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Das Verlorene Labyrinth

Das Verlorene Labyrinth

Titel: Das Verlorene Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Mosse
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- er beugte sich vor und klopfte auf das Blatt -, »wenn sich das Original in ihrem Besitz befände, warum sollte sie sich dann die Mühe machen und es abzeichnen?«
    Marie-Cecile betrachtete die Zeichnung. »Sie ist erstaunlich genau, für eine Zeichnung aus dem Gedächtnis.«
    »Da gebe ich Ihnen Recht.«
    »Wo ist Dr. Tanner jetzt?«
    »Hier in Carcassonne. Sie hat offenbar morgen einen Termin bei einem Anwalt.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Er zuckte die Achseln. »Eine Erbschaft, irgendwas in der Art. Sonntag will sie zurückfliegen.«
    Die Zweifel, die Marie-Cecile gleich von Anfang an gehabt hatte, als sie von dem Fund erfuhr, wurden immer stärker, je mehr er ihr erzählte. Irgendetwas passte nicht zusammen.
    »Wie kam es, dass Dr. Tanner in dem Ausgrabungsteam mitgearbeitet hat?«, fragte sie. »Wurde sie von jemandem empfohlen?«
    Authié blickte sie erstaunt an. »Dr. Tanner war keine reguläre Mitarbeiterin«, sagte er leichthin. »Ich bin sicher, dass ich das erwähnt habe.«
    Ihre Lippen wurden schmal. »Nein, das haben Sie nicht erwähnt.«
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte er glattzüngig. »Ich war mir wirklich sicher. Dr. Tanner hat eine Woche ehrenamtlich mitgearbeitet. Die meisten Ausgrabungen sind auf unbezahlte Hilfskräfte angewiesen, daher wird man sich wohl gefreut haben, als sie ins Team geholt wurde.«
    »Wer hat sie ins Team geholt?«
    »Shelagh O'Donnell, glaube ich«, sagte er ausdruckslos, »die Nummer zwei im Ausgrabungsteam.«
    »Ist Dr. Tanner eine Bekannte von Shelagh O'Donnell?«, fragte sie, bemüht, ihre Verblüffung zu kaschieren.
    »Anscheinend, deshalb ist mir auch der Gedanke gekommen, Dr. Tanner könnte den Ring vielleicht an sie weitergegeben haben. Leider hatte ich am Montag keine Gelegenheit mehr, sie zu befragen, und jetzt scheint sie wie vom Erdboden verschluckt zu sein.«
    »Wie bitte?«, fragte Marie-Cecile scharf. »Seit wann? Wer weiß davon?«
    »O'Donnell war gestern Abend im Ausgrabungshaus. Sie hat einen Anruf bekommen und ist kurz darauf gegangen. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.«
    Marie-Cecile zündete sich eine neue Zigarette an, um ihre Nerven zu beruhigen. »Wieso erfahre ich das erst jetzt?«
    »Mir war nicht klar, dass Sie das interessieren würde, schließlich hat es mit Ihrem Hauptanliegen nur am Rande zu tun. Ich bitte um Verzeihung.«
    »Hat man die Polizei verständigt?«
    »Noch nicht. Dr. Brayling, der Leiter der Ausgrabung, hat dem ganzen Team ein paar Tage freigegeben. Er hält es für möglich - für wahrscheinlich -, dass O'Donnell einfach weggefahren ist, ohne irgendwem Bescheid zu sagen.«
    »Ich möchte nicht, dass die Polizei eingeschaltet wird«, sagte sie heftig. »Das wäre äußerst bedauerlich.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Ansicht, Madame de l'Oradore. Dr. Brayling ist kein Dummkopf. Wenn er glaubt, dass O'Donnell etwas von der Ausgrabungsstätte hat mitgehen lassen, dann liegt es wohl kaum in seinem Interesse, die Behörden einzuschalten.« »Meinen Sie, O'Donnell hat den Ring gestohlen?«
    Authié wich der Frage aus. »Ich denke, wir sollten sie suchen.« »Das war nicht meine Frage. Und das Buch? Meinen Sie, dass sie das vielleicht auch an sich genommen hat?«
    Authié sah ihr direkt in die Augen. »Wie gesagt, weder will ich behaupten, dass das Buch da war, noch, dass es nicht da war.« Er zögerte kurz. »Falls es da war, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie es hätte beiseite schaffen können, ohne dass es jemand mitkriegt. Im Gegensatz zu dem Ring.«
    »Na, irgendwer hat das Buch jedenfalls mitgenommen«, fauchte sie entnervt.
    »Wie gesagt, falls es überhaupt da war.«
    Marie-Cecile sprang urplötzlich auf, ging um den Tisch herum und stellte sich dicht vor ihn. Zum ersten Mal sah sie eine gewisse Beunruhigung in seinen grauen Augen. Sie bückte sich und legte ihre Hand flach auf seine Brust.
    »Ich spüre Ihr Herz schlagen«, sagte sie leise. »Es schlägt sehr schnell. Wieso, Paul?« Sie hielt seinen Blick fest und drückte ihn zurück in den Sessel. »Ich dulde keine Fehler. Und ich kann es nicht leiden, wenn man mich nicht auf dem Laufenden hält.« Ihre Blicke fanden sich. »Haben wir uns verstanden?«
    Authié antwortete nicht. Sie hatte auch nicht damit gerechnet, dass er ein Wort erwiderte.
    »Ich verlange lediglich von Ihnen, dass Sie mir die versprochenen Gegenstände liefern. Dafür bezahle ich Sie. Also, finden Sie die Engländerin, kümmern Sie sich nötigenfalls um Noubel, alles andere ist Ihre Sache.

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