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Das verlorene Gesicht

Das verlorene Gesicht

Titel: Das verlorene Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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verstehen.« »Sie brauchen mich nicht zu verstehen. Sie brauchen nur zu glauben, dass wir auf derselben Seite stehen.« »O ja, wir stehen auf derselben Seite. Dafür haben Sie gesorgt. Sie haben mich mitten in diesen Schlamassel reingezogen.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Und wissen Sie, wer dieser Mann im Weißen Haus ist?« »Wir glauben, dass es Kevin Detwil ist. Er ist einer von den drei Doubles, die während des ersten Amtsjahres von Chadbourne eingesetzt wurden«, erklärte Gil. »Detwil wurde nur zweimal bei kurzen öffentlichen Auftritten eingesetzt, dann gab er den Job auf. Er sagte, er müsste wegen wichtiger persönlicher Angelegenheiten zurück nach Indiana gehen, aber in Wirklichkeit ist er nach Südamerika geflogen und hat sich weiteren chirurgischen Eingriffen an seinem Gesicht unterzogen.« »Weiteren chirurgischen Eingriffen?« »Er hatte sich schon in Washington einige Male operieren lassen, bevor er den Job bekam. Als er in das Komplott einbezogen wurde, musste er genauso aussehen wie Chadbourne. Alles musste übereinstimmen, bis hin zu den Narben am unteren Rücken. Er musste sich die Gesten, die Stimmlage und den Tonfall und so weiter noch genauer aneignen. Außerdem musste er in Politik und in Verfahrensfragen unterwiesen werden und über das alltägliche Leben im Weißen Haus. Lisa Chadbourne hätte ihm natürlich helfen können, aber sie konnten ihn nicht einfach ins kalte Wasser springen lassen.« »Ich nehme an, das sind alles Vermutungen.« Gil zuckte die Achseln. »Die anderen beiden Doubles sind gesund und munter und treten hin und wieder in der Öffentlichkeit auf. Detwil ist nie in Indiana angekommen. Es ist mir allerdings gelungen, seine Spur bis zu einer Privatklinik in Brasilia und zu einem gewissen Dr. Hernandez zu verfolgen, der dafür bekannt war, dass er Betrügern, Mördern und Terroristen zu neuen Gesichtern verhilft. Detwil wurde unter dem Namen Herbert Schwartz in die Klinik aufgenommen. Kurz nachdem Mr Schwartz entlassen wurde, stürzte der unglückliche Dr. Hernandez von der Terrasse seiner Penthauswohnung.« »Kevin Detwil«, wiederholte Eve langsam. »Er muss ziemlich krank im Kopf sein, um so etwas zu tun. Aber die Regierung muss eine Akte über ihn angelegt haben. Hat es eine Sicherheitsüberprüfung gegeben?« »Selbstverständlich. Aber es gibt nicht viele Männer auf der Welt, die man für den Präsidenten ausgeben kann, die Auswahl ist also sehr eingeschränkt. Die Sicherheitsüberprüfung bezieht sich in diesen Fällen hauptsächlich auf die Frage, ob der Betreffende die nötige Verschwiegenheit besitzt und keine Gefahr besteht, dass er die Behörden in Verlegenheit bringt, indem er irgendwas ausplaudert. Aus Detwils Akte geht hervor«, fügte Gil hinzu, »dass er ein ruhiges, normales, durchschnittlich intelligentes Kind war, das zu einem ziemlich langweiligen, durchschnittlichen Mann heranwuchs. Er ist unverheiratet, wurde von seiner Mutter allein großgezogen und lebte mit ihr zusammen, bis sie vor fünf Jahren starb.« »Was ist mit seinem Vater?« »Ist abgehauen, als Detwil noch klein war. Offenbar stand er ziemlich unter dem Pantoffel seiner Mutter.« »Was Lisa Chadbourne gerade recht kam«, sagte Logan. »Ein Mann mit einer solchen Vergangenheit lässt sich von jeder dominanten Frau zurechtbiegen.« »Aber passt es zu ihm, so eine Herausforderung anzunehmen? Sie sagten doch, er sei langweilig und durchschnittlich.« »Sie haben doch die Bänder gesehen. Er genießt es. Er strahlt«, sagte Logan. »Stellen Sie sich vor, Sie wären Ihr Leben lang ein Mauerblümchen gewesen. Dann werden Sie plötzlich zur mächtigsten Frau der Welt. Jeder tanzt nach Ihrer Pfeife, jeder hört auf das, was Sie sagen. Er ist eine männliche Cinderella und Lisa Chadbourne hat ihm den gläsernen Schuh gereicht.« »Mit einem Gängelband«, bemerkte Eve. »Wahrscheinlich ist ihm das nur recht. Er ist es gewöhnt, gegängelt zu werden. Manche Männer fühlen sich dann erst richtig sicher.« »Ich nehme also an, er ist kein Risiko für sie.« »Möglich, dass er hin und wieder nervös wird, aber nicht, wenn sie in seiner Nähe ist und ihn nicht aus den Augen lässt. Sie hat sich wahrscheinlich zum wichtigsten Menschen in seinem Leben gemacht.« »Wichtig genug, dass er Chadbourne für sie ermordet haben könnte?« Logan zuckte die Achseln. »Ich nehme nicht an, dass sie riskieren würde, ihn an dem eigentlichen Verbrechen zu beteiligen. Dazu fehlt es ihm an

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