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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Po und presste sie an sich.
    „Okay, hört auf damit, oder ihr riskiert da hinten einen Aufstand.“ Bobby schlenderte heran. Sein breiter Panamahut beschattete das lächelnde Gesicht. Zur hellen Leinenhose trug er ein mintfarbenes Hemd.
    Kaum der geeignete Aufzug für Gartenarbeit, dachte Charlotte. Allerdings war er nach eigener Aussage ja nur als Berater tätig.
    „Den Männern läuft bei Ihrem Anblick das Wasser im Mund zusammen“, neckte er sie.
    Sie lachte.
    „Nett, dass du kommst“, sagte Michael distanziert und ließ sie los. Sie neigte den Kopf leicht zur Seite, verwundert über die plötzliche Spannung. „Geh zu ihnen und sag ihnen, sie sollen sich um ihre Arbeit kümmern. Ich komme gleich.“
    Bobbys Lächeln wurde härter. „Du bist der Boss.“ Er verneigte sich zwinkernd vor Charlotte und ging wieder.
    „Mist.“ Michael stemmte finster die Hände auf die Hüften.
    „Was ist los?“
    „Nichts. Ich muss nach den Arbeitern sehen.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Wir reden später noch über deinen appetitanregenden Aufzug.“
    Sie sah ihm nach, als er mit energischen Schritten zu seinen Männern und zu Bobby ging, der sich über die Skizzen beugte. Was mochte geschehen sein, dass sich die beiden Brüder so entfremdet hatten?
    Ehe die Sonne sank, packten die Männer ihre Sachen zusammen und fuhren davon. Sie hatten einen ganzen Tag angestrengt gearbeitet. Bobby ging als Letzter und ließ ihr eine Hybrid-Teerose als Geschenk da.
    „Gelbe Rosen stehen für Freundschaft“, erklärte er und drückte ihr die Rose mit dem rosa Blütenrand in die Hand. „Die roten Rosen überlasse ich unserem Romeo hier. Ich habe mir die Freiheit genommen, ein kleines Rosenbeet in der Ecke der Terrasse anzulegen. Der Platz ist ideal. Der Duft wird zu Ihnen hinüberwehen, wenn Sie dort sitzen.“ Er küsste sie auf beide Wangen. „Willkommen in Kalifornien.“
    „Sie müssen nicht gehen“, sagte sie rasch. „Ich wollte gerade Wein anbieten. Möchten Sie nicht auf ein Glas bleiben?“ Sie sah Michael an, damit er ihre Einladung unterstützte, doch der hielt sich eigenartig zurück.
    Bobby warf seinem Bruder einen raschen Blick zu und erwiderte: „Danke für die Einladung, aber es ist Freitagabend, und ich habe eigene Pläne. Ich bringe nächste Woche eine Wagenladung Mulch. Falls mein Bruder mir nicht zuvorkommt. Und irgendwie habe ich das Gefühl, er tut das.“ Michael ignorierte die Neckerei und blickte auf seine Schuhspitzen.
    Nachdem Bobby fort war, brachte sie gekühlten Weißwein und frische Erdbeeren hinaus auf die Terrasse. Das Abendrot leuchtete um die Wette mit den Farben ihres neuen Gartens. Vorhin hatten sie einen Rundgang gemacht. Sie war begeistert gewesen über die asymmetrische, informelle Gartenanlage mit Blumen, Kräutern, Büschen und ausgesuchten Bäumen, die die harten Konturen der Landschaft milderten und dem Haus schmeichelten. Eine Oase der Ruhe und Entspannung.
    Auf der Terrasse standen einige große Terrakottatöpfe für Melanies Kräuter. Dann und wann wehte der Wind Düfte von Rosmarin, Lavendel oder Rosen herüber.
    „Du hast zu viel Aufwand getrieben“, sagte sie mit einem Blick auf ihren Garten im letzten Tageslicht. „Übertreibst du immer so?
    „Nur bei dir. Ich will dich so verwöhnen, dass du für andere Männer verdorben bist.“
    „Das ist dir bereits gelungen. Du darfst dich auf deinen Lorbeeren ausruhen.“
    „Hm. Einen Lorbeerbusch muss ich noch pflanzen.“
    „Hör auf, das reicht. Sonst gelte ich noch als ausgehaltene Frau, und Mrs. Delaney erhöht die Miete.“
    Er zuckte die Achseln und schwenkte den Wein im Glas. „Dann sag ihr, es sind alles Sommerblumen. Wenn du ausziehst, verrotten sie. Sie sollte die Miete verringern, weil du ihr Anwesen verschönert hast.“
    „Egal, ich bin einfach nur glücklich.“
    „Ich auch“, erwiderte er wahrheitsgemäß.

3. Teil
    L iebe, die sich auf Schönheit gründet, stirbt mit ihr.
    – John Donne –

11. KAPITEL
    E inen herrlichen Sommer lang war Michael Mondragon alles für Charlotte, ihr erster Gedanke am Morgen und ihr letzter am Abend. Ihre Haut hatte eine gesunde Färbung angenommen, teils vor Glück, teils von vieler Gartenarbeit. Sie fuhr gern mit den Händen durch die gute schwarze Erde, so wie sie nachts durch Michaels dichtes schwarzes Haar fuhr, wenn sie sich liebten. Ihre Sinne schienen geschärft zu sein: Die Luft roch besser, die Vögel sangen lauter, und sie empfand intensiver.
    Vor allem war die

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