Das verlorene Gesicht
spitzbübisch an. »Mein Gott, du hast ja einen Riesenständer. Ich muss mir merken, wie Lob sich auf dich auswirkt. So bleibe ich eine glückliche und zufriedene Frau.« Sie trat einen Schritt zurück und ließ ihren Morgenmantel fallen. »Komm mit ins Bett, dann zeige ich dir, wie gut du heute mit dem japanischen Botschafter umgegangen bist.« Er lachte in sich hinein und ging auf sie zu, glücklich wie ein Teenager vor lauter Vorfreude auf das, was ihn erwartete. Mit einem herausfordernden Lächeln schlüpfte sie unter die Decke. Ben und sie hatten in einem gemeinsamen Bett geschlafen, und Kevin von Anfang an mit ins Bett zu nehmen, war ein wichtiger Teil des Plans gewesen. Anfangs war er zurückhaltend gewesen, regelrecht schüchtern, und sie hatte ihre ganze Verführungskunst ins Spiel bringen müssen, ohne allzu aggressiv zu wirken. Sie hätte andere Möglichkeiten finden können, ihn in der Hand zu behalten, aber so war es am besten. Es war ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Kevin unter Kontrolle blieb. Und Sex eignete sich dazu am besten.
Dieses arrogante Miststück.
Timwick lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Das konnte Lisa so passen, ihn herumzukommandieren und sich dann ins Bett zu legen und ihn die Drecksarbeit erledigen zu lassen. Sie residierte im Weißen Haus wie eine Königin, während er in diesem schäbigen Büro hockte und sich den Arsch aufriss. Sie wollte Resultate, aber sie wollte sich nicht die Hände schmutzig machen, und sie sah nur, was sie sehen wollte. Er war derjenige, der dafür sorgte, dass alles glatt lief und nicht in einer Katastrophe endete. Wo wäre sie denn heute, wenn er die Sache nicht in die Hand genommen hätte?
Eve Duncan. Sie war Logans Werkzeug, mehr nicht. Es war idiotisch, sie so wichtig zu nehmen. Wenn Lisa nicht so eine verbohrte Feministin wäre, würde sie einsehen, dass Logan die größte Bedrohung darstellte.
Gott, er schien von Bedrohungen nur so umgeben zu sein.
Seine Hände umklammerten die Stuhllehnen. Immer mit der Ruhe. Er tat alles, was er konnte, um die Situation zu retten. Er würde sie retten. Für ihn stand viel zu viel auf dem Spiel, als dass er jetzt aussteigen konnte. Wenn er durchhielt, würde er am Ende alles haben, was er wollte.
Er griff nach dem Telefon. Er würde tun, was sie von ihm verlangte – vorerst. Er brauchte sie, damit das Spiel nicht aufflog, und er brauchte sie, um Detwil für eine zweite Amtszeit ins Weiße Haus zu bringen. Danach würde er die Kontrolle übernehmen. Sollte Lisa ruhig annehmen, sie hätte die Karten in der Hand.
Er würde ihr so viele Informationen über Eve Duncan geben, dass sie daran erstickte.
»Aufwachen, wir sind da.« Als Eve die Augen öffnete, sah sie, wie Logan ausstieg. Sie gähnte. »Wie spät ist es?« »Nach Mitternacht.« Gil griff nach der Tür. »Sie haben
fast während der ganzen Fahrt geschlafen.« Sie konnte kaum glauben, dass sie eingeschlafen war. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt gewesen. »Sie haben ein paar anstrengende Tage hinter sich«, beantwortete Gil die unausgesprochene Frage. »Ich habe auch ein bisschen gedöst. Aber ich freue mich, wenn ich mich endlich ausstrecken kann.«
Sie war so steif, dass sie sich an der Tür festhalten musste, als sie aus dem Wagen stieg. Sie sah, wie Logan die Stufen zum Haus hinaufging und die Haustür aufschloss. Er trug den Lederkoffer mit Chadbournes Kopf. Bei Logan konnte man sich darauf verlassen, dass er seine Prioritäten kannte, dachte sie.
»Fertig?«, fragte Gil und nahm ihren Koffer. »Den nehme ich.« »Ich schaffe das schon. Nehmen Sie Mandy.« Er folgte
Logan bereits die Stufen hinauf. Sie wollte nicht hineingehen. Die Luft war kühl und feucht und das Rauschen des Meeres am Strand kam ihr
wie ein Segen vor. Sie war schon lange nicht mehr an der Küste gewesen. Joe war mit ihr auf die Cumberland-Insel gefahren, nachdem sie das Schlimmste überstanden hatte, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, wie es auf der Insel ausgesehen hatte. Sie wusste nur noch, wie Joe sie in den Armen gehalten hatte, wie er mit ihr geredet hatte, wie er die Nacht von ihr ferngehalten hatte.
Joe. Sie musste Joe anrufen. Sie hatte nicht mehr mit ihm gesprochen seit der Nacht, bevor sie in das Maisfeld gefahren waren. Sie hatte absichtlich vermieden, ihn anzurufen und ihn noch tiefer in diesen Morast hineinzuziehen. Aber wenn sie sich nicht bald bei ihm meldete, würde er das Barrett House mit einem Einsatzkommando
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