Zustimmendes Raunen und Kichern im Publikum. Charlotte zuckte humorvoll die Schultern.
    „Sollte ich besser sagen, für ziemlich viele Männer?“ fügte Vicki mit boshaftem Aufblitzen der Augen hinzu. Der Kameramann blinzelte.
    Charlotte wusste, aus welcher Ecke das kam, und konnte Vicki die Anspielung nicht verübeln. Freddy hatte ihr Image sorgfältig aufgebaut. Er gab ihre natürliche Schüchternheit als die Zurückgezogenheit des Stars aus, arrangierte zahllose Verabredungen mit ihren Co-Stars und ließ bei der Presse durchsickern, dass sie Affären habe. Das war nichts Neues, sondern ein uralter Publicity-Trick. Aber Presse und Publikum glaubten ihn immer wieder gern.
    „Jetzt gibt es nur noch Freddy“, erwiderte sie freundlich, und das Publikum reagierte mit herzlichem Applaus. Sie stellte sich Freddy mit stolz geschwellter Brust in den Kulissen vor. Er liebte das Rampenlicht.
    „Ihre Schönheit ist von der Art, die Legenden entstehen lässt. Aber für manche ist sie auch ein Fluch. Denken wir an Helena von Troja oder an Marilyn

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