Das verlorene Gesicht
Rückgrat.« »Wenn sie ihn ermordet hat. Sie haben keinen Beweis, dass er ermordet wurde.« »Ich hatte gehofft, dass Sie uns dazu verhelfen würden.« Sie hatte geahnt, dass er das von ihr verlangen würde, aber vorerst würde sie sich auf nichts einlassen. Sie brauchte Zeit, um zu verdauen, was sie erfahren hatte, und zu entscheiden, ob es die Wahrheit sein konnte. »Das hätten Sie wohl gern.« »Es bleibt Ihnen keine Wahl.« »Blödsinn.« »Tja, auf jeden Fall keine anständige Alternative.« »Erzählen Sie mir nichts von Anstand.« »Ich schätze, es wird Zeit, dass wir das Radio einschalten«, murmelte Logan. »Machen Sie doch ein Nickerchen. Ich wecke Sie, wenn wir in North Carolina sind.« Er schaltete das Radio ein und die Klänge von Griegs Peer Gynt Suite erfüllten den Wagen. »O mein Gott.« Gil drückte sich in die Ecke. »Eve, sagen Sie ihm, er soll das abschalten und mich verschonen. Ich glaube, ich habe einen Rückfall.« »Sorgen Sie selbst für Ihr Wohlergehen.« Die Musik beruhigte ihre geschundenen Nerven. »Sie haben sich bisher auch nicht besonders um meine Bedürfnisse gekümmert. Jedenfalls nicht, wenn sie dem im Weg standen, was Logan von mir wollte.« »Auweia.« Gil verzog das Gesicht. »Verzeihen Sie. Ich gewöhne mich schon an die klassische Musik. Bis wir am Strandhaus sind, wird mir der alte Grieg wahrscheinlich lieber sein als Reba McIntyre.«
Kapitel 12
»Sind Sie sicher, dass es erledigt ist, James?«, wollte Lisa Chadbourne von Timwick wissen. »Es hat lange genug gedauert, Herrgott noch mal. Ich kann mir keine weiteren Fehler mehr leisten.«
»Barrett House steht in Flammen. Es hat nur so lange gedauert, weil sichergestellt werden musste, dass es so aussieht, als wäre das Feuer durch einen Kabelbrand entstanden.«
»Und Sie haben Leute losgeschickt, um die Leiche zu bergen? Ich will nicht, dass die Notärzte der Feuerwehr zuerst da sind.«
»Ich bin kein Idiot, Lisa. Sie holen ihn da raus und bringen ihn nach Bethesda.« Er klang entnervt. Offenbar war sie zu herrisch aufgetreten. Mit allen anderen lief es problemlos, aber mit Timwick klarzukommen wurde immer schwieriger. In der Öffentlichkeit benahm er sich angemessen respektvoll und unterwürfig, aber auf privater Ebene ließ er sie nie vergessen, dass sie Partner waren. »Tut mir Leid«, sagte sie etwas versöhnlicher. »Ich weiß, dass Sie tun, was Sie können. Ich bin einfach ein bisschen nervös. Ich fühle mich so hilflos.« »Wie eine Königskobra.« Sie war leicht schockiert. Zum ersten Mal wurde Timwick ihr gegenüber sarkastisch. Kein gutes Zeichen. Ihr war nicht entgangen, wie angespannt er in letzter Zeit war und wie er es zunehmend an ihr ausließ. »Habe ich das verdient, James? Wir waren uns einig, dass es getan werden musste, und ich bin immer offen und ehrlich zu Ihnen gewesen.« Stille. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde. Sie hatten mir versichert, alles würde glatt laufen.« Bloß nicht aufregen. Den Gesamtplan im Auge behalten. Sie brauchte Timwick. Er hatte seine Aufgabe und sie hatte ihre. Sie ließ sich ihren Ärger nicht anmerken. »Ich tue mein Bestes.« Dann sagte sie freundlich: »Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie es waren, der in dem Beerdigungsinstitut nicht lange genug gewartet hat. Wir hätten nie ein Problem gehabt, wenn Sie sich vergewissert hätten, dass Donnelli seine Arbeit vollständig erledigt hatte.« »Ich habe dagesessen und zugesehen, wie er verbrannte. Ich dachte, ich könnte beruhigt gehen. Woher sollte ich wissen, dass es so verdammt lange dauert, eine Leiche zu verbrennen?« Sie hätte es gewusst. Sie hätte sich informiert und alles Nötige in Erfahrung gebracht. Dummerweise hatte sie sich darauf verlassen, dass Timwick genauso vorgehen würde. »Ich weiß. Es ist nicht Ihre Schuld. Aber jetzt müssen wir damit klarkommen … und mit Logan. Sie haben keine Spur von dem Schädel gefunden?« »Es gab Anzeichen dafür, dass diese Duncan dort gearbeitet hat, aber der Schädel war nicht da. Wenn sie so gut ist wie ihr Ruf, müssen wir davon ausgehen, dass sie ihre Arbeit zu Ende geführt hat.« Lisa spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. »Das ist nicht so tragisch. Ihr Ergebnis beweist fast nichts. Wir müssen einfach dafür sorgen, dass wir sie in den Medien in Misskredit bringen, bevor sie weitere Beweise in die Hände bekommen. Heute haben wir den ersten Schritt gemacht. Sorgen Sie dafür, dass sie gefunden werden und kein weiterer
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