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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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fühlte sich betrogen, in die Falle gelockt. Zum pochenden Schmerz in den Schläfen kamen die ersten Schüttelfröste. Sie ballte die Hände auf dem Schoß, dass sich die Fingernägel halbmondförmig in die Handflächen bohrten. Wie sollte sie das durchstehen? Sie hatte Freddy gewarnt. Lieber Gott, flehte sie im Stillen, lass mich nicht vor laufender Kamera umkippen!
    „Können Sie etwas zu den Gerüchten über einen Zusammenbruch sagen?“
    Charlotte lächelte mit eiserner Disziplin. „Ich dachte, das hätte ich soeben getan.“
    „Oh, natürlich können Sie so tun, als hätte Sie der Bruch mit Brad Sommers nicht mitgenommen.“
    Diesmal war Charlottes Erheiterung echt. Freddys Pressearbeit tat ihre Wirkung. „Vicki, wirklich, machen Sie halblang. Brad und ich, wir sind Freunde“, log sie.
    „Wenn nicht Brad, dann …“ Vicki überflog rasch ihre Notizen. „Was ist dann mit Michael Mondragon?“ Sie hob triumphierend den Blick. „Es gibt Gerüchte, dass Sie hinter Ihren efeubewachsenen Mauern tatsächlich eine heiße Liebesaffäre mit Ihrem Gärtner verbargen.“
    Charlotte lehnte sich erschüttert zurück. Woher wusste Vicki von Michael? Wie konnte sie es wagen, ihn einen Gärtner zu nennen? Übelkeit zwang sie, trocken zu schlucken. Für die Kamera sah das aus, als habe die Frage sie überwältigt. Schuldig durch Schweigen.
    Ihr flehender Blick glitt in die Kulissen zu Freddy. Bitte schreite ein, sagten ihre Augen. Du hast das hier eingefädelt. Oder willst du mich vorführen?
    Ihr Freund, der Kameramann, gehorchte und schwenkte kurz auf Freddy, der die Arme jetzt vor der Brust verschränkt hatte. Sein Lächeln war hart, die Augen funkelten zornig. Freddy schwieg jedoch und machte eine abwinkende Geste zur Kamera. Vicki gab dem Kameramann ein Zeichen, und sofort war sie wieder im Bild.
    „Michael wer?“ fragte Charlotte schließlich und richtete sich auf, zornig auf Vicki, weil sie in ihrem Privatleben herumgeschnüffelt hatte, zornig auf Freddy, weil er die Information hatte durchsickern lassen, und zornig auf sich, weil sie nicht den Mut aufbrachte, von der Bühne zu gehen. „Ich und mein Gärtner? Also wirklich, das ist doch wohl die Höhe!“ Sie konnte nicht anders, sie bedeckte die Augen mit der Hand. Ihr Zittern wurde heftiger, sie fühlte sich schwach und schwindelig. Armer Michael. Falls er das gehört hatte, musste er tief verletzt sein.
    „Eben wegen solcher Gerüchte halte ich mein Privatleben geheim.“ Sie hob den Blick. Zorn gab ihr Kraft. Sie merkte nicht, dass ihre Hände die Armlehnen umklammerten. „Nach der Hochzeit werden Freddy und ich eine lange Reise antreten, damit sich meine Gesundheit wieder stabilisiert. Wenn ich zurückkomme, werde ich so gut wie neu sein und bereit für neue Aufgaben.“
    Vicki zog sich ins Publikum zurück. Eine Frau mit einem lieben Gesicht, offenbar ein Fan, hielt sie auf. „Gibt es einen neuen Film, auf den wir uns freuen dürfen?“
    Charlotte dankte der älteren Dame insgeheim. „Aber natürlich“, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln. „Ich freue mich sehr auf mein neues Projekt. Ich wollte schon immer die Hauptrolle in
Tess of the D’Urbervilles
spielen.“
    „Wieder eine fordernde Rolle“, meinte Vicki. „Angeblich verwandeln Sie sich in den Charakter, den Sie gerade spielen. Aber Sie werden nicht sterben wie die arme Tess, hoffe ich.“
    Während das Publikum kicherte, hielt Charlotte kurz den Atem an. Ahnte Vicki etwas? Hatte Dr. Harmon Recht und Freddy Unrecht? Wem sollte sie glauben? Ihr Zustand verschlechterte sich eindeutig. Sie überstand kaum noch einen Tag ohne Kollaps.
    Trotz Schwindels und verschwommener Sicht konzentrierte sie sich mit ganzer Kraft auf die Antwort. „Liebe Güte, das will ich doch nicht hoffen!“ Sie lächelte unbefangen in die Kamera. „Ich hoffe, Sie gehen alle in die Kinos, um meinen neuen Film anzuschauen.“
    Vicki schien zufrieden, und das Publikum zeigte seine Zustimmung durch Applaus. Freddy nickte aus den Kulissen mit väterlichem Wohlwollen. Alle lächelten. Charlotte lehnte sich zurück und sah auf ihre Uhr. Es war vorüber. Sie hatte das Interview überstanden, ohne sich zu verraten. Ein paar heikle Momente lang hatte sie befürchtet, Vicki sei auf Sensation aus und versuche ihr wie einem schuldigen Zeugen vor Gericht ein Geständnis zu entlocken. Was für ein tolles Fernsehereignis das gewesen wäre – und das Ende einer Karriere.
    Egal, dachte sie und ignorierte ihren Magenkrampf. In

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