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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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legte ihr das zerknautschte Laken um, nahm sie in die Arme und flüsterte: „Schlaf jetzt.“
    Charlotte erwachte, als ihr die Sonne durchs Fenster in die Augen schien. Jeder Muskel tat ihr weh, doch es war ein angenehmer Schmerz. Sie fühlte sich wunderbar, streckte sich gähnend und schlug leicht desorientiert die Augen auf.
    Plötzlich erinnerte sie sich. „Michael …“
    Seine Bettseite war leer. Das konnte doch nicht wahr sein! Er konnte unmöglich einfach verschwinden. Sie hatte schon davon gehört, dass Männer nicht gern neben Frauen aufwachten, mit denen sie bedeutungslosen Sex gehabt hatten. Großer Gott, nein, dachte sie und fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar. Hatten sie heute Nacht bedeutungslosen Sex miteinander gehabt? Auf seinem Kissen war der Abdruck seines Kopfes zu sehen. Den Laken haftete sein Geruch an, doch sie waren kalt.
    „Michael!“ rief sie. Keine Antwort.
    Sie stand auf und entdeckte die roten Flecken auf dem Betttuch. Die Wangen gerötet, warf sie sich den Bademantel über und lief hinaus in den Hof. Sein Wagen war fort, und Michael mit ihm.
    Fröstelnd schlang sie die Arme um sich und stieß mit dem Fuß einen Kieselstein fort. Letzte Nacht in seinen Armen hatte sie sich geliebt und geborgen gefühlt. Was war nur los mit ihr, dass niemand sie wirklich lieben konnte? Lag es daran, dass sie nur eine schöne Hülle war? Er musste das instinktiv gespürt haben, wie hätte er sonst ohne ein Wort gehen können?
    Sie wischte sich die Augen und ging zum Haus. Als sie die Tür erreichte, hörte sie das Knirschen von Rädern auf Kies und zwei kurze Huptöne.
    Michael kam mit dem roten Lieferwagen, der aussah wie ein Blumenkarren. Über die Seiten hingen die dicken rosa Blüten des Magnolienbaumes und mehrere blühende Büsche. Die Ladefläche quoll über von Sommerblumen und Stauden. Ihm folgten zwei weitere Lieferwagen mit Erde und Männern in grünen T-Shirts mit dem Mondragon-Schriftzug darauf.
    Michael sprang aus dem Wagen, lief auf sie zu, umarmte sie und gab ihr einen festen Kuss auf den Mund. Als er zurückwich, überreichte er ihr einen großen Blumenstrauß.
    „Schade, dass du schon wach bist. Ich wollte dich überraschen, wenn du die Augen aufmachst. Schau, was ich dir mitgebracht habe.“ Er zog sie in jungenhaftem Eifer zum Lieferwagen. Offenbar gewöhnt, Befehle zu erteilen, gab Michael den Männern Anweisungen, die sie umgehend und respektvoll ausführten.
    Charlotte sah, wie palettenweise Blumen abgeladen wurden, und legte lachend die Hände an die Wangen. „Mein Gott, so viel!“
    „Und das ist erst der Anfang. Warte hier.“
    Er führte seine Männer in den Garten und besprach die Skizzen mit ihnen. Die Mannschaft war gut organisiert, und bald wurden die ersten Schaufeln Erde hochgeworfen.
    „Du hast viel mehr mitgebracht, als ich bestellt habe“, sagte Charlotte, als er zu ihr zurückkehrte.
    „Ich hoffe, du erlaubst mir ein Geschenk.“
    „Aber so viel … das habe ich kaum verdient.“
    Er umarmte sie, fuhr ihr mit einer Hand den Rücken hinab und spürte, dass sie unter dem Morgenmantel nackt war. Er presste die Lippen auf ihren Kopf und raunte: „Du hast mir letzte Nacht das schönste Geschenk meines Lebens gemacht.“
    Lächelnd erwiderte sie nah an seinem Ohr: „Das Vergnügen war ganz meinerseits.“
    Er küsste sie auf den Mund und drückte sie an sich. „Du lernst schnell,
Querida
. Gestern noch Jungfrau und heute schon Verführerin.“
    „Ich hatte einen guten Lehrer.“
    „Dann bekommst du heute Nacht noch eine Lektion. Aber jetzt …“, er gab ihr einen Klaps auf den Po, „… muss ich mich mit meinen Männern an die Arbeit machen. Ich habe die Mannschaften von anderen Aufträgen abgezogen. Wird ‘ne ziemliche Rechnung. Also, wenn wir deinen Garten fertig bekommen wollen, ehe du zu deinen Dreharbeiten abreist, dann heute. Außerdem solltest du wirklich hineingehen und dich anziehen. Es wäre ein Jammer, wenn ich meine Leute entlassen müsste, weil sie dich mit Blicken verschlingen.“
    An derlei Neckereien nicht gewöhnt, errötete sie heftig. Er liebte ihre Scheu. In mancher Hinsicht war sie immer noch wie ein Teenager, mit ihren langen schmalen Gliedmaßen und dem schüchternen Erröten. Und dann wieder überraschte sie ihn mit einer Reife und Weisheit, die weit über ihr Alter hinausgingen. Sie war ein vielschichtiges Wesen, mit dem ihm wohl nie langweilig werden würde. Er zog sie wieder in die Arme, legte die Hände auf ihren kleinen

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