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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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auf. »Die sind immer wunderschön und schrecklich dankbar, die können wir ja nicht einfach so mitnehmen, da würden uns Nica und Anula die Köpfe abreißen.«
    »Stimmt. Aber vielleicht gibt es auch alte Jungfrauen? Solche, die einfach nur errettet und heimgebracht werden wollen? «
    »Hm. Das klingt nicht …«
    »Ja, schon gut.«
    »Also ich finde, wir sollten das mit den Schätzen weiterverfolgen. Schätze an Land, die nicht von einem Münzmolch bewacht werden. So vollbringen wir Heldentaten und haben zudem noch Geschenke zum Mitbringen.«
    »Gut.« Ben starrte auf das Meer. Ja, Schätze zu finden, schien ein guter Gedanke zu sein. Geschmeide, eine Krone für Anula. Und irgendwann würden sie auch wieder einen Drachen befreien, ganz bestimmt. Aber im Augenblick war das Großtirdische Reich fern, und damit auch die Gedanken an den Orden der Drachenritter und die Belohnung, die auf ihre Köpfe ausgesetzt war. Die nächsten Taten sollten erst einmal für Anula und Nica sein. Er schleuderte eine aussortierte Muschel weit hinaus ins Meer und erhob sich.
    »Dann also abgemacht. Ab morgen beeindrucken wir die Mädchen.«

FLASCHENPOST
    S tolz überreichten Ben und Yanko ihre Muscheln und setzten sich neben Anula und Nica, ließen sich zum Dank küssen und klopften sich innerlich selbst auf die Schulter, während die Mädchen die außergewöhnliche Schönheit der beiden Geschenke lobten. Anula hob das helle Schimmern von Bens Muschel hervor, während Nica mal auf diese, mal auf jene Stelle im Muster von Yankos Geschenk deutete und sagte, wie einzigartig und hübsch die Farben gerade dort ineinandergriffen.
    »Und sie sind ziemlich groß, oder?«, bemerkte Yanko schließlich.
    »Richtige Brocken«, ergänzte Ben und verkniff sich die Frage, welche größer sei.
    »Ja.« Nica nickte bedächtig und drehte ihre Muschel in den Händen. »Sie sind schon ein bisschen arg schwer, aber irgendwie können wir sie schon mitschleppen. Wäre schade, sie hierzulassen, sie sind ja wirklich schön.«
    »Wir und mitschleppen ist gut gesagt«, mischte sich der Drache Aiphyron ein und blinzelte gegen die tief stehende Sonne. »Im Endeffekt landen die Dinger doch auf unseren Rücken. «
    »Willst du jetzt etwa sagen, dass dir eine Muschel zu schwer ist?«, stichelte Ben.
    »Nein, nein. So groß sind sie ja wirklich nicht. Weit im Westen gibt es Muscheln, die werden von den Menschen dort mit eigenen Kränen aus dem Meer gehievt und als eine
Art Badewanne für die ganze Familie benutzt. Zwei kleine Kinder, die nicht schwimmen konnten, sind darin schon ertrunken. Das nenne ich groß.«
    »Dann ist es ja gut, dass unsere so winzig klein sind.« Anula lächelte und strich Ben über die Wange. »Klein und wunderschön. «
    Ben schwieg und knirschte mit den Zähnen. Das nächste Mal würde er ihr eben eine wirklich kleine Muschel mitbringen, damit sie sehen konnte, was winzig klein bedeutete.
    Yanko wechselte das Thema und erzählte ausführlich, wie sie heldenhaft von der Klippe gesprungen waren, kopfüber und bestimmt aus zwanzig Schritt Höhe. »Zwanzig Schritt! Niemand aus Trollfurt hat das je gemacht.«
    »Das war bestimmt sehr schön«, sagte Nica. »Aber wollt ihr gar nicht wissen, was wir gemacht haben?«
    »Ähm, ich dachte, ihr habt hier einfach in der Sonne gesessen? «
    »Auch.« Nicas Augen blitzten.
    »Aber ihr seid nicht die Einzigen, die etwas gefunden haben«, bemerkte Anula.
    »Na, dann zeigt uns eure Muscheln«, sagte Ben, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass sie am Strand wirklich große gefunden hatten. »Die sind bestimmt auch wunderschön. Und auch leichter zu tragen.«
    »Keine Muscheln. Wir haben das dort aus den Wellen gefischt. « Anula zeigte auf eine dreckige Flasche mit kurzem dickem Hals, die hinter ihnen im Sand lag. Algen klebten auf dem verkratzten, milchigen Glas. Ohne sie gründlich zu säubern, würde Ben auf keinen Fall daraus trinken wollen. Darüber hinaus war sie vollkommen leer.

    »Ähm, ja, auch schön«, sagte Ben. Er fragte nicht, wie sie aus ihr eine schöne Kette machen wollten.
    Yanko wirkte ähnlich ratlos. Doch er langte hinüber und nahm die Flasche in die Hand, schüttelte sie mit hochgezogenen Brauen, hielt sie gegen die Sonne und kniff ein Auge zu. Dann tat er, als würde er daran lauschen, und sagte gewichtig: »Scheint tatsächlich leer zu sein.« Grinsend roch er auch noch an der Öffnung und verzog das Gesicht. »Abgesehen vom Gestank.«
    »Aber als wir sie aus dem Meer gefischt

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